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Recht und Steuern > Serie Bürokratie

Gelesen, gelacht, gelocht: Hessen und Bayern streiten sich auf Kosten von Kindern

Fassungslose Eltern und entgeisterte Arbeitgeber: Kita-Kinder können nicht untergebracht werden, weil sich Bürokraten-Beamten auf Landesebene streiten.

Die Kita-Kinder aus Mömlingen können nicht untergebracht werden, weil die Bürokratie im Weg steht. ©Shutterstock

Hilfe in der Not ist eine schöne Tugend. Außer in Hessen und Bayern, wenn es um die übergangsweise Unterbringung einer Kita aus dem Grenzland geht. 

Im unterfränkischen Mömlingen hat die Gemeinde zwei Kita-Gruppen aus Hessen in ihrer Einrichtung Unterschlupf gewährt. Der geplanter Neubau der Hessen im knapp acht Kilometer entfernten Breuberg hat sich verzögert. „Eine vorbildlich pragmatische Übergangslösung“ nennen Landespolitiker so etwas gerne.

Doch davon können die betroffenen Eltern und Kinder nur träumen. Das Land Hessen teilte ihnen mit, dass Landeskinder auf bayerischem Boden grundsätzlich keine Förderung von der Regierung in Wiesbaden erhalten, weil der bayerischen (seit Jahren funktionierenden) Kita die hessische Betriebserlaubnis fehle. Doch auch die bayerischen Beamten wollen die Kosten der Kinder nicht tragen, denn denen mangele es am nötigen bayerischen Wohnsitz. So fallen die Zwerge hier wie dort durchs Verwaltungsraster. 

Es geht um Betreuungskosten in Höhe von 116.000 Euro. Als gemeinnütziger Verein und Elterninitiative können die hessischen Eltern dafür aber auch keinen Kredit aufnehmen, um die Summe selbst zu stemmen. Eine betroffene Mutter erklärte der Abendschau des Bayerischen Rundfunks, dass sie ohne die Betreuung ihres Kindes ihren Job kündigen müsse.

So wird die traurige Grenzposse auch noch zum Albtraum der Arbeitgeber. Und das ist kein Einzelfall. Derzeit werden rund 3,4 Millionen Kinder in Kitas und in der privaten Kindertagespflege betreut. Aber das Angebot reicht noch lange nicht. Deutschlandweit beklagen die Erzieherinnen und Erzieher den seit Jahren steigenden Verwaltungsaufwand bei zunehmenden Kinderzahlen und fehlenden Mitarbeitern. Das Ausmaß ist gigantisch. Laut einer aktuellen Bertelsmann-Studie fehlen allein im größten Bundesland NRW mehr als 100.000 Kita-Plätze und 24.000 Erzieher.

Das neue KiTa-Qualitätsgesetz der Bundesregierung will das Problem nun lösen. 2023 und 2024 sollen vier Milliarden Euro in die frühkindliche Bildung investiert werden. Das Gesetz verspricht mehr Fördermaßnahmen, mehr Erzieher und mehr Kita-Plätze sowieso. Es gibt sieben vorrangige Handlungsfelder rund um bedarfsgerechte Angebote, Fachkräfte-Gewinnung, Leitungsstrukturen.  Bürokratieabbau ist nicht dabei. Und in Hessen liest das wahrscheinlich nicht mal einer.

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