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Einkauf, Marketing und Marken > Impuls Soziales Management

Von der Notlösung zur Kita-Innovation

Aus der Suche nach einem Kitaplatz wurde ein wachsendes Unternehmen. So gelingt Familienfreundlichkeit mit wirtschaftlicher Qualität – zum Nachmachen.

Lisa Egen und Alfons Scheitz sitzen am Tisch und lachen sich an
Impuls Soziales Management startete als Selbsthilfeprojekt. Daraus entstand ein Konzern. Heute führen ihn die Kinder, die ursprünglich betreut wurden. Lisa Egen und Alfons Scheitz beweisen, dass sich gute Kinderbetreuung und Geld verdienen nicht widerspricht. (Foto: © Nina Skripietz Fotografie)

Von Midia Nuri 

Am Anfang stand ein Problem, das viele Eltern kennen: Wohin mit dem Kind, wenn es wieder mit der Arbeit losgeht oder es in der Schule plötzlich lange Ferien und nachmittags freigibt? „Ich war eines der Kinder, für die man einen Betreuungsplatz brauchte, der länger als bis 14 Uhr geöffnet hat“, sagt Lisa Egen, geschäftsführende Gesellschafterin der Impuls Soziales Management in Kassel. Die 38-Jährige ging in der 1992 gegründeten ersten Kindertagesstätte, der Oase aus Kassel, in den Hort. „Mein zweieinhalb Jahre jüngerer Bruder ist in den Kindergarten gegangen.“ Gegründet ­hatten das Unternehmen ihr Vater Alfons Scheitz und sein Mitgründer Oliver Strube. 

Eine Kita für den Eigenbedarf gründen viele Eltern. „Das Besondere an uns ist und war, dass wir wirtschaftliche Prinzipien in den altruistischen Kita-Bereich übertragen“, sagt die Soziologin. „Unser Ziel ist, gute Qualität zu liefern, aber wir müssen natürlich auch rentabel arbeiten.“ Das zog schnell nicht nur die Aufmerksamkeit anderer Eltern auf sich, sondern auch die von Unternehmen, die für ihre Beschäftigten ebenfalls Lösungen suchten, um Beruf und Familie besser zu verbinden. 

Als Erstes fragte EAM Energie, Energieversorger aus Kassel, an, ob Scheitz und Strube bei einer hauseigenen Kita helfen könnten. So planten die beiden ihre erste Betriebskita, „Die Stromer“. Um das Honorar ordentlich verbuchen zu können, gründeten sie die Beratungsgesellschaft Impuls Soziales Management. Die gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung von Kinderbetreuung (GFK) kam als Trägergesellschaft für Kindertagesstätten hinzu. Rasch zählten zu den Kunden des wachsenden Kita-Unternehmens etwa Caritas und das Diakonische Werk, aber auch die Europäische Zentralbank, Lufthansa sowie Volkswagen. 

„Das Herzstück unseres Unternehmens sind die Menschen in unseren Kindertagesstätten“, steht auf der Internetseite e-impuls.de. 2000 beschäftigt das Unternehmen. Die Anforderungen an das pädagogische Personal sind von je her hoch. Mit Fortbildung, Jahresgesprächen und gut gezielten Anreizen bekommt das Unternehmen bislang stets genug Mitarbeiter. „Gerade bei den betriebsnahen Einrichtungen ist der Standard oft besser“, erklärt Egen. „In der Regel haben wir ein deutlich besseres Verhältnis von der Zahl der Fachkräfte zu der Zahl der anwesenden Kinder, also statt zwei Fachkräfte drei auf 25 oder 20 Kinder.“ In der Krippe seien es nur zehn statt der erlaubten 12 oder 15 Kinder. Die Gruppen sind kleiner. Je nachdem, wie das Unternehmen wünscht und bezahlt. Doch auch die Kita-Profis bekommen den Fachkräftemangel zu spüren. „Statt uns allein auf die Qualität zu konzen­trieren wie vor zehn Jahren noch, kann es auch bei uns vorkommen, dass morgens alle Kinder da sind, aber zwei der drei Erzieherinnen fehlen“, berichtet Egen. „Die Verlässlichkeit bei gleichbleibend hoher Qualität hinzubekommen, ist heute die Herausforderung.“ Darauf hat Impuls die geschäftlichen Prozesse ausgerichtet, „beispielsweise mit dem Aufbau eines eigenen Personaldienstleisters und der Rekrutierung ausländischer Fachkräfte.“ 

