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Zukunftsmärkte > Saftiger, blutiger, fleischiger

Belgisches Startup verfeinert Veggi-Burger mit Mammut-Gen

Mit Hilfe aus dem Knochen der Urzeit-Tiere gewonnener DNA versuchen Unternehmen, vegetarischen Kunstfleischprodukten mehr Geschmack zu verleihen. Die Idee stößt inzwischen selbst bei Investoren auf Interesse. Ein belgisches Startup hat für die Produktion solcher „Mammut-Burger“ jetzt Millionen eingesammelt.

Ein belgisches Unternehmen will mit Mammut Genen Veggie Burgern mehr Geschmack verleihen. Das Interesse von Investoren ist geweckt. ©Shutterstock

Ein Barthaar des Propheten oder eine Strähne von Marilyn Monroes Haar würde ausreichen. Laboranten, die daraus die DNA extrahieren, könnten sie mit einer Technologie namens Polymerase-Kettenreaktion millionenfach kopieren. Das war einst die Geschäftsidee von Kary Mullis, einem amerikanischen Biologen, die er in den 1990er Jahren entwickelt hatte. Mullis hatte zehn Jahre zuvor an der Erforschung dieser Methode mitgewirkt. 1993 erhielt er dafür den Nobelpreis. „StarGene", wie er sein Unternehmen nannte, hoffte, mit dem Verkauf von Schmuck, der mit der DNA von Prominenten gefüllt war, viel Geld zu verdienen.

Das hat nicht geklappt. Aber die Idee und die notwendige Technik dafür sind seither in der Welt – was eine ganze Reihe von Startups motiviert, ebenfalls das große Geld in dieser Idee zu wittern. Und auf Suche nach Investoren zu gehen. Mit einer besonders verwegenen Idee aus dieser Gattung hat jetzt das belgische Startup Paleo 12 Millionen Euro bei Geldgebern lockergemacht, die in dem, was Paleo vorhat, das große Geschäft wittern. Paleo stellt synthetische Proteine für die Kunstfleischbranche herstellt. Hermes Sanctorum, so heißt der Chef des Unternehmens, räumt ein, gegenüber der britischen Zeitschrift „Economist“ ein, dass er von einer Art „kindlichen Faszination für die Urgeschichte" angetrieben ist mit der Folge, dass er sein Geschäft auf die Herstellung von Wollsäugetier-Burgern ausweiten. Konkret will er Mammut-DANN in vegetarisches Fleisch injizieren, damit es saftiger, blutiger und fleischiger rüberkommt

In Zusammenarbeit mit dem Centre for Palaeogenetics in Schweden, so schreibt der „Economist“, hat das Unternehmen DNA-Fragmente von Mammutzähnen erhalten, die im sibirischen Permafrostboden gefunden wurden und bis zu 1,2 Millionen Jahre alt sind. Diese Fragmente wurden mit DNA von asiatischen und afrikanischen Elefanten, den nächsten lebenden Verwandten des Mammuts, kombiniert. Herausgekommen ist dabei ein Gen, so heißt es jedenfalls von Paleo, das dazu beiträgt, dem Fleisch seinen vollen Geschmack und seine leuchtend rote Farbe zu verleihen.

Dieses Gen wurde in die DNA von Hefe eingefügt, die daraufhin mehr davon produzierte. Das Protein wurde mit Bindemitteln wie Kartoffelstärke, Öl, Salz und anderen Aromen vermischt, so dass es dem Geschmack und der Textur eines Burgers ähnelte. Das Paleo-Patent behauptet, dass die Rezeptur eine Reihe chemischer Reaktionen zwischen anderen Zutaten im Burger auslöst, wodurch Geschmacksrichtungen entstehen, die auf keine andere Weise erzielt werden können. Sanctorum sagt, dass Mammut-Burger „intensiver" als Rindfleisch schmecken. Das Unternehmen deutet an, dass sein Mammutfleisch bald öffentlich erhältlich sein wird. Berichten zufolge sind mehrere Hersteller von veganen Burgern und ein eiszeitlicher Themenpark an der Erfindung interessiert.
 

Paleo ist nicht das einzige Unternehmen, das sich mit Mammutfleisch beschäftigt. Das australische Unternehmen Vow hat nach eigenen Angaben einen volleyballgroßen Klumpen des Fleisches hergestellt, indem es im Labor gezüchtete Stammzellen von Schafen mit Mammut-Protein versetzt hat. Geltor, ein Start-up-Unternehmen, das mehr als 100 Millionen Dollar aufgebracht hat, entschied sich für eine andere, ausgestorbene Elefantenart. Es nahm sequenzierte Mastodon-DNA und verwendete sie zur Herstellung von Kollagen, einem Protein, das in Haut und Sehnen vorkommt. Das Material wurde schließlich zu Gelatine für Gummibonbons verarbeitet.

Und es sind nicht nur ausgestorbene Tiere, die sich für Unternehmen als wertvoll erweisen könnten. Haeckels, ein britisches Kosmetikunternehmen, versucht, aus ausgestorbenen Blumen Duftstoffe für die Verwendung in Parfüms herzustellen. Geltor hat auch menschliches Kollagen für die Verwendung in der Kosmetikbranche hergestellt. Es könnte also sein, dass Mullis Erfindung doch noch eine späte Renaissance erlebt.

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