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Finanzierung > Gastbeitrag Fuat Akar

Warum gute Unternehmer nicht zwingend gute Anleger sind

Die persönliche und finanzielle Freiheit ist letztlich das Ziel aller Selbstständigen. Der Weg dahin ist jedoch oft steinig, weil viele in immer wiederkehrenden Fallen tappen.

Fuat Akar ist mit seiner Frau Marta Mentor und Business-Coach für Selbständige und Unternehmer.

„Freiheit, Freiheit, ist das Einzige, was zählt.“, heißt es im Refrain des legendären Songs von Marius Müller-Westernhagen, der zur Hymne der Deutschen Einheit wurde. Auch heute, dreieinhalb Jahrzehnte später, hat das Lied nichts von seiner Gültigkeit verloren, in Zeiten, in denen es um die politische Freiheit vielerorts schlechter bestellt ist als Ende der achtziger Jahre. Doch der Freiheitsbegriff hat nicht nur politische Dimensionen. Das Streben nach Freiheit ist auch das zentrale Motiv vieler Unternehmerinnen und Unternehmer. Das schließt die finanzielle Freiheit mit ein. Doch um die steht es bei näherer Betrachtung selbst in vielen vermögenden Unternehmer-Familien nicht zum Besten. Grund dafür ist die gerade im Mittelstand oft nicht oder nicht ausreichend vorhandene Trennung zwischen Betriebs- und Privatvermögen. Schön, wenn es der Firma gut geht. Doch eine sich schnell verschlechternde Konjunkturlage kann die Liquiditätslage des Unternehmens ebenso rasch verdunkeln. Und dann ist es wichtig, dass zumindest die Unternehmer-Familie ausreichend privat vorgesorgt hat.

Vorsorge ist das Stiefkind gerade vieler Gründerinnen und Gründer

Ein Problem wird die häufig unzureichende private Vorsorge vor allem für viele junge Gründerinnen und Gründer. Sie fokussieren sich einseitig auf Produkt, Markt und Wachstum – und vergessen dabei meist sich selbst. Anders als Festangestellten ist es Selbstständigen in Deutschland freigestellt, ob und wie sie für ihr Alter vorsorgen. Es liegt allein in ihrer Verantwortung, ein ausreichendes Polster für einen auskömmlichen Ruhestand anzusparen. Doch in der Praxis sind gerade Solo-Selbstständige und hierunter vor allem Frauen zunehmend von Altersarmut betroffen. Um das zu ändern, diskutiert die Politik immer wieder eine Rentenversicherungspflicht für Selbstständige. Hoffentlich nicht, möchte ich da einwerfen. Es gibt wesentlich rentablere Möglichkeiten für Selbstständige vorzusorgen und den Status der finanziellen Freiheit zu erlangen, als ein ohnehin löchriges System der staatlichen Rentenkasse mit ihrem Geld zu alimentieren.

An Börseninvestments führt auf dem Weg zur finanziellen Freiheit kein Weg vorbei

Zwei Bereiche sind dabei zu nennen: Aktien und Immobilien. Letztere sind in den Portfolios von Unternehmerinnen und Unternehmern häufig zu finden. Und das ist gut so. „Betongold“ bietet die planbare Sicherheit, die es für das Erreichen des Ziels „finanzielle Freiheit“ benötigt. Da zum Unternehmen selbst meist bereits betriebliche Immobilien gehören, sollten die Anlegerinnen und Anleger im privaten Bereich auf alternative Assets setzen: allen voran Wohnimmobilien an aussichtsreichen Standorten. Der Markteinbruch in den vergangenen zwei Jahren – nach einer Rallye-Dekade sondergleichen wohlgemerkt – hat den angenehmen Effekt, dass jetzt die Preise vielerorts wieder ein vernünftiges Niveau erreicht haben. Einsteigen lohnt sich also – billiger dürfte es kaum werden.

Das gilt so allerdings nicht für die Börse. Bereits nach wenigen Wochen erreichte der Dax Mitte März 2024 mit dem Überschreiten der Marke von 18.000 Punkten ein neues Allzeithoch. Die Börse scheint der Realwirtschaft etwas zu sehr enteilt, größere Kursrückschläge könnten die Folge sein. Das Problem, das immer wieder viele passive Anleger (Buy & Hold) nach den Hochs erleben ist, dass sie nicht auf Kursabstürzte vorbereitet sind. Die Krisen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass jahrelang aufgebaute Gewinne innerhalb weniger Tage abgegeben wurden und Anleger oft wieder auf Einstiegsniveau landeten. Ärgerlich, wenn man eigentlich kurze Zeit später vor hatte den Gewinn steuerfrei auszubuchen. Um diesen zeitlichen und monetären Verlust zu vermeiden, empfehle ich eine Stop-Loss-Strategie anzuwenden, die wie beim Bergsteigen einen beim Absturz durch gesetzte Anker abfängt. Der Stop-Loss sollte so platziert werden, dass der Kurs noch genug Bewegungsfreiheit hat, aber ab einer gewissen Marke die „Chips vom Tisch“ genommen werden. Lieber von 30% Kursgewinn 3% abgeben, anstatt nach 5 Jahren wieder bei Null zu stehen!

Und eine ganz wichtige Regel sollte beachtet werden! Kaufe niemals aus Euphorie im Hoch und verkaufe niemals aus Panik im Tief! Börseninvestments sollten ohne Emotionen und mit einer klaren Strategie getätigt werden. Dann kann man Nachts auch ruhig schlafen, wenn am anderen Ende der Welt die Erde bebt.

Diesen Rat beherzigen nach meiner Erfahrung leider viel zu wenige Selbstständige und Unternehmer. Sie agieren bei der privaten Vermögensanlage oft emotional und kurzsichtig, folgen kurzweiligen Trends und Tipps statt einer langfristigen Strategie. Damit sind sie nicht besser als das Gros der Deutschen, von dem Ende 2023 nur knapp 18 Prozent der Bürgerinnen und Bürger Aktien besaßen, wie das Deutsche Aktieninstitut meldete. Und das zu einer Zeit der Dax-Rekorde. Hoffen wir, dass Marius Müller-Westernhagen nicht recht behält. Denn in seinem Song „Freiheit“ heißt es auch: „Der Mensch ist leider primitiv, Freiheit, Freiheit, wurde wieder abbestellt.“

Über den Autor:

Fuat Akar ist mit seiner Frau Marta Mentor und Business-Coach für Selbständige und Unternehmer. Nach Wirtschaftsingenieur-Studium und Top-Management-Positionen haben sie vor rund zehn Jahren ihre eigene Unternehmensberatung gegründet und wurden 2018 von Bundespräsidenten a.D. Christian Wulff als TOP CONSULTANT und 2023 als Gewinner des Black Bull Awards in der Kategorie Money Mindset ausgezeichnet.

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