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Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im November 2024

Das BMWK meldet: Leichte wirtschaftliche Erholung in Deutschland im dritten Quartal, angetrieben von Konsum. Doch Unsicherheiten durch US-Wahl und Industrie-Schwäche blieben bestehen.

(Foto: shutterstock)

Im dritten Quartal 2024 hat sich die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland mit einem Zuwachs des realen BIP um 0,2 % leicht belebt. Impulse gingen dabei vom staatlichen und privaten Konsum aus; entstehungsseitig dürfen erneut die Dienstleistungsbereiche das Wachstum getragen haben. Unsicherheiten hinsichtlich der wirtschaftlichen Folgen aus der US-Präsidentenwahl haben jedoch zugenommen.

Die Produktion schließt das dritte Quartal mit einem schwachen Ausklang ab, während die Auftragseingänge auch zum Quartalsende nochmals spürbar zulegten. Die zuletzt positive Entwicklung der Auftragseingänge insbesondere aus dem Ausland sowie die jüngste Verbesserung der Stimmungsindikatoren von ifo und S&P Global sprechen für eine Stabilisierung der Industriekonjunktur in den kommenden Monaten.

Konsumklima: Die Lage im Einzelhandel (ohne Kfz) hat sich zuletzt etwas aufgehellt. Im September lagen die preisbereinigten Umsätze um 1,2 % über dem Vormonat. Neuzulassungen von Pkw sind im Oktober deutlich um 11,7 % gestiegen. Nach der enttäuschenden Entwicklung in den zurückliegenden Monaten deuten aktuelle Frühindikatoren auf eine Stabilisierung bei der Verbraucherstimmung in Deutschland. Sorgen um Jobsicherheit und geopolitische Entwicklungen bleiben allerdings Risikofaktoren für eine nachhaltige Erholung des Konsumklimas.

Die Inflationsrate ist im Oktober auf +2,0 % gestiegen. Mit ausschlaggebend für den Anstieg war, dass sich der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln weiter auf +2,3 % verstärkt hat. Zugleich hat sich der preisdämpfende Effekt durch billigere Energie abgeschwächt. Im Oktober waren die Energiepreise mit -5,5 % jedoch weiterhin deutlich rückläufig. Angesichts des starken Rückgangs der Energiepreise im vierten Quartal 2023 dürften die negativen Vorjahresraten allerdings bald enden. Im weiteren Verlauf des Jahres sollte die Inflation aber weiterhin moderat bleiben.

Die übliche Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt bleibt aufgrund der wirtschaftlichen Schwächephase weiterhin aus. So ist die Erwerbstätigkeit im September nach einer Revision der amtlichen Daten zum vierten Mal in Folge saisonbereinigt zurückgegangen. Gleichzeitig stiegen im Oktober sowohl die registrierte Arbeitslosigkeit als auch die Unterbeschäftigung abermals merklich. Angesichts der laut Frühindikatoren nach wie vor gedämpften Arbeitsnachfrage ist eine spürbare Belebung am Arbeitsmarkt im weiteren Jahresverlauf nicht absehbar.
Der IWH Insolvenztrend zeigt im Oktober mit 1.530 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften eine Zunahme von 17,4 % gegenüber dem Vormonat.
 

Weltwirtschaft weiter stabil


Die weltweite Nachfrage nach Industrieerzeugnissen bleibt nach wie vor verhalten. Im August ist die globale Produktion saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 0,3 % gestiegen und liegt damit um 1,8 % über dem Wert des Vorjahresmonats.

Von den Frühindikatoren kommen vorsichtig positive Signale für die Entwicklung am aktuellen Rand. Der SENTIX-Konjunkturindex für die Weltwirtschaft ist im November um 0,9 Punkte auf 5,6 Punkte weiter gestiegen.

Auch der Stimmungsindikator von S&P Global konnte im Oktober von 51,9 auf 52,3 Punkte zulegen und signalisiert damit eine leicht anziehende Gangart der Weltkonjunktur. Die Stimmung unter den Dienstleistern hellte sich nach der Eintrübung im Vormonat wieder auf, und auch in der Industrie ist der Index nach vier Rückgängen in Folge im Oktober erstmals wieder mit +0,7 Punkten auf 49,4 Punkte gestiegen. Hierzu hat u.a. eine Stimmungsaufhellung im Verarbeitenden Gewerbe in China beigetragen.

Insgesamt bleibt der Index aber noch leicht unter der Expansionsschwelle von 50 Punkten und deutet damit auf eine anhaltend schwache Produktionsentwicklung hin. Besonders die Herstellung von Investitionsgütern wird vielerorts weiterhin durch hohe Kreditkosten gedämpft. Die Auswirkungen der geldpolitischen Lockerungen dürften erst im späteren Verlauf des Jahres 2025 voll zum Tragen kommen und die Aktivität in diesen Sektoren wieder anregen. Insgesamt gehen internationale Beobachter sowohl für das laufende Jahr als auch in der mittleren Frist weiterhin von einem unterdurchschnittlichen, aber robusten weltweiten Wachstum aus.

