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Management > Mittelstandsvertreter im Gespräch zur Europawahl

EU-Wahl: Mittelstand muss Druck machen

Am 25. Mai wählt Deutschland seine Abgeordneten ins Europäische Parlament. Die Auswirkungen betreffen ausnahmslos alle. Deswegen rät Thomas Witte, Geschäftsführer der Europäischen Mittelstandsvereinigung EMI EWIV, seinen Mittelständler, die Wahl in ihrem Sinne aktiv zu beeinflussen und erklärt, wie das geht.


Markt und Mittelstand:
Sind Entscheidungen auf europäischer Ebene auch für den Mittelstand relevant?
Thomas Witte: In den kommenden Jahren stehen viele einschneidende ­Entscheidungen an, die auch den Mittelstand betreffen. Ob es nun um neue Vorschriften zu Inhaltsstoffen, Bezeichnungen, Produktionsmethoden oder Arbeitsbedingungen geht – die Auswirkungen bekommen alle zu spüren. Sie betreffen alle europäischen Marktteilnehmer sowie ausnahmslos alle Bereiche, von einfachen Genehmigungs- und Zulassungsverfahren von Bauten, ­Bauteilen und Produkten bis hin zu regionalen Eingriffen wie Tempobeschränkungen, Umweltschutz oder Anbaubeschränkungen.

MuM: Welche Auswirkungen hat das?
Witte: Aufgrund beispielsweise geänderter Normen zum Energieverbrauch von Bauteilen sind die Auswirkungen gerade für kleine Unternehmen nur schwer zu überschauen und führen oft zu einer Überforderung. Bei aller Bedeutung von Europa ist daher auch eine Betrachtung der Risiken für die heimische Wirtschaft unabdingbar. Gerade regional verankerte Branchen leiden oft unter  zentral verabschiedeten Regularien, die im Zuge der europäischen Gesetzgebung meist nichts weiter sind als der kleinste gemeinsame Nenner der Individualinteressen der Mitgliedsstaaten – und ­keinem wirklich helfen.

MuM: Straßburg und Brüssel sind für mittelständische Unternehmen weit entfernt, können sie Entscheidungen dennoch beeinflussen?
Witte: Das können sie auf mehreren Ebenen. Zuerst einmal ist entscheidend, an der Wahl teilzunehmen. Weiterhin ist es wichtig, sich darüber hinaus eine Stimme zu verschaffen. Dies kann geschehen über Interessenvertretungen oder Vereinigungen, jedoch sollte sich jedes Unternehmen auch direkt an die eigenen Kandidaten und Parteien wenden. Wichtige Themen mit regionaler oder branchenbezogener Auswirkung brauchen noch größeren Nachdruck.

Sie sollten darüber hinaus über die Branchenverbände direkt auf die europäische Ebene getragen werden. Denn meist betreffen diese Entscheidungen nicht nur unsere Unternehmen, sondern auch die in anderen Ländern – die Abstimmung untereinander kommt hingegen leider oft zu kurz.

Nachvollziehbare Struktur fehlt

MuM: Nutzen Mittelständler die von der EU angebotenen Möglichkeiten?
Witte: Meist viel zu wenig. Es gibt eine Vielzahl von Programmen, die für einen normalen Unternehmer – neben dem Tagesgeschäft – meist gar nicht überschaubar sind. Gerade kleinere Unternehmen, die von Fördermöglich­keiten besonders profitieren könnten, sind ­personell gar nicht in der Lage, einen konkreten Überblick zu gewinnen. Weiterhin stehen diese Fördermöglichkeiten oft im direkten Wettbewerb mit anderen Finanzierungsformen und gehen dabei unter.

MuM: Gibt es empfehlenswerte Datenbanken?
Witte: Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Datenbanken, teils über europäische Institutionen, Ministerien, Banken, Förderzentralen und -institute oder Berater. Eine klar nachvollziehbare Struktur, die für einen durchschnittlichen Unternehmer greifbar ist, fehlt aber. Die Vielzahl der Informationen und Aktualisierungen ist auch für einen Einzelnen nur schwer nachvollziehbar oder verständlich.

MuM: Herr Witte, vielen Dank für das Gespräch.