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Debatte > Bündnis Sahra Wagenknecht

Ralph Suikat: Warum ich für Sahra Wagenknecht arbeite

Der Millionär und Unternehmer Ralph Suikat ist der Mann für Wirtschaftsfragen an der Seite von Sahra Wagenknecht. Als Schatzmeister bereitet er jetzt die Gründung der neuen Partei vor und hat auch schon selbst Geld in das Projekt gesteckt. Was treibt ihn an?

Ralph Suikat
Ralph Suikat - der Mann für Wagenknechts Finanzen Bildnachweis: picture alliance/dpa | Soeren Stache

„Haben Sie“, wurde der Unternehmer und Millionär Ralph Suikat vor Jahren gefragt, „schon mal überlegt, selbst in die Politik zu gehen?“ Seine Antwort damals: „Ja, aber das ist nichts für mich. Dafür braucht man ein dickes Fell. Und man muss, glaube ich, auch mal lügen können, was ich nicht kann. Das kann jeder bestätigen, der mich kennt. Und vielleicht kann man von der Seitenlinie manchmal auch mehr bewegen als auf dem Spielfeld selbst.“ Suikat war damals, 2021, schon so etwas wie ein Promi, weil er als einer von 40 Millionären aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Initiative „Taxmenow“ ins Leben gerufen hatte. Er gehörte damit zum offenbar uneigennützigen Kreis jener Superreichen, die gerne höhere Steuern zahlen wollten. Eher eine Ausnahmeerscheinung vermutlich.

Jenes „das ist nichts für mich“ hat er inzwischen über Bord geworfen. In dieser Woche saß er an der Seite der früheren Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht, als die ihre neue Partei vorstellte. Er repräsentierte wirtschaftlichen Sachverstand, den er zunächst als Schatzmeister des Vereins benötigt, der die Partei „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) auf den Weg bringen soll und dazu vor allem eins organisiert: Spenden sammeln. Selbst habe er bereits einen niedrigen fünfstelligen Betrag in das Projekt investiert, sagte er gegenüber Focus online. Was sind die Motive für den Sinneswandel bei dem 58-jährigen?

„Mir geht es wie vielen Menschen in unserem Land: Ich bin als ehemaliger Ampelwähler mit der aktuellen Politik, insbesondere auch der Sozial-, Wirtschafts- und Klimapolitik der Bundesregierung, mehr als unzufrieden“, sagt er druckreif und fügt hinzu, dass er ein „Upgrade für Deutschland“ erreichen wolle. „Dazu gehört ein neuer Politikstil, der Effektivität und Effizienzkriterien zur Grundlage von politischen Entscheidungen macht.“ Und das sei das Gegenteil von parteipolitischen Ideologien. Diesen Pragmatismus hofft er ausgerechnet bei Wagenknecht zu finden. Er hält sie für „authentisch, ehrlich und auch wirtschaftlich kompetent“ - und liegt damit völlig über Kreuz zu dem, was zum Beispiel Wagenknechts langjähriger politischer Weggefährte Gregor Gysi über sie sagt. Der wirft ihr vor, Die Linke, die sich jahrelang für ihr Zugpferd Sahra Wagenknecht ins Zeug gelegt und letztlich für ihren Erfolg auch in Euro und Cent bezahlt habe, im Stich zu lassen. „Ein unehrliches Projekt“, nennt Gysi das, was Wagenknecht und Suikat da vorhaben.

Es sind dies die ersten politischen Hiebe, die Suikat aushalten muss. Der Millionär bezeichnet sich selbst als „Gründer aus Leidenschaft“, der sich dem „Impact Investing“ verschrieben habe. Wer wissen will, was er geründet hat und was diese Art zu investieren bedeutet, muss etwas graben: Vor drei Jahrzehnten gründete Suikat ein IT-Unternehmen, das Software für Insolvenzverwalter und Anwaltskanzleien lieferte. Die STP-Gruppe beschäftigt heute mehr als 300 Mitarbeiter. Das „S“ im Kürzel steht für seinen Nachnamen. Das Unternehmen gibt es noch, Suikat ist allerdings 2016 ausgestiegen, hat dabei offenbar einen guten Schnitt gemacht und ist inzwischen nach eigenen Angaben an 15 Unternehmen beteiligt, die einen positiven Einfluss - „Impact“ eben - auf Gesellschaft und Umwelt nehmen wollen. Dazu gehören Firmen wie die Veganproduktmarke Veganz, der Gebäudesanierungsspezialist Ecoworks und das Ladesäulen-Start-up Numbat.

In einem älteren Interview mit dem Handelsblatt, legte Suitkat einst dar, was ihn antreibt und das ist tatsächlich jedenfalls aus Sicht Normalverdienender ungewöhnlich. Beispiel? Was er denke, wenn er seine Steuererklärung anschaue? Antwort: „Oh, das ist schon wenig.“  Sein wesentliches Einkommen seien Kapitaleinkünfte, und die werden nur mit 25 Prozent plus Soli besteuert. „Menschen, die sich mit ihrer Hände Arbeit abrackern, zahlen dadurch prozentual deutlich höhere Steuern als Vermögende, die lediglich ihr Geld arbeiten lassen. Das ist doch nicht gerecht.“ Er schimpft anschließend auf Lobbyverbände wie etwa die Stiftung Familienunternehmen. Sie machten Stimmung gegen die Besteuerung von Vermögenden, „Der Ab- und Rückbau von Steuern für Vermögende in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland zeigt doch überdeutlich, wie sie wirtschaftliche Macht die Politik zu ihren Gunsten verschiebt.“ 

Auch Firmenerben will er zur Kasse bitten. Für sie sei die Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung beantwortet, indem sie sagen: „Ich schaffe Arbeitsplätze, engagiere mich bei der Tafel oder im Kulturverein, unterstütze Schulen.“ Er persönlich verknüpfe aber die Frage nach der Verantwortung von Vermögenden mit der Demokratiefrage. „Wer entscheidet, wie unsere Gesellschaft aussieht? Wer oder was gefördert wird? Ich finde, als Vermögende, die sich als Teil der Gesellschaft verstehen, können wir diesen Fragen nicht ausweichen. Wir tragen nicht nur Verantwortung für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“

Wie all das dazu passt, dass die Wagenknecht-Partei insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen unterstützen will, in denen eben oft Konstellationen bestehen, wie sie Suikat kritisiert – diese Frage muss er aus der Opposition heraus nicht und vor der Gründung der eigentlichen Partei schon überhaupt nicht lösen. Bei seinem ersten Auftritt an der Seite Wagenknechts in dieser Woche zitierte er ein dänisches Sprichwort: „Der größte Schritt ist der durch die Tür.“ Den immerhin haben die Wagenknecht-Getreuen jetzt gewagt. Das Zuschauen von der Seitenlinie, das Suikat bisher vorzog, ist damit endgültig vorbei.

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