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IW-Mittelstandsexperte: „Der Mittelstand ist auf eine Rezession gut vorbereitet“

Tief rot sind die Aktienwerte weltweit. Die Finanzbranche befindet sich wieder in der Krise. Die Realwirtschaft spürt davon nichts. Stehen wir wieder vor einer Rezession? Markt und Mittelstand sprach mit Dr. Klaus-Heiner Röhl, Mittelstandsexperte beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln.

Tief rot sind die Aktienwerte weltweit. Die Finanzbranche befindet sich wieder in der Krise. Die Realwirtschaft spürt davon nichts. Stehen wir wieder vor einer Rezession? Markt und Mittelstand sprach mit Dr. Klaus-Heiner Röhl (Bild), Mittelstandsexperte beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln.

MuM: In der Finanzbranche herrscht Krisenstimmung. Wie schätzen Sie aktuell die Lage ein?

Röhl: Weltweit sinken die Aktienkurse ins Minus. An den Börsen geht es abwärts, aber realwirtschaftlich gibt es keinen Grund dafür. Die Wirtschaftslage hat sich zwar etwas abgeschwächt, das ist aber nach dem schnellen Aufschwung normal. Die Konjunkturaussichten sind für den Mittelstand nach wie vor gut.

MuM: Das heißt, Sie befürchten keine Rezession, wie beispielsweise nach der Lehman-Pleite?

Röhl: Realwirtschaftlich erwarte ich keinen Einbruch. Es gibt keine Indikatoren dafür. Aber natürlich stellt sich die Frage: Wie passt der Einbruch an den Aktienmärkten in das Gesamtbild? Ist es Panik und Angst, oder wissen die Märkte mehr?

MuM: Im Mittelstand herrscht keine Krisenstimmung. Kapazitätsengpässe und der Fachkräftemangel bestimmen hier den Alltag. Verschläft der Mittelstand wichtige Signale?

Röhl: Nein, Ruhe bewahren, und genau beobachten ist zurzeit die beste Strategie.

MuM: Ohne Panik machen zu wollen: Wie könnte sich der Mittelstand denn auf eine mögliche Rezession vorbereiten?

Röhl: Gerade der deutsche Mittelstand ist auf alle Situationen gut vorbereitet. Das hat das Krisenjahr 2009 gezeigt. Es gab weniger Firmenpleiten und weniger Entlassungen als erwartet, obwohl die Krise den Mittelstand damals völlig unerwartet traf. Die Geschäftsführer haben gelernt und wissen nun damit umzugehen.

MuM: Woran machen Sie das fest?

Röhl: Das zeigt beispielsweise die Eigenkapitalquote. Diese ist in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2009 lag sie beim deutschen Mittelstand durchschnittlich bei 25,5 Prozent. Mittlerweile dürfte sie noch höher liegen. So stellen sich Mittelständler unabhängig vom Kapitalmarkt auf, und mit mehr Eigenkapital kann der Mittelstand Durststrecken länger überstehen. Stammpersonal muss nicht sofort entlassen; geplante Investitionen nicht verschoben werden. All das macht den Mittelstand krisenresistent.

Das Interview führte Joachim Kary