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Recht und Steuern > Bürokratie

Gelesen, gelacht, gelocht: Kampf der Grillhütte

Um eine Holzhütte und einen Spielplatz rechtlich voneinander zu trennen, zieht die Stadt Norden einen Zaun quer durch einen Bolzplatz.

Jeder Bürgermeister würde sie an jedem Sonntag über den grünen Klee loben: die 72-Stunden-Aktionen der Landjugend. In ganz Deutschland packen dafür junge Menschen ehrenamtlich an. Sie bauen in und um ihr Dorf herum Kinderspielplätze, Grillplätze, Rasthütten oder was immer die Herzen erfreut. Viele Hände, schnelles Ende.

So auch im Örtchen Polder im Landkreis Aurich hoch oben im Norden. Gleich neben dem Bolzplatz errichtete die dortige Landjugend jüngst eine Grillhütte. Kein Trumm, sondern eine kleine Holzhütte. Mehr Unterstand als Partymeile. Selbstredend holten sich die Initiatoren zuvor die nötige Genehmigung der Stadt Norden. Die Jugend packte an, zog die Hütte in den besagten 72 Stunden sauber hoch und freute sich über das anschließende Lob.

Auch die Stadtverwaltung kam mal gucken. Und die Beamten stellten fest: Die Hütte entspricht nicht den deutschen Spielplatzvorschriften. Was sie auch nicht muss, denn die kleine Butze steht auf dem Grund der Dorfgemeinschaft und damit nicht auf, sondern neben dem Bolzplatz.

Doch Bürokraten kennen kein Erbarmen. Florian Eiben (SPD), Bürgermeister der Stadt Norden, besteht darauf, Hütte und Bolzplatz für jedermann gut sichtbar abzugrenzen. Die Stadt habe aus Haftungsgründen so handeln müssen. Das fiel ihr spät ein. Den genauen Standort für die Grillhütte hatte die Fachabteilung höchstselbst vorgegeben.

Damit nun vorschriftsmäßig geklärt ist, welcher Rasen von wem gepflegt wird oder ob sich die Burschen beim Bolzen den Fuß auf dem Grund der Dorfgemeinschaft oder der Gemeinde verstauchen, schritt der Bürgermeister flugs zur Tat.

Um Bolzplatz und Dorfgemeinschaftshütte juristisch sauber zu trennen, ließ er einen 40 Zentimeter hohen Bretterzaun um die Hütte ziehen. Gleich neben einem Tor, mitten durch den Bolzplatz. Gerben Oosting, Zweiter Vorsitzende der Landjugend Polder, konnte darüber gegenüber dem Norddeutschen Rundfunk NDR nur staunen: „Darüber stolpern die Kinder doch beim Fußballspielen und tun sich weh“, sagt er. „Eine gelungene Landjugend-Aktion wurde durch solch eine Vorschrift zunichtegemacht“, ist er enttäuscht. Die Stadt gelobte Besserung. Bald solle eine Hecke den Zaun ersetzen. Die würde dann auch nicht über den kompletten Platz verlaufen, sondern an der Grillhütte enden. Die fußballspielenden genauso wie die grillenden Jugendlichen haben für solche Nerven- und Geldverschwendung übrigens einen schönen Ausdruck: First World Problem.

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