Der weltweite Güterhandel hat seinen allmählichen Erholungskurs im August mit einem saisonbereinigten Anstieg gegenüber dem Vormonat um 1,4 % wieder fortgesetzt. Der RWI/ISL-Containerumschlag-Index ist nach dem vorangegangenen kräftigen Anstieg im September saisonbereinigt zwar etwas gefallen (von 134,3 auf 134,0 Punkte). Sowohl der Containerumschlag in den chinesischen Häfen als auch im nördlichen Euroraum ging leicht zurück. Im Trend ist der globale Containerumschlag aber weiterhin aufwärtsgerichtet. Insgesamt gehen internationale Organisationen weiterhin davon aus, dass sich die Dynamik von Welthandel und Welt-BIP nach der Handelsschwäche im vergangenen Jahr mit Wachstumsraten von gut 3 % wieder angleicht.

Die Risiken für die globale Wirtschaftsentwicklung und den Welthandel haben angesichts des Ausgangs der US-Präsidentschaftswahl und den daraus möglicherweise folgenden geopolitischen Implikationen zugenommen. Zwar könnten einerseits die angekündigten Steuersenkungen und Deregulierungen stützend wirken. Andererseits erhöht die Ungewissheit über die Umsetzung weiterer, im Wahlkampf angekündigter Maßnahmen aber die geo- und wirtschaftspolitische Unsicherheit und kann damit die weltwirtschaftliche Dynamik dämpfen. Sollte die kommende US-Regierung Einfuhrzölle wie angekündigt auf breiter Front erhöhen, könnte dies die Weltwirtschaft und den Welthandel empfindlich stören und Gegenreaktionen provozieren.
 

Warenexporte wieder rückläufig

Die deutsche Exportwirtschaft tritt weiter auf der Stelle. Im September haben die nominalen Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen nach dem vorangegangenen Anstieg saison- und kalenderbereinigt ggü. dem Vormonat mit einem Rückgang um 0,1 % in etwa stagniert.

Während die Lieferungen sowohl in die EU (-1,8 %) als auch in Drittländer (-1,6 %) zurückgingen, nahmen die Exporte in die USA mit +4,8 % merklich zu. Im aussagekräftigeren Quartalsvergleich lagen die Exporte insgesamt saisonbereinigt im dritten Quartal mit -1,6 % ggü. dem Vorquartal weiter im Minus. Die Einfuhren von Waren und Dienstleistungen expandierten dagegen ggü. dem Vormonat saison- und kalenderbereinigt um 1,0 %, im Quartalsvergleich nahmen sie lediglich um 0,1 % zu. Durch die wesentlich schwächere Entwicklung der Aus- im Vergleich zu den Einfuhren schmolz der monatliche Handelsbilanzüberschuss im September saisonbereinigt wieder von 14,0 Mrd. EUR auf 12,4 Mrd. EUR ab.

Die Einfuhrpreise haben im September vor allem dank rückläufiger Preise für importierte Energie und Rohstoffe saisonbereinigt um 0,5 % ggü. dem Vormonat nachgegeben, während die Ausfuhrpreise stagnierten. Die Terms of Trade verbesserten sich damit um 0,6 % ggü. dem Vormonat erneut leicht. In realer Betrachtung dürften die Importe damit noch etwas stärker zugenommen haben als nominal.
Für die kommenden Monate zeichnen Frühindikatoren für die Exporttätigkeit aktuell ein gemischtes Bild: Die Auftragseingänge aus dem Ausland haben im September nach dem Rücksetzer im August saisonbereinigt mit +4,4 % ggü. dem Vormonat merklich zugelegt.

Besonders die Investitionsgüterproduzenten verzeichneten mit +5,6 % deutliche Bestellzuwächse aus dem Ausland. Im Quartalsvergleich lagen die Auslandsorder insgesamt sogar um 5,3 % im Plus. Laut ifo Exporterwartungen setzt sich die Durststrecke der deutschen Exporteure aber fort. Im Oktober ging der Indikator weiter zurück und liegt mit -6,7 Saldenpunkten auf dem niedrigsten Stand seit Januar. Insbesondere die Automobil- und die Metallbranche erwarten weiterhin deutliche Exporteinbußen, während sich die Erwartungen der Hersteller von elektrischen Ausrüstungen aufgehellt haben.

Die deutsche Exportwirtschaft wird aktuell nach wie vor von der schwachen weltweiten Industriekonjunktur gebremst, auch wenn vorsichtige Lichtblicke seitens der Auslandsorder zu verzeichnen sind. Für das Schlussquartal zeichnet sich aktuell noch keine nachhaltige Trendwende für das Auslandsgeschäft ab. Und auch mittelfristig sind die Aussichten für die Exportkonjunktur gedämpft – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Ergebnisse der US-Wahlen und der Ankündigung höherer US-Importzölle.
 
 

Mehr Unternehmensinsolvenzen

Der IWH-Insolvenztrend zeigt im Oktober mit 1.530 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften einen Anstieg von 17,4 % gegenüber dem Vormonat (+47,5 % gegenüber Vorjahresmonat). Für die kommenden Monate November und Dezember hält das IWH leichte Rückgänge bei den Insolvenzzahlen für möglich. Die derzeitige Entwicklung geht laut IWH auf das Zusammentreffen mehrerer Faktoren zurück: konjunkturelle Schwäche, spürbare Kostensteigerungen, Nachholeffekte der Pandemie sowie strukturelle Herausforderungen.
 
 

 

Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz

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