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Personal > Corporate Social Responsibility

Wie ein Mittelständler auf CSR in seiner Lieferkette achtet

Immer mehr Menschen achten auf Nachhaltigkeit. Weshalb sein Unternehmen Verstöße gegen Umweltauflagen und Menschenrechte innerhalb der Lieferkette nicht komplett vermeiden kann und wie er dennoch versucht, die Bedingungen zu verbessern, erklärt Christopher Haas, Geschäftsführer von Haas Magnettechnik, im Interview.

Herr Haas, Ihr Unternehmen produziert verschiedene permanentmagnetische Produkte wie Magnetfolien. Dabei achten Sie verstärkt darauf, ob es innerhalb Ihrer Lieferkette zu Verstößen gegen Menschenrechte oder Umweltauflagen gekommen ist. Weshalb?

Das hat zwei Gründe: Zum einen waren wir vor circa zehn Jahren auf einem Lieferantentag eines unserer Kunden. Damals hat uns das Unternehmen mitgeteilt, dass es zukünftig von seinen Zulieferern erwartet, dass sie sich bei Ecovadis, einem großen Anbieter von Nachhaltigkeitsratings, einem Audit unterziehen und die Ergebnisse in die Lieferantenbewertung einfließen werden. So sind wir damals mit dem Thema Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility (CSR) in der Lieferkette in Berührung gekommen.

Zum anderen ist es gerade bei unseren Produkten schwierig bis unmöglich, eine komplett saubere Lieferkette zu haben. Dieses Problem ist uns bewusst, und wir versuchen daher, zumindest unser Möglichstes zu tun, um die Verstöße in der Lieferkette zu reduzieren.

Sie sprechen es bereits an: Bei Magneten wird unter anderem Cobalt verarbeitet. Dieses wird häufig in kongolesischen Minen abgebaut. Dort sind Kinderarbeit und fehlende Schutzausrüstung keine Seltenheit.

Das stimmt, und Cobalt ist nur einer von zwei kritischen Rohstoffen, die wir benötigen. Um starke Magneten produzieren zu können, brauchen wir die Seltene Erde Neodym. Wie fast alle Seltenen Erden wird Neodym praktisch ausschließlich in China abgebaut. In den Minen verwenden die Arbeiter Säuren, um den Rohstoff aus dem Gestein zu waschen, wodurch radioaktives Thorium freigesetzt wird. Das ist nicht nur eine Belastung für die Umwelt, sondern auch für die Arbeiter, da sie oft keine ausreichende Schutzkleidung haben.

 

Unser Problem ist, dass wir Cobalt und Neodym nicht durch andere Rohstoffe ersetzen können. Außerdem werden nahezu alle Vorkommen unter Bedingungen abgebaut, die nicht unseren Ansprüchen an CSR und Umweltschutz genügen. Doch wenn wir und unsere Mitbewerber deshalb keine Magneten mehr herstellen würden, könnten viele Produkte nicht mehr produziert werden – etwa Smartphones, Elektroautos oder Windkraftanlagen. Diese Waren funktionieren nur mit Magneten.

 

Also sind Ihnen die Hände gebunden?

Nein. Es ist zwar im Moment nicht möglich, bei Magneten eine komplett saubere Lieferkette zu haben, aber wir können dennoch einige Dinge umsetzen, um die Bedingungen zu verbessern. Wir besuchen beispielsweise regelmäßig unsere Lieferanten in China, die die Rohstoffe aus den Minen veredeln. Bei den Besuchen achten wir auch auf die Arbeitsbedingungen. Wir haben unseren Zulieferer etwa darauf hingewiesen, dass er bei den Schleifmaschinen Notschalter einbauen sollte und die Arbeiter Sicherheitsschuhe bräuchten. In chinesischen Fabriken arbeiten viele Wanderarbeiter, die nach dem Besuch ihrer Familie am chinesischen Neujahr nicht mehr zurückkehren und sich neue Stellen suchen, wenn sie mit den Arbeitsbedingungen unzufrieden sind. Durch die Verbesserungen ist bei unserem Zulieferer die Fluktuation gesunken, so dass sich die Investitionen für ihn auch wirtschaftlich gelohnt haben. Das war ein wichtiges Argument für das Unternehmen, um die Verbesserungen auch wirklich umzusetzen.

