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Denken Sie schon an Ihre Nachfolger?

Wenn Sie die Frage mit Nein beantwortet haben, sind Sie damit nicht allein. Denn der Fachkräftemangel spiegelt sich aktuell nicht nur in der erschwerten Arbeitnehmersuche wider, sondern auch beim Thema Unternehmensnachfolge – und das ist nicht zu unterschätzen.

Jörg Kintzel

Laut einer Studie des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn stehen in Deutschland in den Jahren zwischen 2022 und 2026 nämlich etwa 190.000 Unternehmen zur Übernahme an. Hinzu kommt, dass viele Unternehmer nicht rechtzeitig mit der Nachfolgeplanung beginnen. Gerade bei Handwerks- und Familienunternehmen erkennen wir eine unzureichende Weitsicht, denn drei von zehn Unternehmern werden ihre Firmen unvorbereitet übergeben. Eine Katastrophe, wenn man bedenkt, dass sie den Großteil der deutschen Wirtschaft ausmachen: Denn die korrekte Nachfolgeplanung trägt maßgeblich zur Sicherung eines Unternehmens und damit der Arbeitsplätze bei.

Diese Problematik ist jedoch auch gesellschaftlicher Natur. Da genügt ein Blick auf unser Schulsystem: Mittlerweile absolviert jedes zweite Kind in Deutschland das Gymnasium, um anschließend ein Studium aufzunehmen. Zu wenige junge Menschen absolvieren also eine Handwerkslehre und steigen dann in das Unternehmertum ein. Hier ist ein großes Umdenken in der Gesellschaft gefragt. Wir müssen aufhören, die betriebliche Ausbildung abzuwerten, sondern die hohe Qualität und Notwendigkeit für unsere Wirtschaft anerkennen.

Unternehmer müssen frühzeitig handeln.


Um die Zukunft des eigenen Unternehmens zu sichern, ist es also wichtig, sich zeitig und sorgfältig um die Nachfolgeplanung zu kümmern. Ich empfehle, spätestens mit 50 Jahren damit zu beginnen, um diese selbstbestimmt gestalten zu können. Es gibt dafür zwei wesentliche Möglichkeiten: die klassische Nachfolge innerhalb der Familie und der M&A-Prozess (Mergers & Acquisitions). In diesem Zusammenhang ist es wichtig, klare Strukturen und Prozesse zu schaffen, damit Vermögen und Eigentum lange in der Familie bleiben beziehungsweise das Unternehmen an Attraktivität für den Verkauf gewinnt.

Dabei bietet die Erbschaft- und Schenkungsteuer wie kaum eine andere Steuerart Möglichkeiten, durch geeignete und rechtzeitige Gestaltungen die Besteuerung zu mindern oder sogar zu vermeiden. Konkret geht es dabei unter anderem um Themen wie die Ausnutzung von Staffeltarifen der Erbschaftssteuer, Vermeidung von Doppelbesteuerung durch das Überspringen einer Generation und frühzeitiges Ausnutzen von Schenkungsfreibeträgen.

 Zusätzlich kann die rechtliche Struktur des Unternehmens Auswirkungen auf die Nachfolge haben. Essenziell ist etwa die vorausschauende Gestaltung von Gesellschaftsverträgen und Rechtsformen. Eine vorteilhafte Unternehmensstruktur ist beispielsweise die Holding, die das Vermögen und Anteile anderer Firmen wie ein Tresor hält. Mit dieser Struktur können Gewinne der operativen Unternehmen mit circa 1,5 Prozent Besteuerung in die Holding transferiert werden –  ein gewaltiger Unterschied im Vergleich zu einer Gewinnausschüttung an den Gesellschafter direkt, welche in Form von Kapitalertragssteuer zzgl. Soli knapp 28 % Abgaben auslöst. Auf diese Weise bleibt am Ende mehr Geld vom Gewinn übrig. Meine Frau und ich optimieren selbst als Investoren mit unserer Holding die Gewinnerzielung aus den angeschlossenen Firmen und trennen gleichzeitig das Risiko unserer aktiven Firmen von unserem Gesamtvermögen.

Darüber hinaus ist es wichtig, als Unternehmer für den Ernstfall vorzusorgen. Denn grundsätzlich gibt es v.a. drei Schicksalsschläge, die Sie treffen können: Unfall, Scheidung, Tod. Aus betrieblicher Sicht ist vor allem die kurzfristige Handlungsfähigkeit im Notfall ein wichtiges Thema. Zur Vorsorge vor Unfällen empfehle ich meinen Mandanten daher einen „Notfallkoffer“ mit Vollmachten zur Sicherstellung der weiteren Handlungsfähigkeit des Unternehmens - so gibt es beispielsweise keine Risiken im Bereich Lohnfortzahlung, da immer jemand festgelegt ist, der die Gehälter auszahlen kann. Scheidung und Tod werden durch Ehevertrag und Testament geregelt.

Die besten Investitionen warten jetzt.

Betrachten wir das Thema Nachfolge noch aus einer anderen Perspektive, nämlich aus der des potenziellen Käufers: Für Investoren eröffnet dieses Überangebot an zu übergebenden Unternehmen die besten Chancen, diese günstig zu erwerben – zusätzlich befeuert durch die kriselnde Wirtschaftslage in Deutschland. Der Vorteil: Durch eine Übernahme übernimmt man nicht nur ein funktionierendes Geschäftsmodell, sondern dazu erfahrende Mitarbeiter und einen festen Kundenstamm. Aus all diesen Gründen kann ich also nur zum schnellen Handeln raten.

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