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Einkauf, Marketing und Marken > Weihnachtswerbung Wirksamkeit

Weihnachtswerbung: Emotionale Falle oder Marketing-Goldgrube?

Eine Studie der Universität Augsburg enthüllt überraschende Erkenntnisse zur Wirksamkeit von Weihnachtswerbung und stellt traditionelle Marketingstrategien in Frage.

Weihnachtliche Werbespot-Klassiker: Zwischen Tradition und Innovation - aber wie effektiv sind sie wirklich? (Quelle: Shutterstock)

Jedes Jahr aufs Neue überschwemmen festliche Werbespots die Bildschirme, doch ihre tatsächliche Wirkung bleibt oft im Dunkeln. Eine aktuelle Studie der Universität Augsburg wirft nun ein überraschendes Licht auf die Effektivität von Weihnachtswerbung und stellt die Marketingstrategien vieler Unternehmen auf den Prüfstand. In einer Zeit, in der jeder Marketingeuro zählen muss, fragen sich Unternehmer: Lohnt sich der Aufwand für speziell auf Weihnachten zugeschnittene Kampagnen wirklich?

Die Weihnachtsklassiker: Zwischen Tradition und Innovation

Bevor wir in die Tiefen der Werbewirkungsforschung eintauchen, werfen wir einen Blick auf die Protagonisten der weihnachtlichen Werbekultur. Hier sind die 10 bekanntesten Weihnachtswerbesports und ihre Besonderheiten:

  • Coca-Cola Weihnachtstrucks: Rote Lkw-Kolonne bringt seit Jahrzehnten festliche Stimmung. Der Spot verbindet Markenidentität mit Weihnachtsgefühlen.
  • John Lewis: Jährlich wechselnde, emotionale Geschichten beim britischen Einzelhändler. Bekannt für aufwendige Produktionen und virale Verbreitung.
  • Edeka #heimkommen: berührender Spot über Familienwiedervereinigung. Löste kontroverse Diskussionen aus und erreichte hohe Viralität.
  • Milka zarte Weihnachten: Lila Kuh in verschneiter Alpenwelt. Verbindet Produkteigenschaften mit weihnachtlicher Atmosphäre.
  • Mc Donald's Weihnachtsmann und Rudolph: Humorvoller Spot mit Weihnachtsmann im Drive-In. Zeigt Marke in festlichem Kontext.
  • Kellogg's Weihnachtself: Animierter Elf bereitet Weihnachtsfrühstück. Positioniert Produkt als Teil der Weihnachtstradition.
  • Ferrero Rocher Weihnachtsbaum: Goldene Pralinenpyramide als Weihnachtsbaum. Inszeniert Produkt als festliches Geschenk.
  • Amazon "The Show Must Go On": Ballerina kämpft trotz Pandemie für ihren Auftritt. Thematisiert aktuelle Herausforderungen und Durchhaltevermögen.
  • Aldi Weihnachtsspot: Wechselnde humorvolle Geschichten. Verbindet Discounter-Image mit weihnachtlicher Großzügigkeit.
  • Apple "The Magic of Mini": Rapstar Tierra Whack schrumpft zu Miniaturversion. Innovativer Ansatz, der Produktfeatures mit Weihnachtsstimmung verknüpft.

Diese Spots zeigen die Bandbreite weihnachtlicher Werbung - von traditionell bis innovativ, von emotional bis humorvoll. Doch wie effektiv sind sie wirklich?
 

Aufmerksamkeit garantiert, aber zu welchem Preis?

Die Studie der Universität Augsburg, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Transfer, liefert überraschende Erkenntnisse: Weihnachtliche Werbespots ziehen zwar mehr Aufmerksamkeit auf sich als gewöhnliche Werbung, sind aber nicht unbedingt effektiver in ihrer Wirkung.

Professor Heribert Gierl, Leiter der Studie, erklärt: "Unserer Studie zufolge können Narrative von einem Weihnachtsbezug profitieren. Unsere Versuchspersonen reagierten in der Vorweihnachtszeit auf entsprechende Clips im Vergleich zu solchen ohne weihnachtliche Motive mit einer positiveren Einstellung zur beworbenen Marke." (Quelle: markenartikel-magazin.de)

Doch Aufmerksamkeit allein reicht nicht aus. Joachim Netz, Marktforscher bei MediaAnalyzer, warnt: "Die Werbung funktioniert nur, wenn die Zuschauer sich darin wiederfinden.

Singles fühlen sich beispielsweise nicht unbedingt angesprochen, wenn in der Fernsehwerbung ausschließlich glückliche Familien gezeigt werden." (Quelle: businessinsider.de) Diese Erkenntnis stellt Unternehmen vor die Herausforderung, ihre Weihnachtswerbung so zu gestalten, dass sie verschiedene Zielgruppen anspricht, ohne dabei an Authentizität zu verlieren.

Die Crux mit der Markenerinnerung

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Markenerinnerung. Die Studie zeigt, dass trotz erhöhter Aufmerksamkeit und positiver Bewertung die Wirkung von Weihnachtswerbung hinsichtlich Marken- und Botschaftserinnerung nicht besser ist als bei normaler Werbung.

Besonders problematisch wird es, wenn aktuelle Themen wie die Corona-Pandemie in die Weihnachtswerbung integriert werden. Lucas Hulsebos, CEO von DVJ Insights, betont: "Corona-Weihnachtswerbung war weniger wirkungsvoll." (Quelle: dvj-insights.de)

Diese Erkenntnisse stellen Marketingverantwortliche vor ein Dilemma: Wie kann man die erhöhte Aufmerksamkeit und emotionale Ansprache der Weihnachtszeit nutzen, ohne dabei die eigentliche Markenbotschaft zu verwässern?
 

KI in der Weihnachtswerbung: Zukunftsmusik oder Sackgasse?

Ein aktueller Trend, der diese Herausforderung noch verstärkt, ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der Werbeerstellung. Coca-Cola wagte 2024 den Schritt und setzte in seiner Weihnachtskampagne auf generative KI. Das Ergebnis? Gemischte bis überwiegend kritische Reaktionen (wir berichteten darüber). Viele Zuschauer empfanden die Spots als zu distanziert und kritisierten, dass die emotional wärmende Atmosphäre der klassischen Coca-Cola-Weihnachtswerbung verloren gegangen sei.

Diese Entwicklung wirft grundsätzliche Fragen zur Rolle von KI in der Werbung auf. Kann Technologie die tief verwurzelten Gefühle und nostalgischen Erinnerungen erzeugen, die mit traditionellen Kampagnen verbunden sind? Oder läuft die Branche Gefahr, in dem Versuch, innovativ zu sein, den emotionalen Kern der Weihnachtswerbung zu verlieren?
 

Ausblick

Die Erkenntnisse aus den verschiedenen Studien und Expertenmeinungen zeigen deutlich: Weihnachtswerbung ist ein zweischneidiges Schwert. Sie bietet enormes Potenzial für Aufmerksamkeit und emotionale Bindung, birgt aber auch die Gefahr, in der Flut festlicher Botschaften unterzugehen oder die eigentliche Markenbotschaft zu verwässern. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie ihre Weihnachtsstrategien sorgfältig überdenken müssen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Balance zwischen festlicher Stimmung und klarer Markenkommunikation, zwischen Innovation und Tradition. Nur wer es schafft, diese Gratwanderung zu meistern, wird aus der emotionalen Falle eine echte Marketing-Goldgrube machen können.

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