Eigene externe Berater

Für die Personalführung, das Qualitätsmanagement sowie Begleitung und Beratung der Einrichtungen sind bei Impuls sogenannte Cluster verantwortlich. Ganz in Konzernmanier hält Impuls Soziales Management auch Stabsfunktionen wie Finanzen und Controlling, Kundenmanagement, Personalmarketing und Rekrutierung sowie Personalwesen vor. Den von jeher zahlreichen bürokratischen Anforderungen Rechnung tragend, verantwortet die Abteilung „Verwaltung und Finanzierung von Kindertagesstätten“ das Kinderdatenmanagement ebenso wie die Abrechnung mit den Eltern und alle hierzulande nötigen Anträge: für Betriebserlaubnisse, Zuschüsse, Förderungen und und und. Mit der Qualitäts- und Personalentwicklungsberatungstochter Fio Consult hat sich Impuls außerdem eigene externe Berater ins Haus geholt. „Beratung von außen ist sehr wichtig“, ist Egen überzeugt. Zugleich kennen die Fio-Berater das Unternehmen bestens von innen. „Das ist optimal.“ 

„Wir machen alles, was mit Kindern zu tun hat, für alle, die es betrifft“, sagt die Chefin. So hat Impuls Soziales Management kürzlich für eine Gemeinde in Niedersachsen den Kitabedarf geplant. „Häufig wird aus so einem Mandat für Beratung auch der Auftrag, die Betreuung dann auch als Träger zu übernehmen.“ So wächst das Unternehmen stetig weiter – doch alles andere als wahllos. Die ursprünglich von Scheitz und Strube mitgegründeten Bereiche für Kita-Catering und Kita-Software wurden vor Egens Zeiten ausgelagert. Damit und mit der hauseigenen Kita-App beauftragen die Kita-Profis externe Anbieter. „Wir fokussieren uns auf das, was wir können“, erklärt Egen. 

Das ist auch der Grund, dass Impuls das Thema Pflege nicht angegangen ist, obwohl sie darüber nachgedacht haben. Bei der Beratung und Angeboten für die Belange pflegender Angehöriger ist es bei der Kooperation mit dem Anbieter Amiravita geblieben. „Unsere Expertise liegt im Bereich Kinderbetreuung“, sagt Egen. Und für die Kunden sei dieses Angebot auch weniger interessant gewesen als für die eigenen Mitarbeiter. „Bei unseren Mitarbeitern ist es ein beliebter Benefit.“ 

Flügge ist das aus der Not geborene Unternehmen längst und die damals betreuten Kinder bestimmen nun die Geschicke. Gründertochter Lisa Egen steuert Impuls Soziales Management seit 2017. Gründersohn Paul Janz ist seit 2018 mit einem eigenen Unternehmen in der teils wirtschaftlichen, teils gemeinnützigen Firmengruppe in Familienhand. Der studierte Betriebswirt hat mit einem Partner sein eigenes, nach den Vornamen der beiden Gründer Markus Paul genanntes Unternehmen, das alles rund um die kurzfristige Kinderbetreuung anbietet, vor allem betriebliche Ferienbetreuung. 

Gründer Alfons Scheitz freut sich, dass die Kinder übernommen haben. Er hätte das Unternehmen auch verkaufen können. „Ich hatte tolle Angebote, bei denen viel Geld geflossen wäre“, sagt Scheitz. „Aber das, was Oliver Strube und ich gegründet haben, war etwas Familiäres.“ Dazu passten die von Interessenten erdachten Führungs- und Exitstrategien nicht. Auch wenn manche Kritiker aus Gründungszeiten das anders sehen könnten. 

Damals betreuten vor allem Wohlfahrtsverbände und öffentliche Einrichtungen Kinder. „Wir bekamen den Spruch an die Wand gesprüht ‚Mit Kindern verdient man kein Geld‘“, erinnert sich Scheitz. Dabei sei das die Voraussetzung, gute Kinderbetreuung anbieten zu können, erst recht auf Dauer, rechtfertigt er sich. Sein Unternehmen hat mit Kindern Geld verdient. „Aber darum sei es nie gegangen“, sagt der Gründer. Schon immer stand für Impuls die Qualität der Betreuung im Mittelpunkt. Die nun seine zwei der damals betreuten Kinder weiter sichern. „Menschliches, emotionales Glück zu finden, ist das Recht jedes Menschen und unser Ziel“, erklärt Scheitz. „Das kannst du nicht kaufen.“ 

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