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Finanzierung > Unternehmensverkauf

M&A-Markt in Zeiten der Krise: „Guter Zeitpunkt für Verkauf“

Die Corona-Krise lässt auch den Markt der Unternehmenstransaktionen nicht ungeschoren. Worauf Mittelständler aktuell achten müssen, erklärt Graig Gröbli, Mitgründer und Geschäftsführer der M&A-Matchingplattform Dealcircle.

Wie entwickelt sich derzeit der M&A-Markt im Mikro- und Nanobereich?

Die kleineren Transaktionen sind bislang am wenigsten von der Pandemie betroffen. Die Verkaufsprozesse laufen zwar etwas langsamer, aber wir beobachten, dass die meisten Verkäufe im Small-Cap-Segment – mit Ausnahme weniger Branchen – ohne wesentliche Einschränkungen stattfinden.

Also alles gut?

Die größte Hürde auf Käuferseite ist die Unsicherheit, ob und wie sich die Krise mittelfristig auf den Umsatz und die Profitabilität der Zielunternehmen auswirkt. Frühestens im zweiten Quartal 2021, wenn die Jahresabschlüsse 2020 und Zahlen für ausreichend viele „nicht-Corona-Monate“ vorliegen, werden Käufer eine ruhigere Hand haben.

 

Haben die Unternehmensbewertungen (Mulitples) mittlerweile die Talsohle erreicht?

Die Bewertungs-Multiples sind branchenübergreifend „nur“ um ein Faktor 1 bis 1,5 des operativen Ergebnisses gesunken. Angesichts der, historisch betrachtet, sehr hohen Bewertungen vor Corona halte ich das für weiterhin gute Bewertungen.

 

Wie schwierig ist es, aktuell aussagekräftige Due Diligences durchzuführen?

In den ersten zwei, drei Monaten nach dem Ausbruch der Pandemie gab es zahlreiche technische Hürden bei der Durchführung von Due Diligences. Mittlerweile sind die überwunden, und sogar persönliche Treffen sind wieder möglich. Wie die Current Tradings inhaltlich zu beurteilen sind, lässt sich aber noch nicht wirklich sagen.   

Sollten Mittelständler ihr Unternehmen aktuell also lieber nicht verkaufen?

Für gut laufende Unternehmen in von COVID-19 nicht betroffenen Branchen ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um zu verkaufen. Das liegt daran, dass zur Zeit weniger attraktive Unternehmen zum Verkauf stehen und Investoren daher weniger Auswahl haben. Allen anderen rate ich – soweit möglich – lieber bis Mitte 2021 abzuwarten.

Wie sieht es auf Käuferseite aus: Nutzen größere Mittelständler die Gelegenheit, kleinere Konkurrenten günstig aufzukaufen?

Grundsätzlich gilt: Antizyklisches Investitionsverhalten lohnt sich meistens. Wir beobachten, dass größere Mittelständler, die über finanzielle Freiheit verfügen, aktuell versuchen, durch gezielte Zukäufe ihre Marktposition zu verbessern.

Schlägt jetzt die Stunde der PE-Investoren, die geldsäckeweise auf „dry powder“ sitzen?

Vor allem für Finanzinvestoren, die sich für Unternehmen im Wert von 5 bis 20 Millionen Euro interessieren, ergeben sich gerade tolle Chancen. Umso mehr, weil sich in dieser Größenordnung in der Regel vernünftige Einstiegspreise – und somit bessere Renditen – realisieren lassen.

Worauf sollten Verkäufer und Käufer in unsicheren Krisenzeiten besonders achten?

Transaktionssicherheit ist in solchen Zeiten das höchste Gut. Eine übertriebene Kaufpreismaximierungsstrategie kann einen Deal aktuell sehr schnell zum Kippen bringen.

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