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Management > Kooperation mit Start-ups

Old Economy - trau dich!

Deutschland beraubt sich seiner erfolgreichen Zukunft, wenn Start-ups weiter darben. Etablierte Unternehmen halten sich hierzulande viel stärker zurück als woanders. Ein Fehler, kommentiert Thorsten Giersch.

Thorsten Giersch kritisiert, dass sich Konzerne und große Mittelständler zu wenig um Gründer kümmern. Bild: Shutterstock

Deutschland verfügt über eine exzellente Forschung, aber es hapert immer noch mit der Kommerzialisierung. Für junge Firmen ist zunächst genug Geld da. Zumindest, wenn die Idee halbwegs überzeugend ist. Doch gerade wenn der entscheidende Durchbruch bevorsteht, fehlt heimisches Kapital. Für große Finanzierungsrunden mit mehr als 100 Millionen Euro müssen fast immer US-Investoren helfen – mit Geld, Wissen und Verbindungen. Irgendwann kommt es zum Exit und oft verschwindet dann die Wertschöpfung aus Deutschland.

„Zu wenig Geld“ ist nur ein Punkt, wenn es um die suboptimale Welt für Gründerinnen und Gründer in Deutschland geht. Es gibt drei weitere Themen, die dringend angepackt werden müssen: Offenkundig hemmt die Bürokratie, Start-ups verzweifeln am deutschen Notarwesen und an der Dauer der Verfahren. Hier könnte die Politik direkt optimieren.

Dann ist da die Mentalität. Hier ist ein Ruck quer durch die Gesellschaft nötig. Hierzulande gibt es keine ausgeprägte Kultur des positiven Scheiterns. Bestenfalls dürfen sich das Mittzwanziger erlauben, so scheint es. Dabei sind ältere Gründer die besseren. Das durchschnittliche Gründeralter der am schnellsten wachsenden Start-ups in den USA ist nicht etwa 25, sondern 45 Jahre. Wenn Gründer 50 sind, liegt die Quote an erfolgreich umgesetzten Ideen doppelt so hoch wie bei den 30-Jährigen. Aber auch Ältere müssen scheitern dürfen.

Ein weiteres Thema betrifft die sogenannte Old Economy: US-Konzerne kaufen reihenweise Start-ups, allein Google-Mutter Alphabet legte sich 2022 elf Jungunternehmen zu und riskierte Milliarden. Und in Deutschland? Etablierte Unternehmen, seien sie börsennotiert oder aus dem Mittelstand, sind zurückhaltender. Sie arbeiten zu selten mit Start-ups zusammen, von Investitionen ganz zu schweigen. Die Firmen sehen eher die Risiken denn die Chancen, die Start-ups mit sich bringen. Die eigenen Start-up-Inkubatoren der deutschen Unternehmen lesen sich nett in Pressemitteilungen, interessieren danach aber niemanden mehr und haben bisher auch kaum Innovationen produziert. Grundsätzlich möchte man rufen: Traut euch mehr! Damit der Mittelstand von morgen auch eine Chance hat.

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