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Zukunftsmärkte > Nominierung der besten Börsengänge

Deutschland feiert seine IPOs

Erstmals findet in Europas Finanzhauptstadt die „IPO Night“ statt, auf der herausragende Börsengänge und Eigenkapitalfinanzierungen im Mittelpunkt stehen. Diese Unternehmen sind nominiert.

Staedel Museum
Im Staedel Museum in Frankfurt findet erstmalig die IPO Night statt.

Ob Gerhard Richter, Claude Monet oder Pablo Picasso: Sie alle hängen mit ihren Werken im Städelmuseum. Das Museum am Frankfurter Mainufer ist weltbekannt und renommiert wie kein zweites in Deutschland. Seine Sammlung umfasst rund 3.100 Gemälde vom Mittelalter über die Moderne bis hin zur Gegenwartskunst. Am Donnerstag, 23. November 2023, findet dort erstmals die „IPO Night“ statt, auf der ein hochkarätiges Publikum von rund 100 Börsenbegeisterten die Kunst des Börsengangs feiern wird, veranstaltet von der DEUTSCHE BÖRSE GROUP und der WEIMER MEDIA GROUP (u.a. „BÖRSE am Sonntag“ und „Anlagetrends“).

Die Kunst des Börsengangs

Warum wagen Unternehmen den Schritt auf das Börsenparkett und welche Unternehmen waren besonders erfolgreich in den vergangenen Monaten? Die exklusive Abendveranstaltung im Herzen der Mainmetropole feiert alle 15 Nominierten und ihre erfolgreichen Kapitalmaßnahmen. 

Die Jurymitglieder, bestehend aus renommierten Köpfen aus der Finanzindustrie, zeichnet auch außergewöhnliche Eigenkapitalfinanzierungen aus. In insgesamt vier Kategorien werden die Preisträgerinnen und Preisträger ermittelt: „Herausragender Börsengang“ (Nominierte: Porsche, Daimler Truck, Auto1), „Impact Börsengang“ (Nominierte: Nucera, Vitesco Technologies Group, hGears), „Smallcap Börsengang“ (Nominierte: Cantourage Group, ParTec, KATEK) und „Außergewöhnliche Eigenkapitalfinanzierung“ (Nominierte: Vonovia, Siemens Healthineers, Deutsche Lufthansa, Siemens Energy, Delivery Hero, Rheinmetall).

Kategorie: Herausragender Börsengang

1. Porsche

Mit einem Emissionsvolumen von 9,4 Milliarden Euro markiert der IPO des Stuttgarter Autobauers Ende September 2022 den größten Börsengang in Deutschland seit mehr als 25 Jahren. Bislang hat nur die Telekom bei ihrem Börsengang 1996 mit 9,65 Milliarden Euro mehr Geld durch den Sprung aufs Parkett eingenommen. Bereits wenige Stunden nach Beginn der Zeichnungsfrist waren die Aktien über die gesamte Preisspanne hinweg vielfach überzeichnet. Die Nachfrage nach den Anteilsscheinen erreichte also ein deutlich zweistelliges Milliardenvolumen. Der Sportwagenbauer hat seine Börsenkarriere mit einem Börsenwert von rund 75 Milliarden Euro gestartet. Seit dem IPO ist der Porsche- Aktienkurs deutlich gestiegen, derzeit kostet das Papier knapp über 110 Euro. Es wurden ausschließlich Altaktien bei dem Börsengang ausgegeben und rund die Hälfte der Einnahmen ging als Sonderdividende an die Anteilseigner von Volkswagen, darunter die Holding der Familien Porsche und Piech, das Land Niedersachsen und das Emirat Katar. Einziger Wehrmutstropfen: Zunächst gingen nur 7,7 Prozent der platzierten Vorzugsaktien an private Kleinanleger.

