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Kunden & Märkte > Unternehmerin im Widerstand

Wie sich Gloria von Thurn und Taxis gegen die „Solidarische Stadt Regensburg“ wehrt

Die Familienunternehmerin stellt ihr Anwesen internationalen Künstlern für Festspiele zur Verfügung. Ein Bündnis linker Gruppen protestiert. Es will verhindern, dass sich Personen „am rechten Rand des politischen Spektrums“ eine Bühne verschaffen.

Mariä Gloria von Thurn und Taxis.
Mariä Gloria von Thurn und Taxis.

Sie ist Unternehmerin im Dauerwiderstand. Im Widerstand gegen das, was derzeit die meisten sagen, denken, glauben. Gloria Fürstin von Thurn und Taxis hat es deswegen gerade mit einem Bündnis zu tun, das sich „Solidarische Stadt Regensburg“ nennt, und aus lauter Solidarität eine der prägendsten Unternehmerpersönlichkeiten der Stadt ausgrenzt - eben die Fürstin.

Passiert ist folgendes:

Alljährlich stellt Thurn und Taxis ihr Anwesen in Regensburg für die sommerlichen Schlossfestspiele zur Verfügung. Die sind inzwischen ein Highlight für die Region, und Künstler tragen sie sich rot im Kalender ein. Simply Red und Eros Ramazotti haben sich für diesen Juli angekündigt. Das Bündnis allerdings findet die Schlossfestspiele nicht so gut. Begründung eines Sprechers: „Frau Gloria von Thurn und Taxis bewegt sich am äußersten rechten Rand des politischen Spektrums.“ Die Künstler werden deswegen genauso wie das Publikum aufgefordert, dem Spektakel fernzubleiben.

Was sich über die Fürstin sagen lässt, ist folgendes: Als sie 30 Jahre alt war, starb ihr Mann. Die Adlige, die bis dahin durch ihr Society-Leben und als Punk-Lady auf sich aufmerksam gemacht hatte, übernahm die Verantwortung für das Erbe und sanierte mit Hilfe von Fachleuten wie Uhrenkönig Nicolas Hayek das Familienunternehmen zu dem Privatbanken, Immobilien, Industriebeteiligungen und eine Brauerei gehören. Um die Erbschaftssteuer von 45 Millionen D-Mark zu bezahlen, verkaufte sie einen Teil des Erbes. Sie öffnete das Schloss in Regensburg für eine Zweigstelle des Bayerischen Nationalmuseums und für große Veranstaltungen der Stadt. Sie hat ein geschlossenes konservatives Weltbild, keine Berührungsängste mit der AfD, verteidigt die katholische Kirche, wo sie kann, und schießt dabei auch schon mal übers Ziel hinaus.

Das Bündnis „Solidarische Stadt Regensburg“ beschreibt sich selbst so: Es sei ein „Projekt von Recht auf Stadt, das alle progressiven, nicht angepassten Gruppen miteinander vernetzen soll. „Gemeinsam wollen wir alle aktuellen Möglichkeiten einer Kommune ausschöpfen und Wege der Selbstermächtigung erforschen, um dieses Ziel zu erreichen. Perspektivisch wollen wir eine solidarische Ökonomie, keine Konkurrenzgesellschaft. Wir wollen eine basisdemokratische, auf dem Konsensprinzip aufgebaute Gesellschaft, nicht eine Verwaltung nach Gutsherrenart, die vor allem die Interessen der Reichen dieser Stadt bedient.“ Man müsse nicht „im Haus einer Frau spielen, die Homosexualität als Teufelswerk sieht, missbrauchende Priester in Schutz nimmt, gegen Flüchtlinge hetzt und den Klimawandel leugnet“, heißt es vonseiten der Solidargemeinschaft mit Blick auf die Unternehmerin.

Die nimmt’s gelassen. Wer sie am äußersten rechten Rand verordnet, dem hält sie entgegen: „Rechtskonservativ ist man doch heute schon, wenn man sich regelmäßig die Zähne putzt.“

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