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Finanzierung > Schmid GmbH nutzt Spac

Mittelständler geht im Börsenmantel an die NYSE

Zum vierten Quartal 2023 will der Freudenberger Mittelständler Schmid GmbH an der New Yorker Börse notiert werden. Die Spezialisten für Elektronik und Energie nutzen dafür eine Abkürzung, sogenannte Spacs. Die sind nicht unumstritten.

Die New York Stock Exchange (NYSE) ist die mittlerweile weltgrößte Wertpapierbörse. Bild: picture alliance/AP Photo | Richard Drew

Erst kam der Hype, jetzt dümpeln sie vor sich hin. Die Rede ist von „Special Purpose Acquisition Companies“, kurz Spacs. Das sind leere Börsenmäntel, die ohne einen aufwändigen Börsengang den Zugang an den Aktienmarkt sichern sollen, um frisches Kapital in die Kassen der neu Notierten zu spülen.

Während andere Mittelständler bei dem Verfahren erst mal schauen und dann mal sehen, hat das Freudenberger Familienunternehmen Gebr. Schmid GmbH in fünfter Generation jetzt diese Chance ergriffen. Begleitet von der Kanzlei Gleiss Lutz will das Unternehmen im vierten Quartal 2023 an der New York Stock Exchange gelistet werden. Es selbst bewertet die Transaktion mit einem Unternehmenswert von 640 Millionen Dollar und begründet sie mit seinem Erfolg als „globaler Lösungsanbieter für die Hightech-Industrie in den Bereichen Elektronik, Photovoltaik, Glas und Energiesysteme“. Positive Wachstumsaussichten, starke Margen, positiver Free Cashflow und weltweite Standorte in China, Südkorea, Malaysia, Taiwan und den USA seien weitere Anreize für Investoren. „Das Listing an der New Yorker Börse wird unsere Position als globaler Lösungsanbieter weiter stärken und gleichzeitig unseren Wachstumskurs und unsere Innovationskraft beschleunigen“, gibt sich Geschäftsführer Christian Schmid überzeugt.

Auch nach dem Börsengang will die Eigentümerfamilie Schmid weiterhin die Mehrheit des Eigenkapitals des kombinierten Unternehmens halten. Sie kündigte an, dass der Verwaltungsrat voraussichtlich mit Christian Schmid, Anette Schmid, den Pegasus-Vorständen Ralf Speth und Stefan Berger sowie drei unabhängigen Mitglieder besetzt werden solle.

Um als Unternehmen einen Spac zu nutzen, braucht es einen Partner. Deshalb haben sich die Freudenberger mit der Pegasus Digital Mobility Acquisition Corp zusammengeschlossen, die zu StratCap, LLC gehört. Sie wurde als steuerbefreites Unternehmen auf den Kaimaninseln gegründet, um eine Fusion, einen Aktientausch, einen Erwerb von Vermögenswerten, einen Aktienkauf, eine Umstrukturierung oder einen ähnlichen Unternehmenszusammenschluss mit einem oder mehreren Unternehmen durchzuführen.


Im ersten Schritt betreibt sie dessen Listing als Firmenhülle an der Börse. Dann übernehmen oder fusionieren die Manager mit dem Unternehmen, das eigentlich an die Börse strebt. Das klingt einleuchtend, aber aus Sicht vieler Unternehmen nicht mehr überzeugend genug. Zum Höhepunkt der Spacs gab es Anfang 2021 noch 278 Neuemissionen. Laut S&P Global Market Intelligence wurden darüber zuletzt nur 709 Millionen Dollar erlöst - 2022 waren es noch 8,59 Milliarden Dollar. Im ersten Quartal 2023 wurden nur noch acht neue Zweckgemeinschaften in den USA gelistet.

Grund ist eine deutlich strengere Aufsicht. Die Art und Weise wie die Eigner der Börsenhüllen die Zukunft der Übernahmeziele einschätzen, ist seitdem streng reguliert. Prognosen, die in der Vergangenheit oftmals übertrieben zuversichtlich ausgefallen waren, um Investoren von einem Einstieg in den Spac-Merger zu überzeugen, sind unter gewissen Bedingungen einklagbar. Damit sollen die Anforderungen an die SPACs denen eines „traditionellen" Börsengangs angeglichen werden. Darüber hinaus sollen Formulierungen nicht zu optimistisch gewählt werden, um Investoren keine Versprechen über zukünftige Meilensteine zu machen, die dann nicht eingehalten werden können. Auch müssten Investoren, die an dem SPAC-Merger beteiligt sind, im Zweifelsfall zur Verantwortung gezogen werden, um gegen Betrug vorzugehen und korrekte Informationen zu gewährleisten. 

Schmid setzt dennoch auf diese Konstruktion. Nach dem Deal mit den Freudenbergern soll das kombinierte Unternehmen in „Schmid Group N.V." umbenannt werden und seinen Hauptsitz in Freudenstadt behalten.

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