2. Daimler Truck

Der Lastwagen- und Bushersteller Daimler Truck hat im Dezember 2021 sein Börsendebüt gegeben. Die Geschäftssparte mit mehr als 100.000 Mitarbeitern wurde aus dem Daimler-Konzern herausgelöst. Seitdem sind Mercedes-Lkw und -Autos auf getrennten Wegen unterwegs. Der erste festgestellte Preis der Aktien lag bei 28 Euro. Damit kam Daimler Truck bei der Abspaltung auf eine Marktkapitalisierung knapp unter 24 Milliarden Euro. Es ist somit eine der größten Abspaltungen in Europa. Seit der Erstnotiz ist die Aktie von 28 Euro auf aktuell fast 33 Euro gestiegen. Experten sehen in der Aufspaltung viele Vorteile: Beide Geschäftsfelder, also Auto auf der einen und Lastwagen auf der anderen Seite, können so besser auf ihre Kunden eingehen und die technologische Entwicklung vorantreiben – ohne Rücksicht nehmen zu müssen.

3. Auto1

2012 gegründet, wagte der Berliner Online-Gebrauchtwagenhändler 2021 den Sprung aufs Parkett. Der IPO wurde ein fulminanter Erfolg. Der erste Kurs lag mit 55 Euro 45 Prozent über dem Ausgabepreis von 38 Euro, womit Auto1 zum Börsenstart mit fast zwölf Milliarden Euro bewertet wurde. Das Emissionsvolumen betrug 1,83 Milliarden Euro. Auf Sicht der vergangenen 24 Monate legte Auto1 damit einen der größten und erfolgreichsten Börsengänge in Deutschland hin. Bekannt geworden ist das Start-Up durch die Internetplattform „wirkaufendeinauto.de“.  

Kategorie: Impact Börsengang

1. Nucera

Thyssenkrupp hat seine Wasserstoff-Sparte Nucera mit Erfolg an die Börse gebracht. Gleich am ersten Tag zog der Kurs deutlich an. Aktuell kosten die Papiere knapp 23 Euro, das Unternehmen kommt auf eine Marktkapitalisierung von rund 2,9 Milliarden Euro. Die Nachfrage nach den Aktien von den Dortmundern überstieg bereits am ersten Tag der Zeichnungsfrist das Angebot. Mit 605 Millionen Euro ist der Nucera IPO eines der größten in Europa in 2023. An der Börse ist Nucera zwar ein Neuling, aber das Unternehmen ist schon lange im zukunftsträchtigen Wasserstoff-Geschäft aktiv. Nach eigenen Angaben bietet Nucera weltweit führende Technologien für Elektrolyseanlagen an. Diese spalten mithilfe von Elektrizität Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff. Werden sie mit Ökostrom gespeist, entsteht „grüner“ Wasserstoff. Dieser wird als Brennstoff für eine CO2-freie Wirtschaft in großem Stil benötigt.

2. Vitesco

Vitesco ist eigenen Angaben nach führend bei intelligenten und elektrifizierten Antriebssystemen für nachhaltige Mobilität und wird damit zu einem Schlüsselunternehmen im Hinblick auf eine erfolgreiche Transformation der Automobilindustrie. Als Spin-Off des Continental-Konzerns kam Vitesco zum Börsengang am 16. September 2021 auf eine Bewertung von rund 2,5 Milliarden Euro. Der erste Kurs lag bei 59,80 Euro, ehe es im Tagesverlauf auf fast 67 Euro nach oben ging. Nach einer kleinen Schwächephase hat die Aktie in diesem Jahr einen Aufwärtstrend etabliert. Mit etwas Verspätung lernen Anleger die Vorzüge der Vitesco-Abspaltung offenbar zu schätzen. Die Eigenständigkeit ermöglicht es der ehemaligen Conti-Antriebssparte sich nun vollumfänglich auf den Wandel hin zur E-Mobilität zu fokussieren. 

