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Management > Gastbeitrag

Warum Governance für den Mittelstand so bedeutend ist

Daniela Favaccia ist Partnerin bei Hengeler Mueller Rechtsanwälte und Mitglied in der Regierungskommission Deutscher Governance Kodex. Im Gastbeitrag erklärt sie, warum Compliance nicht nur für Konzerne wichtiger denn je ist.

Daniela Favoccia
Daniela Favoccia ist Partnerin der bei Hengeler Mueller Rechtsanwälte und Mitglied in der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex. Bildquelle: Hengeler Mueller

Der Mittelstand gilt als Rückgrat der deutschen Wirtschaft – Unternehmen, die für Flexibilität, Innovationskraft und enge Kundenbeziehungen stehen. Doch in einer Zeit, in der auch große börsennotierte Unternehmen sich mit raschen Marktveränderungen, digitaler Transformation und Nachhaltigkeitsfragen konfrontiert sehen, stellt sich die Frage: Welche Lehren kann der Mittelstand aus diesen Entwicklungen ziehen? Die Inhalte einer aktuellen Aufsichtsratsstudie, die nicht spezifisch auf den ­Mittelstand ausgerichtet ist, sondern Großkonzerne in den Blick nimmt, geben wertvolle Erkenntnisse.

Beginnen wir mit der Corporate Governance – ein Begriff, der oft im Kontext großer börsennotierter Gesellschaften fällt und dennoch auch für den Mittelstand bedeutsam ist. Es geht um Grundsätze der Unternehmensführung und -kontrolle, die für Transparenz, Verantwortlichkeit und somit für das Vertrauen von Kunden, Mitarbeitern und Partnern sorgen. Die Studie zeigt, dass diese Grundsätze auch für nicht börsennotierte Unternehmen wichtiger werden.

Nehmen wir die Digitalisierung. Der Umfrage zufolge sehen die Aufsichtsräte großer Konzerne die digitale Transformation, neben den Themen Nachhaltigkeit/ESG und geopolitische Unsicherheiten als Toppriorität auf ihrer Agenda. Für den Mittelstand ist dies ein deutliches Signal, dass die eigene digitale Agenda mit Nachdruck vorangetrieben werden muss – sei es bei der Optimierung interner Prozesse, beim Aufbau digitaler Vertriebskanäle oder bei der Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle.

Ein weiterer Punkt ist Nachhaltigkeit. Das Thema ist längst kein bloßes Schlagwort mehr, sondern ein entscheidender Faktor für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Die Aufsichtsratsstudie hebt hervor, dass Aufsichtsräte Nachhaltigkeitsaspekten eine gestiegene Bedeutung beimessen. Auch hier kann der Mittelstand ansetzen, indem er Nachhaltigkeit als integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie begreift und sowohl ökologische als auch soziale Aspekte in das eigene Handeln integriert.

Ein weiteres Thema ist Compliance. Hier zeigt sich noch ein deutlicher Unterschied zwischen börsennotierten und nicht börsennotierten Unternehmen. Compliance ist jedoch nicht nur ein Thema für die „Großen“. Auch mittelständische Unternehmen sind international aktiv, müssen daher globale Anforderungen erfüllen.

Auch wenn die Strukturen mittelständischer Unternehmen sich von denen großer börsennotierter Unternehmen unterscheiden und nicht jeder Mittelständler einen Aufsichtsrat hat, so ist doch die strategische Ausrichtung, die in der Studie sichtbar wird, übertragbar. Die Professionalisierung der Unternehmensführung, der strategische Blick auf zukünftige Herausforderungen und die Verankerung ethischer Grundsätze sind Aspekte, die jeden Unternehmer betreffen, auch wenn die Umsetzung und die Auswirkungen anders gelagert sein mögen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ergebnisse der Aufsichtsratsstudie 2023 auch für den Mittelstand sehr wichtig sind. Sie können als Impulsgeber für die eigene strategische Weiterentwicklung genutzt werden. Der Corporate Governance Kodex, obwohl ursprünglich nicht für den Mittelstand konzipiert, kann und sollte als Leitfaden für gute Unternehmensführung auch in mittelständischen Strukturen Anwendung finden. Er bietet einen Rahmen für gute Governance, die nicht allein entscheidend, aber doch ein wichtiges Fundament ist, um die Zukunftsfähigkeit zu sichern und das Vertrauen aller Stakeholder zu stärken – ein entscheidender Vorteil in einem immer komplexer werdenden Wirtschaftsgefüge.

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