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MittwochsMeinung: Die Machenlasser

Politiker und mittelständische Unternehmer, die passen einfach nicht zueinander. Warum? Die einen lassen machen, die anderen machen selbst, behauptet Markt und Mittelstand Redakteurin Stefanie Gerdsmeier.

Dieser Unterschied zeigt sich deutlich bei der Suche nach einem vorbildlichen Wirtschaftslenker. Angesichts vieler geeigneter Unternehmer-Kandidaten fällt es den Firmenchefs der Jury von Markt und Mittelstand schwer, den Preisträger für den „Macher des Jahres 2011“ zu finden. Gäbe es einen Politikerpreis für den „MachenLasser des Jahres”, ständen auch genügend Kandidaten zur Auswahl.

Unsere Vorschläge:

Da wäre zum Beispiel Silvana Koch-Mehrin. Die soll jetzt auch gemogelt haben bei ihrer Doktorarbeit. Laut VroniPlag Wiki soll sie immerhin 16 Prozent ihrer Arbeit abgeschrieben haben. Das ist längst nicht so viel wie im Fall Karl-Theodor zu Guttenberg, aber immerhin. Dem droht jetzt sogar ein Strafverfahren, denn eins der Plagiatsopfer will den Ex-Minister anzeigen. Das sind die Folgen vom Machenlassen.

Doch auch wenn die Politiker aktiv werden, tritt schnell Ernüchterung ein. Die AKW-Abschaltungen sind so ein Fall. Selbst die FDP konnte die anderen nicht schnell genug links überholen, um als Macher dazustehen. Wirklich? Vor allem haben die Machenlasser dafür gesorgt, dass Deutschland keinen Strom mehr an die Schweiz und die Niederlande abgibt, sondern im Gegenteil, seinen Strom machen lässt – von den anderen. Der früher oder später deutlich verteuerte Energienachschub kommt aus Frankreich und Tschechien. Die Stromflüsse aus diesen Ländern haben sich verdoppelt. Zu Spitzenzeiten des Verbrauchs werden bis zu 5.000 Megawatt importiert.

Auch außenpolitisch machen die Verantwortlichen in Berlin keine gute Figur. In der Libyen-Frage lassen Deutschlands Politiker lieber die anderen machen. Zumindest ihren Kollegen im Ausland fällt der deutsche „Jein“-Kurs negativ auf.

Von dieser seltsamen Verdrängungssucht sind selbst unsere jungdynamischen Nachrücker in den Kabinettsposten betroffen. Im Reigen der Machenlasser drängt es Familienministerin Kristina Schröder dazu, auch mitspielen zu dürfen. Sie will die Vätermonate jetzt doch nicht verlängern. Dafür appelliert sie wie sie es über die F.A.Z. wissen ließ an die Wirtschaft, dem Wunsch vieler junger Väter, „für die Karriere nicht auf Zeit mit Partnerin und Kindern verzichten zu wollen“, entgegenzukommen. Warum da nur die anderen machen sollen und nicht die Amtsinhaberin und Entscheidungsträgerin selbst, bleibt ihr Geheimnis.

Aber vielleicht ist das alles besser, als wenn erst gar nicht irgendetwas gemacht wird? Noch nicht mal von den anderen? Wie im Fall des FDP-Wahlkampfversprechens eines „niedrigen, gerechten und einfachen Steuersystems“.

Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Schon bald wird sich zeigen, ob Politiker lernfähig sind. Ausgerechnet die Grünen werden nicht umhin kommen, von Wachstumsunternehmen zu lernen. Mit ihren jüngsten Wahlsiegen werden neue Mitarbeiter, neue Strukturen, neue Verantwortlichkeiten nötig – eben das, was Unternehmer ständig vor neue Herausforderungen stellt. Als Anschauungsobjekte empfehlen wir die erfolgreichen Beispiele unserer „Macher des Jahres“-Kandidaten.