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Das sind die größten Herausforderungen für den Mittelstand

Dass Familienunternehmen diverse Herausforderungen nahezu gleichzeitig zu bewältigen haben, ist bekannt. Welche den Verantwortungsträgern am stärksten zusetzt, hat das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) in einer großen Umfrage ermittelt.

Der Fachkräftemangel wird für die Unternehmerinnen und Unternehmer zu einer immer größeren Herausforderung. Bildnachweis: picture alliance/dpa | Philipp Schulze

Der Fachkräftemangel wird für die Unternehmerinnen und Unternehmer zu einer immer größeren Herausforderung: Zum dritten Mal in Folge bezeichneten sie in der Befragung für das Zukunftspanel Mittelstand die demografische Entwicklung mit all ihren Folgen für die Arbeitswelt als das aktuelle TOP-Thema. Fast jedes zweite befragte Unternehmen – und damit deutlich mehr als noch im Vorjahr – bewertete dieses Themenfeld als herausfordernd. Besonders häufig finden sich darunter jüngere Unternehmen, die nicht länger als zehn Jahre am Markt sind, und Unternehmen die aktuell eine (sehr) gute Ertragslage aufweisen. Deutlich weniger klagen Führungskräfte von international tätigen Unternehmen – möglicherweise suchen sie ihre Arbeitskräfte bereits im Ausland.

Erst mit größerem Abstand folgen auf den Plätzen 2 und 3 die Herausforderungen "Erhöhter Wettbewerbsdruck" und "Energieversorgung/-sicherheit". Als vorrangiger Grund hierfür werden die gestiegenen Kosten genannt, die umso stärker ins Gewicht fallen, je schlechter die Ertragslage ist. Demgegenüber sind Themen wie "Innovation und Wachstum" sowie "Klimawandel und Nachhaltigkeit" eher für Unternehmen mit (sehr) guter Ertragslage und für international tätige Unternehmen ein wichtiges Thema.

Ein Blick ins Detail der Befragung zeigt, wenn Unternehmerinnen und Unternehmer das Themenfeld "Fachkräfte und demografische Entwicklung" benennen, verbinden sie damit in allererster Linie den Mangel an Fach- und Arbeitskräften und die häufig unzureichende Qualifizierung von Bewerbern. Besonders gravierend gestaltet sich die Situation für junge, wachstumsstarke Unternehmen, die ihre Aufträge mangels geeigneter Fachkräfte häufig nicht erfüllen können. Große Sorge bereitet den Unternehmerinnen und Unternehmern die Alterung der Belegschaft: Sie befürchten, den Generationswechsel aufgrund fehlenden Nachwuchses nicht bewältigen zu können.

Ausbildung – vielfach ein Mittel zur Generierung von Nachwuchsfachkräften – ist inzwischen kaum mehr eine Alternative, da insbesondere Hand- werksunternehmen keine geeigneten Bewerber für freie Ausbildungsplätze finden. Dies kann ihrer Ansicht nach auch nicht allein eine Steigerung der Arbeitgeberattraktivität lösen. Stattdessen sehen sie sowohl eine mangelnde Qualifizierung der potenziellen Nachwuchskräfte als auch eine zunehmend fehlende Leistungsbereitschaft und das unzureichende Engagement der eigenen Beschäftigten für das Unternehmen.

Während sich die Themen "Fachkräfte", "Klimawandel/Nachhaltigkeit" und "Energie" als Herausforderungen verstetigen, verliert die Digitalisierung im Vergleich zu den Vorjahren deutlich an Bedeutung. Ursache dafür ist jedoch weniger der hohe Digitalisierungsgrad der Unternehmen als vielmehr die Dominanz der anderen Herausforderungen: Der hohe Wettbewerbsdruck infolge der steigenden Kosten wird für die Unternehmen zunehmend zu einer Existenzfrage. Zudem bewerten die Unternehmen in der aktuellen Befragung die Unternehmensnachfolge und die Bürokratie als vergleichsweise große Herausforderungen.

In vielen Unternehmen steht ein Generationswechsel an und sie haben Schwierigkeiten, Nachfolger und Nachfolgerinnen für ihre Unter- nehmen zu finden. Der Wettbewerbsdruck und hohe Energiepreise sowie die Herausforderungen des Klimawandels erschweren oder verhindern gar die Entscheidung für eine Unternehmensübernahme. Zusätzlich führen aber auch alltägliche unternehmerische Herausforderungen, wie der zunehmende Fachkräftemangel oder die bürokratische Belastung, zu einer mangelnden Bereitschaft, unternehmerische Risiken im Rahmen einer Unternehmensnachfolge zu übernehmen.

Zum fünften Mal wurden Unternehmerinnen und Unternehmer im Rahmen des Zukunftspanels Mittelstand gefragt, welche Herausforderungen sie aktuell und zukünftig erwarten. Insgesamt beteiligten sich über 1100 Führungskräfte in Deutschland an der Befragung. Ein Dauerthema bleiben auch die regulatorischen Anforderungen. Dabei werden nicht nur behördliche Auflagen oder Zertifizierungsanforderungen kritisiert, sondern auch zunehmend die klimaspezifischen Vorgaben. Dagegen hat die Aufgabe "Digitalisierung" deutlich gegenüber den beiden früheren Befragungen an Bedeutung verloren.

Vorrangig reagieren Unternehmerinnen und Unternehmer inzwischen auf tagesaktuelle Herausforderungen. Ereignisse, die hingegen nicht mehr ganz so akut sind, werden schnell als weniger relevant angesehen. So spielen Krisen, wie der Ukrainekrieg, die Inflation, Probleme innerhalb von Wertschöpfungsketten, aber auch wirtschaftliche Folgen der Corona-Pandemie in der aktuellen Befragung eher eine untergeordnete Rolle.

Gegenüber früheren Befragungen zeigten sich allerdings deutlich mehr Unternehmerinnen und Unternehmer als politikverdrossen: Knapp jedes zehnte Unternehmen äußerte sich negativ über politische Entscheidungen. Kaum Relevanz haben – wie schon im Zukunftspanel Mittelstand 2022 – die Themen "Unternehmensfinanzierung" und "Internationalisierung": Weniger als 4 Prozent der Befragten sah hierin für das eigene Unternehmen Problemfelder der Zukunft.

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