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Wuppertaler Schwebebahn: Technik-Wunder, Wahrzeichen und Touristenmagnet

Die Wuppertaler Schwebebahn: Einzigartiges Verkehrsmittel, Wahrzeichen & Technik-Ikone – von Kaiserwagen bis Elefant Tuffi.

Über die Wupper – Die schwebende Legende von Wuppertal (Foto: WSW; Alexandre Prevot/shutterstock.com)

von Midia Nuri

Ein stählernes Vibrato, leises elektrisches Surren, ein scharfes Zischen und Klacken. Der eiserne Lindwurm, aufgehängte Straßenbahn, schwebender Paternoster, der fliegende Bus fährt ein. Auch als alte Dame oder achtes Weltwunder betitelt der Volksmund die Wuppertaler Schwebebahn. Nur vier der 20 teils originalgetreu im Jugendstil nachgebauten Hängebahnhöfe liegen über Land. Sonst pendelt die Schwebebahn auf ihrer 13,28 Kilometer langen Fahrstrecke von Vohwinkel bis Wuppertal Oberbarmen über der Wupper.

Die von ehrwürdigen Gründerzeithäusern gesäumte Kaiserstraße oder das Briller Viertel, Deutschlands größtes zusammenhängendes Quartier denkmalgeschützter Villen, liegen entlang der Strecke. Auch der Wuppertaler Zoo mit dem weitläufigen Löwengehege in der Hügellandschaft und dem Glastunnel im Pinguingehege. Die Bahn schwebt über das Werksgelände des 1863 in Barmen gegründeten Bayer-Konzerns und führt am Botanischen Garten ebenso vorbei, wie am Skulpturenpark Waldfrieden des Künstlers Tony Cragg. Die Wuppertaler Schwebebahn ist ein Touristenmagnet – und alltägliches Verkehrsmittel für rund 80.000 Menschen, wie die Betreibergesellschaft WSW mobil berichtet.

Die Probefahrt unternahm am 24. Oktober 1900 Kaiser Wilhelm II. mit Gattin Auguste. Für die Bürgerlichen eröffnete der Fahrbetrieb am 1. März 1901. Noch heute rückt der historische Kaiserwagen zu nostalgischen Lichter- und Kaffeefahrten sowie Feierlichkeiten aus. Seit August 2019 schlängeln sich die nunmehr himmelblauen Schwebebahnwagen der 15. Generation durch die mit knapp 359.000 Einwohnern größte Stadt im Bergischen Land, hergestellt von Kiepe Electric, ehemals Vossloh Kiepe. Für den Entwurf der neuen Baureihe erhielt das Berliner Designbüro büro+staubach den renommierten Preis „iF Design Award 2017“. 

Die Schwebebahn ist das Wahrzeichen der Stadt. Dabei startete sie nicht in Wuppertal, sondern in Köln. Dort entwickelte Zuckerunternehmer Eugen Langen, der auch die Gasmotorenfabrik Deutz mitgründete, den ersten funktionstüchtigen Vorläufer. Langen experimentierte in den frühen 1890er-Jahren auf dem Gelände der heutigen Köln-Messe und des Rheinparks mit einer ersten elektrisch betriebenen Hochbahn für den Rohstofftransport über das Werksgelände der Zuckerproduktion, für das er 1895 das Patent 83047 erhielt. 

Sein Konzept kam in Wuppertal gut an, damals einer der größten Industriestandorte. Die Schwebebahn sollte die Talsohle der Städte Barmen und Elberfeld mit einem zusätzlichen Verkehrsmittel erschließen. Nach Langes Tod 1895 baute Zypen & Charlier in Köln-Mülheim eine zweite Teststrecke. Die Firma stellte Eisenbahnwaggons und Brücken her. Die Erfahrungen flossen in den Bau der Wuppertaler Schwebebahn mit ihren damals hochmodernen Eisenwaggons ein. 

 

Die Schwebebahn galt als technischer Geniestreich und Lösung der Verkehrsprobleme. Wurde doch der Platz über dem Fluss genutzt. Und sicherstes Verkehrsmittel der Welt war es auch. Lange gab es nur kleinere Unfälle. Der legendärste schaffte es in ein Kinderbuch: 1950 stürzte Elefant Tuffi bei einer Werbeaktion für den Zirkus Althoff aus der Schwebebahn in die Wupper. Der schwerste Unfall ereignete sich am 12. April 1999, als ein Zug wegen einer 100 Kilogramm schweren Eisenkralle, die Bauarbeiter vergessen hatten, entgleiste und acht Meter tief fiel. Seit Jahren fährt die Schwebebahn wieder störungsfrei – und surrt teilweise mit Tempo 60 über die Wupper. 

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