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Management > Kommentar: Wandel wagen

Wirtschaftswende: Zwischen Angst und Chance

Wirtschaftsexperten sehen mangelnde Bereitschaft für notwendige Anpassungen in Unternehmen und Gesellschaft. Künstliche Intelligenz und demografischer Wandel stellen Herausforderungen dar.

Mut steht am Anfang des Handelns. (Foto: Shutterstock)

Alle, die es mit der deutschen Wirtschaft gut meinen, sollte stören, dass die FDP mit ihrem Begriff Wirtschaftswende eher schlecht ankommt. Vermutlich liegt es daran, dass Wende nicht das Wort ist, das viele in dieser Phase hören wollen. Allem Anschein nach wünschen sich sehr viele ein „Weiter so wie in den vergangenen Jahrzehnten", als ob das möglich und ratsam wäre.

Ein Kommentar von Thorsten Giersch.

Deutschland scheint in der Breite nicht bereit für eine Wirtschaftswende. Nicht die Politik, sichtbar vor allem daran, dass sie das Potenzial von künstlicher Intelligenz enorm unterschätzt. Auch nicht Unternehmerinnen und Unternehmer, von denen manche die Transformation halbherzig anpacken. Und am wenigsten die Gesellschaft, wo Verunsicherung und Verlustangst spürbarer sind als der Wille zur Erneuerung. Nichts an der Situation ist einfach und leicht zu erklären. Und gefühlt ist nichts in diesem Land bereit für eine Zukunft, in der sich binnen zehn, 20 Jahren vieles fundamental verändern wird. Mehr als jemals zuvor in so kurzer Zeit.

Um nur ein Beispiel zu nennen: Sehr viele in meiner Generation der Mittvierziger werden ihren 100. Geburtstag erleben. Bei meiner Tochter wird diese Marke das sein, was heute das Alter von 80 ist. Dank neuer Medizin werden wir fitter sein bis ins hohe Alter. Wie ist das Rentensystem darauf vorbereitet? Wie die Versicherungen? Sind es die Jüngeren, die ernsthaft glauben, mit 67 in Rente gehen zu können? Mit 48 Prozent des Durchschnittslohns?

Unternehmen, die nach Planbarkeit rufen, haben im Kleinen recht, wenn es um bürokratische Rahmenbedingungen geht. Aber im Großen ist der Wunsch in dieser Ära des maximalen Umbruchs unmöglich. Der Fehler am Ausrufen einer Wirtschaftswende ist nicht, dass wir keine brauchen. Der Fehler der FDP ist, dass sie den Bedarf zur Wende noch viel zu klein definiert hat.

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