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Finanzierung > Gastbeitrag rund um Finanzierung

Kredite verlängern und verändern

Kredite zu guten Konditionen sind für Unternehmen immer schwieriger zu bekommen. Mit der Methode „Amend & Extend“ können sie sich Luft verschaffen. Warum es oft besser ist, Kredite unter neuen Vorzeichen weiter zu nutzen als neue abzuschließen.

Alexander Längsfeld ist Partner im Bereich Finanzrecht bei Kirkland & Ellis in München.© Kirkland & Ellis

Bei der Vergabe von Firmenkrediten lassen die Banken schon länger Vorsicht walten. Angesichts deutlich gestiegener Zinsen und trüber Konjunkturaussichten sinkt auch die Kreditnachfrage der Unternehmen. Ein Minus von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr prognostiziert die staatliche Förderbank KfW für das dritte Quartal 2023. Dass neue Kredite schwieriger zu bekommen sind, spüren mittelbar auch jene Unternehmen, deren Kreditverträge absehbar auslaufen und die refinanzieren müssen. Was tun, wenn die Ablösung des Kredits fällig wird? Und woher neue Mittel bekommen?

Amend & Extend“ nennen Finanzierungsexperten eine Methode, mit der sich Unternehmen Luft verschaffen können. Für eine bestehende Finanzierung wird die Laufzeit verlängert (extend) und gleichzeitig werden die Konditionen geändert (amend). Waren es früher vor allem sinkende Zinsen, die zu einem „Run“ auf Amend & Extend geführt haben, geht es für Firmen heute vor allem darum, sich meist günstigere Konditionen aus der Vergangenheit für länger zu sichern und so die Fälligkeit hinauszuschieben. „Viele Banken haben ihre Kreditrichtlinien in den vergangenen Jahren verschärft, sodass es für Unternehmen in vielen Branchen schwieriger geworden ist, neue Kredite zu bekommen“, sagt Alexander Längsfeld, Partner bei Kirkland & Ellis. „Es ist deshalb ratsam, eine Kreditverlängerung mit Änderungen als Alternative beispielsweise zu einer Umschuldung zu prüfen.“
Ob Amend & Extend funktioniert, ist auch eine Frage des Zeitpunkts. Steckt das Unternehmen bereits in finanziellen Schwierigkeiten, ist eine Verlängerung kurz vor Auslaufen des Kredits kaum zu bekommen. „Dann läuten bei der Bank in der Regel schon die Alarmglocken“, sagt Längsfeld. „Mindestens ein Jahr sollte es bis zur Fälligkeit sein, dann kann es gelingen, mit der Bank über die Änderung der Kreditkonditionen zu verhandeln.“

Sind mehrere Kreditgeber im Spiel, rät der Experte, unbedingt mehr Zeit für die Verhandlungen einzuplanen. Denn geändert werden kann ein syndiziertes Finanzierungspaket nur, wenn alle Gläubiger zustimmen. „Eine beteiligte Bank, die nicht zustimmt, müsste ausbezahlt werden, damit das Amend & Extend mit den übrigen Banken durchgezogen werden kann“, erläutert der Experte. Weil das auf einen Schlag viel Liquidität benötigt, scheidet es in der Praxis meistens aus.

Spielraum beim Zinsniveau gibt es aktuell bei Amend-&-Extend-Transaktionen kaum. „Meist sind die Firmen froh, dass sie noch einen vergleichsweise moderaten Zinssatz im Vertrag haben“, schildert Alexander Längsfeld. Den gelte es dann möglichst lange zu halten und dafür gegebenenfalls eine einmalige Gebühr an die Bank(en) zu zahlen. Auch könne versucht werden, die Höhe der Tilgung zu verringern, um für den Verlängerungszeitraum – im Regelfall mindestens zwei zusätzliche Jahre – Liquidität im Unternehmen zu halten.

Nicht immer ist es Restrukturierungsbedarf, der zu einer Neuordnung der Kreditvereinbarungen führt. Auch wenn das an sich gut aufgestellte Unternehmen investieren, aber nicht mühsam nach neuen Geldgebern suchen will, kann ein Amend & Extend eine Möglichkeit sein. „Allerdings nur für überschaubare Investitionsprojekte“, schränkt Längsfeld ein. „Wo größere Summen benötigt werden und zweifelhaft ist, ob sich dafür eine Kreditbank findet, ist dann die Suche nach einem privaten Geldgeber meist am erfolgversprechendsten."

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