MittwochsMeinung: Äpfel und Birnen und Unternehmenstransparenz
Was alle wussten, ist jetzt raus: Deutschland gehört zu den zehn größten CO₂-Emittenten der Welt. Und auch die emissionsreichsten Unternehmen Europas wurden öffentlich gemacht. Das Schlimme daran: Unternehmen machen das Ergebnis mit ihrer Nichttransparenz nur noch schlechter, meint *Markt und Mittelstand-Redakteurin Stefanie Senfter.*
Was alle wussten, ist jetzt raus: Deutschland gehört zu den zehn größten CO₂-Emittenten der Welt. Und auch die emissionsreichsten Unternehmen Europas wurden öffentlich gemacht. Das Schlimme daran: Unternehmen machen das Ergebnis mit ihrer Nichttransparenz nur noch schlechter, meint Markt und Mittelstand-Redakteurin Stefanie Senfter.
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Auch deutsche Unternehmen sind in der umstrittenen Liste „Environmental Tracking Europe 300“ dabei.
Oh Wunder, der schlimmste CO₂-Sünder in Deutschland gemessen an der absoluten Menge ist mit 164,8 Tonnen CO₂ pro Jahr Eon. Danach folgt mit 152 Tonnen CO₂- pro Jahr Konkurrent RWE. Auf der guten Seite steht die Deutsche Bank. Sie ist demnach das klimafreundlichste Unternehmen Deutschlands. Danach folgt erst spät die SAP AG.
An den Ergebnissen aus der Liste ist nicht das Anprangern von Unternehmen schlimm, sondern
- 1. Die Unvergleichbarkeit der Daten: In Emissionen pro Umsatz ist HeidelbergCement der größte CO₂-Sünder Deutschlands. Rund 3.800 Tonnen CO₂ pro Million Dollar Umsatz stößt das Unternehmen jährlich aus. Dabei seien die Daten aber nicht unabhängig geprüft worden. Für die Deutsche Bank etwa ist es neben Industrie- und Energieunternehmen ungerecht einfacher in diesem Ranking als Gutmensch da zu stehen. Zudem sind indirekte Emissionen, wie etwa das An- und Abliefern von Produkten und Materialien, nicht in den Daten erfasst. Das Reisen von Mitarbeitern bei Finanzunternehmen wird nicht dazu addiert. Das könnte die Unternehmen auch von ihren Top-Rängen verdrängen. Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen und der Grund liegt allein bei den Unternehmen selbst (siehe 2.).
- 2. Transparenz oder Nicht-Transparenz: Welche Daten die Liste enthält, bestimmen die Unternehmen. 29 Prozent der Unternehmen haben ungeprüfte Daten veröffentlicht, 13 Prozent ihre Emissionswerte gar nicht erst öffentlich gemacht. Viele Unternehmen haben als aktuelle Zahlen die aus dem Jahr 2009 freigegeben. Nur manche die aus 2010.
Zahlen aus dem Unternehmen nach außen zu geben, verunsichert alle Unternehmer. Dennoch zeigt die „Environmental Tracking Europe 300“ dass die Zahlen wie bei der Deutschen Bank zu einem besseren Image verhelfen können. Die Zahlen müssen aber geprüft und auf einen Standard gebracht sein, damit sie im Vergleich mit der Konkurrenz Rückschlüsse aufgeben. Bei HeidelbergCement hätte die Prüfung der Zahlen vielleicht ergeben, dass die Emissionen geringer wiegen. Transparenz heißt auch nicht gleich sein ganzes Unternehmen zu entblößen. Aber ein bisschen Informationen lassen Kunden, Konkurrenz und Medien aufhorchen – vor allem wenn sie zu aktuellen Dauerbrennern beitragen. Günstigeres Marketing geht nicht.
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