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Finanzierung > Außenhandelsfinanzierung

Renminbi wird für deutschen Mittelstand zur Alltagswährung

Immer mehr Mittelständler fakturieren im Chinageschäft ihre Produkte in Renminbi. Preisvorteile, geringere Wechselkursrisiken und eine bessere Kundenbeziehung sprechen für die Verwendung. Und die Gefahren sind gering.

Lange war die Fakturierung in Renminbi exotisch. Mittlerweile ist die chinesische Devise auf gutem Weg, sich im deutschen Mittelstand zu etablieren. „Für uns ist der Umgang mit Renminbi Alltag geworden“, berichtet Karl Tschacha, Kaufmännischer Leiter der Schreiner Group, die Spezialetiketten herstellt: „Es läuft genauso geräusch- und problemlos wie Handelsgeschäfte in britischen Pfund.“

Das Unternehmen aus Oberschleißheim nahe München ist in guter Gesellschaft, wie eine Studie der Commerzbank zeigt. 2.500 international tätige Mittelständler hat das Finanzinstitut zur Nutzung des Renminbi in ihren Handelsgeschäften befragt: Rund ein Drittel der Antwortenden stellte demnach im vergangenen Jahr Rechnungen in der chinesischen Währung aus. Ein Jahr zuvor waren es nur 17 Prozent gewesen. 

Preisvorteile bei Renminbi-Rechnung

Durch die Verwendung von Renminbi könnten deutsche Unternehmen Vorteile bei Preisverhandlungen erzielen, beobachtet Barbara Herbert, Renminbi-Expertin der Commerzbank: „Wenn in ihrer Heimatwährung bezahlt wird, gewähren chinesische Lieferanten Preisnachlässe von durchschnittlich 5 Prozent.“ Knapp zwei Drittel der für die Studie befragten Unternehmen, die bereits in Renminbi fakturieren, gaben an, wegen solcher Rabatte auf die Nutzung der chinesischen Währung umgestiegen zu sein.

60 Prozent der befragten Unternehmer wollen mit der Verwendung des Renminbi als Handelswährung auch ihr Devisenkursrisiko absichern. 37 Prozent stellten auf Renminbi um, weil ihre chinesischen Kunden oder Lieferanten sie darum baten, und ein gutes Drittel der Unternehmen verspricht sich durch die Umstellung Vorteile bei der weiteren Markterschließung vor Ort.

Positiver Effekt für Kunden- und Lieferantenbeziehung

Auch bei der Schreiner Group gaben diese unternehmensstrategischen Erwägungen den Impuls, auf Renminbi umzustellen. „Hauptsächlich wollten wir das Devisenmanagement unserer Tochterfirma optimieren“, berichtet Tschacha. Durch die Abrechnung in Renminbi werden alle Währungsrisiken in der Zentrale gebündelt, wo Spezialisten angestellt sind. Währungssicherungsmaßnahmen in der Tochtergesellschaft werden überflüssig.

Seit 2011 betreibt die Schreiner Group eine Tochtergesellschaft in Schanghai. Zunächst fungierte diese als reine Handelsgesellschaft, 2016 baute der bayerische Mittelständler auch eine Produktion vor Ort auf. Unternehmen aus der Pharma- und Automobilbranche, Medizintechnik, Elektronikindustrie sowie dem Maschinenbau kaufen die Spezialetiketten von Schreiner. In China konzentriert sich das Unternehmen derzeit auf die Automobil- und elektronische Industrie.

Den positiven Effekt der Renminbi-Verwendung für die Beziehung zu seinen Kunden und Lieferanten merkt Tschacha im täglichen Kontakt: „Dass wir sie dadurch von Währungsrisiken freistellen und ihren administrativen Aufwand verringern, schätzen sie. Unsere Geschäftsbeziehung wird enger, teils gewähren uns Lieferanten auch günstigere Preise.“

Geringe Wechselkursschwankungen

Kunden von Schreiner in China sind sowohl internationale Konzerne als auch einheimische Unternehmen. Deshalb tätigt Schreiner auch in China nicht alle Handelsgeschäfte in Renminbi. „Mit manchen internationalen Unternehmen fakturieren wir weiterhin in Euro oder US-Dollar“, so Tschacha. Sowohl die chinesische Tochter als auch die Schreiner-Muttergesellschaft haben daher je ein Renminbi-Konto und eines für Euro. Tschacha und seine Kollegen achten darauf, dass auf beiden immer ein ausreichender Devisenbestand liegt.

„Ganz selten kaufen oder verkaufen wir Renminbi auf Termin, vielmehr hedgen wir die Währung“, berichtet er. „Aber die Zeiten, in denen wir den Renminbi immer gedanklich gegen den US-Dollar gestellt haben, sind vorbei. Er ist für uns eine völlig gleichberechtigte Handelswährung geworden.“

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