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Management > Autozulieferer

Allgaier meldet Insolvenz an

Der Spezialist für Karosserieteile und Spezialwerkzeuge ist pleite. Besonders pikant: Aus Sicht des Betriebsrats tragen die chinesischen Investoren eine Mitschuld.

Dieter Hundt
Dieter Hundt, Ex-Arbeitgeberpräsident und Aufsichtsratsvorsitzender der Allgaier Werke: Etwa 89 Prozent der Anteile des Autozulieferers verkaufte er vor einem Jahr an einen chinesischen Investor. Bild: picture alliance / dpa | Daniel Maurer

Wieder hat es eine renommierten Autozulieferer erwischt: Allgaier hat Insolvenz angemeldet. Bekannt ist das Unternehmen weit über das schwäbische Uhingen östlich von Stuttgart hinaus, weil es bis 2022 mehrheitlich dem früheren Arbeitgeberpräsidenten Dieter Hundt (84) gehörte. Der hatte den seinerzeit schon angeschlagenen Autozulieferer mit 1800 Mitarbeitern an die chinesische Westron verkauft.

Dem neuen Eigner wirft Betriebsratschef Stillianos Barembas Versäumnisse vor, die zu der jetzigen Lage geführt hätten. Noch vor einem Jahr äußerte sich die Arbeitnehmervertretung „glücklich“ darüber, dass Allgaier einen neuen Investor gefunden hatte. Allerdings hätten die neuen Eigner ihre Zusagen nach neuen Investitionen nicht eingehalten: „Wir wurden angelogen“, wirft Barembas heute den Chinesen vor. Zuvor hatte Allgaier 2020 versucht, mit einem Restrukturierungsprogramm in ruhigeres Fahrwasser zurückzukehren. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen einen Umsatz von 442,7 Millionen Euro erzielt.

Allgaier war während der Pandemie in Schwierigkeiten geraten, als die Produktion vieler Autobauer deutlich zurückgefahren wurde. Der Krieg in der Ukraine und deutlich gestiegene Energiepreise haben die eingeleitete Sanierung jedoch zusätzlich erschwert. So war bereits im März über eine drohende Zahlungsunfähigkeit des Zulieferers spekuliert worden.

Insolvenzverwalter Fritz Zanker soll nun versuchen, mit den Hauptkunden in der Autoindustrie Fortsetzungsverträge auszuhandeln. Außerdem wird erwartet, dass erneut der Rotstift angesetzt wird. Das 1906 gegründete Unternehmen ist auf den Karosserie- und Spezialwerkzeugbau spezialisiert. Abnehmer sind Presswerke und Hersteller von Tanksystemen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Allgaier aber auch Traktoren und Dreschmaschinen produziert. Die Fertigung der Traktoren wurde später an die Porsche-Diesel Motorenbau verkauft. Die restliche Produktion von Landmaschinen wurde 1970 eingestellt. Die Mitarbeiterzahl sank von 3000 auf 1000.

Dieter Hundt übernahm 1975 das kriselnde Unternehmen als alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer und leitete die Internationalisierung mit Standorten in Frankreich, Schweden und Spanien ein. Später wurden noch Standorte in Mexiko und China gegründet. Der langjährige Arbeitgeberpräsident (1996-2013) wechselte 2008 in den Aufsichtsrat, wo er heute noch vertreten ist. Im Juli vergangenen Jahres wurde der Verkauf der Mehrheitsanteile an den chinesischen Investor Westron bekannt. Unter dem Dach der Allgaier Holding operieren die Geschäftsbereiche Automotive (Werkzeugbau) und Prozess Technology (Verfahrenstechnik). Beide Bereiche wollten die Chinesen fortsetzen.

Die Probleme bei Allgaier spiegeln die Probleme vieler Zulieferer wider, die mit schwindenden Margen zu kämpfen haben. Ihre Kunden, die Autobauer und hier vor allem die Premiumhersteller, verdienen zwar glänzend. Das aber zumeist mit margenstarken, teuren Karossen. Die Zulieferer sind hingegen in der Regel auf das Massengeschäft mit Klein- und Mittelklassewagen angewiesen. Doch die Produktion von Autos liegt deutlich hinter den Werten, die noch vor der Pandemie angepeilt wurden. Mit etwas mehr als 14 Millionen Autos wurden in Europa so wenige produziert wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Das gab Allgaier nun den Rest.

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