Friede, Freude, Elektroauto
Die Automobilhersteller fordern mehr Fördermittel von der Regierung beim Thema Elektromobilität. Doch die Politik spielt den Ball bei Elektroautos an die Industrie zurück.
Automobilhersteller, Forschungseinrichtungen und die Politik sind beim Thema Elektromobilität nervös. Elektroautos sind zu teuer und haben zu wenig Reichweite – das ist das Bild, das die Kunden von Elektromobilität haben. Sie haben recht damit. Es geht nicht mehr nur darum, wer am schnellsten die beste Lösung zur Umsetzung bei Elektroautos findet, sondern darum, schnellstmöglich Akzeptanz bei den Kunden zu gewinnen. Bis 2020 sollen 1 Million Elektroautos auf deutschen Straßen fahren. Um dieses Ziel der Bundesregierung zu erreichen, müssen das Elektroauto und seine Funktionen noch bekannter gemacht werden. Erst ein Bruchteil der deutschen Autofahrer kam mit einem Elektroauto in Kontakt. Nur wenige wissen, was die Antriebsstränge bei Plug-in-Hybrid, Range-Extender und Hybrid-Fahrzeugen ausmacht. Die deutschen Automobilhersteller fordern daher: „Die Politik muss das Thema mehr fördern, und auch mehr Werbung für Elektroautos machen.“
Die Bundesregierung wiegelt ab: „Wir sind sauber im Plan, was unseren Weg bis zu einer Million Elektrofahrzeugen im Jahr 2020 anbelangt“, gibt sich Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) dennoch sicher. sind ungefähr da, wo wir immer sein wollten im Zeitablauf.“ Die Elektroauto-Zulassungszahlen sprechen eine andere Sprache: Zum 1. Januar 2013 waren laut Kraftfahrtbundesamt 7.114 Autos mit reinem Elektroantrieb zugelassen.
Das Problem sind die Kosten für Elektroautos. Laut Zeitplan des Nationalen Entwicklungsplans Elektromobilität sollte schon von 2009 bis 2011 mit 500 Millionen Euro an Fördermitteln aus dem Konjunkturpaket II die Markt- und Technologievorbereitung abgeschlossen sein. Ab 2011 sollte es dann zum Markthochlauf kommen. Die deutschen Automobilhersteller sind laut Professor Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen auch konkurrenzfähig. „Aber die Elektromobilität wird scheitern, wenn von politischer Seite nicht mehr Unterstützung kommt“, sagt er. In Norwegen sind Elektroautos zum Beispiel komplett steuerbefreit.
Wie viel Fördermittel fließen in anderen Ländern in das Thema Elektromobilität?
Frankreich vergibt an Forschung und Entwicklung für Hybrid- und
Elektroautos Fördermittel in Höhe von 400 Millionen Euro. Daneben
werden Kaufzuschüsse für Fahrzeuge mit geringem CO2-Ausstoß gegeben.
China fördert technologische Innovationen im Bereich
effizientere Antriebstechnologien mit einem Fonds in Höhe von rund 1 Milliarde Euro. Das chinesische Ministerium für Wissenschaft und Technologie vergab in den jahren 2009 bis 2011 für den Ausbau von über 10 Pilotregionen mit insgesamt mehr als 10.000 Fahrzeugen Fördermittel in Höhe von 2 Milliarden.
Die US-Regierung plante, 150 Milliarden Dollar in Energietechnologie zu investieren und weitere 2 Milliarden Dollar, um fortschrittliche Batterie-
Technologie und Komponenten für Elektroautos voranzutreiben. Zudem sollen Demonstrationsvorhaben im Bereich der Infrastrukturen für Elektromobilität mit insgesamt 400 Millionen Dollar gefördert werden. 25 Milliarden Dollar sollen Automobilherstellern und Zulieferern als Kredit zur Verfügung gestellt werden, um die Produktionswerke für Kraftstoff sparende Fahrzeuge auszurüsten.
durchschnittlichen CO2-Emission von ca. 155 g/km für in den USA verkaufte
Fahrzeuge eingeführt werden.