3. hGears

Mit einem ersten Kurs von 27,50 Euro notierte die Aktie von hGears zum Börsenstart am 21. Mai 2021 leicht über dem Ausgabepreis von 26,00 Euro. Die Markkapitalisierung lag bei 286 Millionen Euro. Ein gelungenes Marktdebüt für das 1958 gegründete Unternehmen, das Zahnräder und Antriebswellen für E-Fahrräder und E-Autos herstellt und Anlegern somit die Möglichkeit gibt in grüne Mobilität zu investieren. Zu den Kunden zählen namhafte Konzerne wie Schaeffler und Bosch. hGears setzt voll auf die Elektrifizierung, stellt auch Komponenten für elektrisch betriebene Werkzeuge her. Die Einnahmen in Höhe von 62,4 Millionen Euro durch den Börsengang werden für die Erweiterung der Produktion eingesetzt. Anleger nahmen zuletzt jedoch Abstand von der Aktie. Seit dem Börsengang haben die Papiere über 80 Prozent an Wert verloren. 

Kategorie: Smallcap Börsengang

1. Cantourage Group

2019 gegründet, entschied sich das Berliner Cannabis-Start-Up zum Ende des vergangenen Jahres für ein Direct Listing an der Frankfurter Börse. Aus der Erstnotiz am 11. November bei 6,48 Euro wurden innerhalb von zwei Tagen 42 Euro. Das entspricht einer Versechsfachung. Der Höhenflug, begünstigt durch geringe Handelsvolumina, hielt allerdings nur kurz. Rund zwei Monate nach der Erstnotierung kostete eine Cantourage-Aktie zwischen zehn und elf Euro. Cantourage bietet Produkte in allen relevanten Segmenten des medizinischen Cannabis-Marktes an, darunter getrocknete Blüten, Extrakte, Dronabinol und Cannabidiol in pharmazeutischer Qualität. Die Marktkapitalisierung lag zum Börsenstart bei rund 80,8 Millionen Euro. 15 Prozent der Firmenanteile befinden sich im Streubesitz.

2. ParTec

Der Münchner Entwickler von Super- und Quantencomputern ParTec feierte am 3. Juli des laufenden Jahres sein Börsendebüt. Mit einem Kursplus von über 20 Prozent am ersten Handelstag – der Eröffnungskurs hatte bei 112,50 Euro, der Schlusskurs bei 136,00 Euro gelegen – wurde die Börsennotierung durch ein Direct Listing ein großer Erfolg. Die Aktie hat das Niveau im Anschluss bei sehr niederigen Handelsvolumina trotz zwischenzeitlichem Rücksetzer halten können. Die Marktkapitalisierung betrug 900 Millionen Euro. ParTec ist ein Pionier auf dem Gebiet des modularen Super- und Quantencomputings sowie zugehöriger Software. Aktuell verfügt das bayerische Start-Up weltweit über mehr als 150 erteilte und angemeldete Patente. Das Auftragsvolumen liegt im dreistelligen Millionenbereich.

3. KATEK

Mit einer Erstnotierung von 27,90 Euro wurde der Börsengang des Münchner Elektronikunternehmens Katek am 4. Mai 2021 zu einem großen Erfolg. Gegenüber dem Ausgabepreis von 23,00 Euro stand so ein Plus von 21,3 Prozent zu Buche. Im weiteren Handelsverlauf stieg der Kurs weiter, auf 31,45 Euro, an. Die Marktkapitalisierung lag bei rund 369,5 Millionen Euro. Katek fertigt hochwertige Elektronikprodukte, unter anderem im Bereich der Alternativen Energien und für die Medizintechnikbranche. Darüber hinaus ist das 2017 gegründete Unternehmen in der Soft- und Hardwareentwicklung tätig. Den starken Börsenstart konnte Katek in der Folge jedoch nicht bestätigen. Im Zuge steigender Zinsen und dem Abverkauf von Technologiewerten im Jahr 2022, rutschte auch die Aktie der Münchner bis auf 13 Euro ab und läuft seither volatil seitwärts.    
 

Kategorie: Außergewöhnliche Eigenkapitalfinanzierung

1.Vonovia

Im Dezember 2021 gelang Deutschlands größtem Wohnungsvermieter fast mühelos eine Kapitalerhöhung in Höhe von rund 8,1 Milliarden Euro. Vonovia griff zu der Maßnahme, um den Kauf des Konkurrenten Deutsche Wohnen zu finanzieren. Bis zum Ende der Bezugsfrist am 7. Dezember 2021 waren Bezugsrechte für 198.508.119 neue Aktien ausgeübt worden, was einer Bezugsquote von 98,59 Prozent der neuen Aktien entsprach. Die verbleibenden 2.831.943 neuen Aktien gingen in der Folge an institutionelle Anleger im Rahmen einer Privatplatzierung für 49,50 Euro je Aktie.