Haben Sie sonst noch Möglichkeiten, Ihre Lieferketten im Hinblick auf CSR zu verbessern?

Wir unterstützen die Fraunhofer-Einrichtung für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie bei ihrer Forschung an Rezyklaten für die Magnetherstellung. Das Ziel ist es, künftig bei der Produktion recycelte Materialien zu verwenden. Dadurch könnten wir die Bilanz unserer Magnete deutlich verbessern. Außerdem weisen wir unsere Kunden auf die aktuellen Probleme innerhalb der Lieferkette hin. Dadurch wollen wir ein Bewusstsein für das Thema schaffen. Vielleicht führt das langfristig dazu, dass sich die Abbaubedingungen bei Cobalt und Neodym verbessern.

Online CSR-Risiko-Tool

 

Der „CSR Risiko-Check“ ist ein kostenfreies Online-Tool, mit dem Unternehmen innerhalb kurzer Zeit länder- und/oder produktspezifische CSR-Risiken entlang ihrer Lieferkette identifizieren können. Es werden Risiken aus den folgenden Bereichen betrachtet: faire Geschäftspraktiken, Menschenrechte und Ethik, Arbeitsrechte sowie Umwelt. Das Tool finden Sie hier: www.csr-risiko-check.de.

 

Die deutschsprachige Version des „CSR Risiko-Check“ wird von dem niederländischen CSR-Netzwerk MVO Nederland und dem deutschlandweit tätigen CSR-Netzwerk UPJ sowie dem Helpdesk Wirtschaft und Menschenrechte der Bundesregierung umgesetzt.

Das klingt alles sehr aufwendig, gerade für ein Unternehmen wie Haas Magnettechnik mit rund 25 Mitarbeitern. Profitieren Sie denn auch selbst wirtschaftlich von Ihren CSR-Maßnahmen?

Das ist auch aufwendig. Allein an unserem Bericht zum Nachhaltigkeitskodex haben wir vier Monate gearbeitet. Ich bin aber überzeugt, dass wir dies nicht nur aus gesellschaftlicher Verantwortung machen müssen, sondern langfristig davon auch finanziell profitieren werden. Wir haben letztens erst einen Neukunden gewonnen. Bislang hat er nicht bei uns eingekauft, da es andere Zulieferer gibt, die günstiger sind als wir. Inzwischen ist dem Unternehmen aber auch CSR wichtig, und bei den Verhandlungen war auch ein CSR-Manager dabei. Unsere Bemühungen, unsere Lieferkette so sauber wie möglich zu gestalten, haben dazu geführt, dass wir das Unternehmen jetzt beliefern.

Die Bundesregierung plant bereits seit längerem ein Lieferkettengesetz, das größere Unternehmen dazu verpflichtet, bei ihrer Lieferkette auf die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltauflagen zu achten. Für Sie also der richtige Weg?

Grundsätzlich auf jeden Fall. Die Wirtschaft muss insgesamt einfach mehr auf Nachhaltigkeit und den Schutz von Menschenrechten achten. Daher begrüße ich die Gesetzesinitiative. Ich würde mir aber wünschen, dass die Verhandlungen deutlich schneller über die Bühne gehen würden und wir mehr Informationen bekämen. Aktuell herrscht viel Unsicherheit darüber, was genau das Gesetz vorsehen wird und wann es in Kraft tritt. 

Wirtschaftsverbände befürchten, das Gesetz könnte für deutsche Unternehmen zu Wettbewerbsnachteilen führen, da sich etwa amerikanische Firmen nicht daran halten müssen und daher günstiger produzieren können. Diese Gefahr sehen Sie nicht?

Natürlich ist das gewissermaßen ein Wettbewerbsnachteil. Auf der anderen Seite bin ich überzeugt, dass nachhaltige und verantwortungsbewusste Unternehmen langfristig Wettbewerbsvorteile bekommen. Das zeigt etwa das von mir angesprochene Beispiel unseres Neukunden. Und auch auf dem Arbeitsmarkt kann sich CSR auszahlen. Viele, gerade junge Arbeitnehmer möchten für ein Unternehmen arbeiten, dass seiner gesellschaftlichen Verantwortung nachkommt und nicht ausschließlich den Profit maximiert. Daher ist eine glaubwürdige CSR auch ein gutes Mittel gegen den Fachkräftemangel.

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