Japan unterstützt mit 200 Millionen US Dollar die Entwicklung.
Quelle: Nationaler Entwicklungsplan Elektromobilität
Die Bundesregierung ist beim Thema Elektroauto bemüht. Sie hat zum Beispiel im Zuge des Konjunkturpakets II zur Förderung der Elektromobilität rund 180 Millionen Euro für die vom Bundesverkehrsministerium ausgewählten Modellregionen bereitgestellt. In vier regionalen „Schaufenstern“, zum Beispiel in Baden-Württemberg, Niedersachsen und Berlin/Brandenburg wird Elektromobilität vorgestellt, werden Pilotprojekte gefördert und Mobilitätskonzepte erprobt, um das Thema bekannter zu machen und potentielle Kunden mit Elektroautos in Kontakt zu bringen. Es geht darum, den potenziellen Kunden Elektromobiltät ganz praktisch vorzustellen. Im Zuge des "Internationalen Schaufenster der Elektromobilität" der Region Berlin/Brandenburg fand im März die Hauptstadtkonferenz Elektromobilität in Berlin statt. Drinnen wurden Probleme wie Kosten, Sicherheit und Reichweite der Elektroautos besprochen. Draußen standen die Probefahrzeuge bereit, um die Tester gänzlich zu überzeugen. Das Problem: Es war kalt und es lag Schnee auf den Berliner Straßen - die Feinde der Elektroautos. Die Pedelecs und Segways konnten gar nicht fahren, die Elektroautos schafften es nicht weiter als 50 Kilometer.
„Die größte Überzeugungskraft entwickeln wir nicht mit Werbesprüchen, sondern indem wir themenorientiert über die technologischen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Qualitäten sowie über unsere weichen Standortfaktoren informieren“, warb kürzlich Dr. Walter Rogg, Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH, in einem Newsletter zum Thema Schaufenster Elektromobilität der Region Stuttgart. Dafür zeigt sich die Region auch zum Beispiel auf der MobiliTec, der „internationalen Leitmesse für hybride und elektrische Antriebstechnologien, mobile Energiespeicher und alternative Mobilitätstechnologien“. Sie findet vom 8. Bis 12. April in Hannover statt. Dabei sollen Unternehmen aus der Branche präsentiert werden und sich vernetzen.
"Die Politik macht ihre Hausaufgaben", sagte Werner Hessing vom Bundeswirtschaftsministerium auf der Hauptstadtkonferenz zu Elektromobilität, und meint damit die Investitionen in die deutschen Modellregionen mit den 350 Einzelinitiativen. Er spielt den Ball zurück: Jetzt liege es an den Herstellern, denn "nichts ist so langweilig wie ein leeres Schaufenster."
Beispiele zur Absatzförderung der Elektroautos im internationalen Vergleich
Deutschland: Kfz-Steuerbefreiung in den ersten fünf bis zehn Jahren, Auswirkungen der Dienstwagenbesteuerung von Elektrofahrzeugen analog zu Verbrennungsfahrzeugen geplant.
Estland: Förderung des Kaufs von Elektroautos mit bis zu 18.000 Euro in Form von vergünstigten Einzelkrediten für einen bestimmten Personenkreis
Frankreich: Bis zu 5.000 Euro Umweltprämie.
UK: Zuschuss in Höhe von 5.000 Pfund (ca. 5.700 Euro)1 beim Kauf eines Elektrofahrzeugs, Befreiung von der Kfz-Steuer für privat genutzte Elektroautos, Unternehmen werden infolge der Anschaffung eines Elektroautos für fünf Jahre von der Unternehmenskraftfahrzeugsteuer befreit.
USA: 7.500 US-Dollar sind infolge des Kaufs eines Elektroautos bei der Einkommenssteuer anrechnungsfähig, auf regionaler Ebene Zuschüsse von bis zu 5.000 US-Dollar möglich.
