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Zukunftsmärkte > „Anti-Investitionsvirus“

Familienunternehmer: „Vorsicht – der AIV bricht aus!“

Eine Umfrage unter Familienunternehmen und bei den Jungen Unternehmern malt ein düsteres Bild der Konjunktur. Die Verbände erkennen einen „Anti-Investitionsvirus“ (AIV). Warum das Ganze stark nach einem hausgemachten Problem aussieht.

Marie-Christine Ostermann, Präsidentin der Familienunternehmer.

Die Stimmung bei den Familienunternehmen in Deutschland nähert sich jenem niedrigen Niveau, das während der Corona-Pandemie geherrscht hat. Das zeigt die jüngste Quartalsumfrage der Familienunternehmer und der Jungen Unternehmer. Seit dem vierten Quartal 2020 war die Geschäftslage bei den Familienunternehmen nicht mehr so schlecht wie momentan. Auch die Aussichten verdüstern sich wieder:  So mies wie jetzt schätzten die Firmenchefs ihre Erwartungen auf neue Aufträge zuletzt im erstem Quartal 2021 ein.
 
Ihre Investitionspläne schrauben viele Familienunternehmer momentan auffallend zurück: Mehr als jeder dritte Familienunternehmer plant gar keine Investitionen. Gefragt, was sie daran hindert zu investieren, nennen mittlerweile 55 Prozent der Unternehmer die Bürokratiekosten beziehungsweise die Überregulierung. 41 Prozent schrecken die Unberechenbarkeit der Finanz- und Wirtschaftspolitik ab. 43 Prozent behindert der Fachkräftemangel. Zumindest die ersten beiden Punkte liegen in der Verantwortung der Ampelregierung in Deutschland.
 
„Dies könnte der Beginn einer sich selbst verstärkenden Welle sein. Ist das Anti-Investitions-Virus (AIV) erst ausgebrochen und breitet sich aus, könnten sogar die Arbeitslosenzahlen wieder steigenden“, warnt Marie-Christine Ostermann, Präsidentin der Familienunternehmer. „Gegen das Anti-Investitions-Virus helfen keine Subventionen, sondern nach zwei Jahrzehnten Nachfragepolitik nur ein Umschalten auf Angebotspolitik – und ein sofortiger Stopp jedweder weiteren Bürokratie-Belastung.“

Ostermann hält sogar den Fachkräftemangel für hausgemacht und verweist auf Subventionen in Höhe von knapp 10 Milliarden Euro für ein neues Werk des Chipherstelles Intel in Magdeburg. Dieser ordnungspolitische Fehler „saugt dem Mittelstand regelrecht die Fachkräfte weg“. „Deutschland ist zu teuer, zu überreguliert und zu verkrustet“, ergänzt Sarna Röser, Bundesvorsitzende der Jungen Unternehmer.

Die Umfrage unter den Familienunternehmern spiegelt die konjunkturellen Aussichten in Deutschland wider. Im neuen Wachstumsausblick des Internationalen Währungsfonds (IWF) ist die deutsche Volkswirtschaft unter den 22 untersuchten Staaten und Regionen die einzige, in der das Bruttoinlandsprodukt 2023 sinken soll. Der IWF rechnet mit einem Minus von 0,3 Prozent, teilte die Organisation diese Woche mit. Auch 2024 könne Deutschland den Rückstand kaum kompensieren. Der IWF erwartet dann ein BIP-Wachstum von 1,3 Prozent.

Schon im Winterhalbjahr war die deutsche Wirtschaft in eine Rezession gerutscht. Zwei Quartale in Folge war die Wirtschaftsleistung geschrumpft. Im Anschluss hatten die meisten Ökonominnen und Ökonomen einen kleinen Aufschwung erwartet. Doch es spricht auch immer mehr dafür, dass selbst der Mini-Aufschwung nun ausbleibt. Die Zeit der konjunkturellen Stagnation droht anzuhalten.

Der IWF sieht die anhaltende Schwächephase vor allem durch die Industrie ausgelöst. Das zeigt sich unter anderem bei den Aufträgen. So ist das Auftragspolster der deutschen Industrie im Mai den dritten Monat in Folge geschmolzen. Der Auftragsbestand im verarbeitenden Gewerbe sank um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt vergangene Woche mitteilte. Neben der schwachen Weltwirtschaft und steigenden Zinsen belasteten Deutschland laut IWF Wettbewerbsnachteile durch Energiekosten. Die Preise für Strom, Öl und Gas gehen zwar zurück, sind in der Bundesrepublik aber immer noch höher als in den meisten anderen Ländern.

Der Ifo-Geschäftsklimaindex nährt die Sorgen. Er ist im Juli auf 87,3 Punkte gefallen, nach 88,6 Punkten im Juni. Es ist der dritte Rückgang in Folge. Das Ifo befragt für das Barometer regelmäßig 9000 deutsche Unternehmensmanager. Die Unternehmen waren insbesondere mit den laufenden Geschäften merklich unzufriedener. Auch die Erwartungen gaben erneut nach. „Die Lage der deutschen Wirtschaft verdüstert sich“, folgert Ifo-Präsident Clemens Fuest.   

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