2. Siemens Healthineers

Um die 16,4 Milliarden US-Dollar schwere Übernahme des US-Krebsspezialisten Varian stemmen zu können, platzierte der Erlanger Medizintechnik-Konzern im März 2021 erfolgreich 53 Millionen neue Aktien zu je 44,10 bei institutionellen Investoren. Insgesamt nahm Siemens Healthineers so 2,3 Milliarden Euro frisches Kapital ein. Etwa 16,2 Prozent des Platzierungsvolumens gingen an den Ankerinvestor Qatar Investment Authority (QIA). Mit dem teuersten Zukauf der Unternehmensgeschichte und dessen erfolgreicher Finanzierung durch zwei Kapitalerhöhungen und einem konzerninternen Kredit von Siemens hat sich Siemens Healthineers neue Wachstumschancen eröffnet.

3. Lufthansa

In der Corona-Pandemie musste Europas größte Fluglinie vom deutschen Staat gerettet werden. Um die neun Milliarden Euro schweren Hilfen zurückzahlen zu können, beschloss die Lufthansa 2021 unter anderem eine Kapitalerhöhung von 2,14 Milliarden Euro durch die Ausgabe neuer Aktien. Mit deren Erfolg und weiteren Maßnahmen gelang der Lufthansa die vollständige Rückzahlung der Hilfen aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds. Schon zuvor hatte der deutsche Staat Aktienpakete mit Gewinn abstoßen können. Damit geht die Rettung der Lufthansa als eines der erfolgreichsten Beispiele eines Staatseinstiegs in ein deutsches Unternehmen in die Geschichte ein. Zehntausende Arbeitsplätze wurden gerettet und am Ende blieb für den Steuerzahler sogar ein Gewinn.

4. Siemens Energy

1,26 Milliarden Euro hat Siemens-Energy im März 2023 per Kapitalerhöhung in Form neuer Aktien eingenommen. 72,7 Millionen Papiere platzierte der Industriekonzern bei institutionellen Investoren und erhöhte sein Grundkapital damit um zehn Prozent. Die Kapitalerhöhung stieß auf riesiges Interesse und war Unternehmensangaben zufolge vierfach überzeichnet. Das frische Geld brauchte Siemens Energy für die vollständige Übernahme der Windkrafttochter Siemens Gamesa.

5. Delivery Hero

Im Januar 2021 platzierte der Essenslieferdienst erfolgreich neue Aktien im Wert von rund 1,2 Milliarden Euro bei institutionellen Investoren. Die Kapitalerhöhung, womit sich das Grundkapital von Delivery Hero um 4,7 Prozent erhöhte, sollte für die weitere Expansion sowie attraktive Investitionsmöglichkeiten genutzt werden, darunter fällt beispielsweise die Übernahme des Südkoreanischen Lieferdienstes Woowa. Delivery Hero nutzt regelmäßig den Kapitalmarkt zur Finanzierung und hat insgesamt seit 2021 rund 3,5 Milliarden Euro Kapital über Wandelschuldverschreibungen oder Kapitalerhöhungen eingeworben.

6. Rheinmetall

Der Rüstungskonzern, der in diesem Jahr den Aufstieg in den Dax schaffte, hat im Januar eine Wandelanleihe im Wert von einer Milliarde Euro ausgegeben. Angeboten wurden die Schuldtitel ausschließlich institutionellen Investoren. Ausgegeben wurden zwei Tranchen mit unterschiedlichen Laufzeiten und Kupons. Die Wandelschuldverschreibungen können in 3,14 Millionen Aktien umgewandelt werden, sollte der Kurs um 45 Prozent steigen. Rheinmetall entschied sich für die Kapitalmaßnahme, um den Zukauf des spanischen Munitionsherstellers Expal zu finanzieren.

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