China: 50.000 Renminbi für PHEV und maximal 60.000 Renminbi für reine
Elektrofahrzeuge, auf regionaler Ebene zusätzliche Förderung möglich (Bsp. Shenzen: elektrisch betriebene Fahrzeuge i.H.v. 60.000 RMB und Hybridfahrzeuge i. H. v. 20.000 Renminbi.
Japan: Höhe der Förderung regional unterschiedlich, Unterstützung durch Kommunen bis zu 4.000 Euro; Befreiung oder Reduzierung der Erwerbs- und Tonnagesteuer.
Korea: Steuervorteile i. H. v. bis zu 3,1 Millionen WON für Hybridfahrzeuge.
Quellen: PwC, Fraunhofer LBF, FH FFM
Die verschiedenen Antriebsstränge
Elektro: Bei einem reinen Elektroauto besteht der Antriebsstrang lediglich aus einem Elektromotor. Je nach Batteriesystem ist das Fahrzeug in der Reichweite beschränkt, und die Ladung dauert derzeit noch recht lange.
Hybrid: Bei einem Hybridantrieb wird der klassische Verbrennungsmotor durch einen Elektromotor unterstützt. Die Batterie wird nur durch den eingebauten Generator geladen und nicht extern.
Plug-in-Hybrid: Auch bei diesem Antriebsstrang ist ein Verbrennungsmotor mit einer Batterie gekoppelt. Diese kann über das Stromnetz extern geladen werden. Die Batterie ist meist größer als bei einem reinen Hybrid-Auto und stellt eine Mischform zwischen Hybrid- und einem Elektroauto dar.
Range-Extender: Range Extender sollen das Reichweitenproblem lösen. Bei diesem Antriebsstrang mit Elektromotor schaltet sich ein Verbrennungsmotor ein, wenn die Batterie leer ist.
Politik und Elektromobilität: An Zielen festhalten, oder lieber nicht?
Die Werbemaschinerie läuft. Da fällt die kleine Meldung kaum auf, dass die Bundesregierung mehrere Förderprogramme zu den Themen Klima und Energie stoppen will. Es sollen auch Fördermittel zur Elektromobiltät gestrichen werden, wie aus einer internen Auflistung des Bundesumweltministeriums hervorgehe. Der Grund dafür: Der europäische CO2-Zertifikatehandel spült nicht genug Geld in die Kasse, das müsse ausgeglichen werden.
Eine weitere Meldung zum Thema Elektromobilität fiel kaum auf: "Der Hype ist vorbei" zitierte die FAS aus einem Argumentationspapier aus dem Bundesforschungsministerium im September vergangenen Jahres. Darin wurde die Millionen-Marke mit Skepsis betrachtet. "Die Probleme werden aller Voraussicht auch in zwei Jahren nicht gelöst sein", hieß es darin. Auf die Politik können die Hersteller wohl weniger setzen. "Mit mir wird es in Deutschland solche Kaufprämien nicht geben. Dort, wo man sie eingeführt hat - wie in den USA oder Frankreich - hat sie nichts gebracht", sagte Ramsauer in einem Gespräch mit einer Boulevardzeitung. Auch hier sprechen die Zulassungszahlen der Elektroautos im internationalen Vergleich eine andere Sprache (siehe Grafik oben). "Das Produkt muss auss sich heraus überzeugen. Ein Elektroauto wird doch nicht gekauft, weil der Staat noch Geld hinterher wirft", sagte Ramsauer weiter. Vielmehr hält er in der Öffentlichkeit weiterhin an den Zielen aus dem Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität fest: "Im Jahr 2030 können es über fünf Millionen Fahrzeuge (auf deutschen Straßen) sein. Bis 2050 kann der Verkehr in Städten überwiegend ohne fossile Brennstoffe auskommen."
Aktualisierung 17.4.2013:
Das Bundesumweltministerium gibt bekannt, dass politische Zusagen für die Bereiche Elektromobilität, Internationaler Klima- und Umweltschutz sowie für das Batteriespeicher-Förderprogramm weiterhin Bestand haben und nicht eingestellt werden.