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Energie & Rohstoffe > Bilanzpressekonferenz

EnBW sieht konstant hohe Energiepreise

Die EnBW steht vor großen Herausforderungen: Trotz sinkender Energiepreise investiert der Konzern weiterhin in erneuerbare Energien und den Umbau von Kraftwerken, während er auf politische Unterstützung für die Energiewende wartet

Georg Stamatelopoulos (l), Vorstandsvorsitzender der EnBW AG, und Thomas Kusterer, Finanzvorstand der EnBW AG, bei der Bilanzpressekonferenz des Energiekonzerns EnBW.
Georg Stamatelopoulos (l), Vorstandsvorsitzender der EnBW AG, und Thomas Kusterer, Finanzvorstand der EnBW AG, bei der Bilanzpressekonferenz des Energiekonzerns EnBW. Bildnachweis: picture alliance/dpa | Marijan Murat

Der Versorger Energie Baden-Württemberg (EnBW) macht Haushalten und Unternehmen wenig Hoffnung. Zwar sinken die Preise an den Energiebörsen für Strom und Gas wieder, doch bei den Endkunden kommt von diesem Trend wohl nicht viel an. Der Karlsruher Konzern will und muss weiter viel Geld in den Aus- und Umbau von Netzen, Windparks sowie Kraftwerken investieren. Allein im vergangenen Jahr hat der Energieriese hierzu 4,9 Milliarden Euro ausgegeben. „Bis 2030 wollen wir 80 Prozent unserer Stromproduktion mit erneuerbaren Energien bewältigen“, erklärt Georg Stamatelopoulos, der seit Anfang März das Unternehmen führt.

Auch mittelfristig sieht deshalb die EnBW offenbar für die Wirtschaft keine wesentliche Entlastung. Dafür habe der Konzern die Tarife stabil gehalten obwohl mit Ausbruch des Ukraine-Krieges die Priese in die Höhe geschossen sind. Jetzt behalte man diesen Kurs ebenfalls bei. Entscheidenden Spielraum nach unten sieht die EnBW-Führung nur dann, wenn die Politik mehr zur Energiewende beitrage, gibt Konzernchef Georg Stamatelopoulos während der Bilanzpressekonferenz in Stuttgart zu verstehen. Doch derzeit laufe noch nicht alles rund, stimmt er indirekt der Rüge des Bundesrechnungshofs zu. Der hatte kürzlich die Bundesregierung zu deutlich mehr Investitionen in die Energiewende aufgefordert. So wartet auch die EnBW darauf, dass aus Berlin ein Gesetz kommt, dass den Betrieb jener Kraftwerke finanziert, die künftig bereitstehen sollen, wenn Sonne und Wind zu wenig zur Stromproduktion beitragen. Die Versorger erwarten, dass wie in Frankreich, Belgien oder Großbritannien der Staat den aufwand für die Bereitstellung dieser anlagen übernimmt. Bis dies nicht geklärt ist, will auch die EnBW nicht in neue Kraftwerke investieren.

Zwischenzeitlich baut der Energieriese die Kohlemeiler in Stuttgart, Deizisau und Heilbronn auf Gasbetrieb um. Die sollen bis Ende 2026 dann ans Netz gehen. „Stuttgart ist dann die erste deutsche Großstadt ohne Kohleverstromung“, erklärt Stamatelopoulos. Zudem ist die EnBW noch zur Hälfte an dem Windpark He Dreiht beteiligt, der von der Nordsee aus ab Ende 2025 Strom für 1,1 Millionen Haushalte liefern soll. Investiert wird auch in die Stromtrasse Südlink, die ab 2028 Elektrizität aus dem Norden über 700 Kilometer bis nach Baden-Württemberg liefern soll. Die Finanzierung verschlingt Milliarden. Darum hat die EnBW im Vergangenen Jahr ein Viertel der Anteile an der Tochter TransnetBW an die baden-württembergischen Sparkassen verkauft. Über das Volumen der Transaktion schweigen sich die beteiligten aus. Zudem hat der Konzern 2023 Anleihen für 1,5 Milliarden Euro platziert. In diesem Jahr sollen auf diesem Weg weitere 500 Millionen Euro in den Konzern fließen. 

Die EnBW ist nach eigenen angaben auch der größte deutsche Betreiber von Ladestationen für Elektromobile. Europaweit seine inzwischen 600.000 Stationen in 17 Ländern angeschlossen worden. Wir investieren jedes Jahr 200 Millionen Euro in den Ausbau“, betont Finanzchef Thomas Kusterer. Der räumt allerdings auf Nachfrage ein, dass die EnBW den schleppenden Absatz von E-Mobilen registriert hat und „die Ausbaugeschwindigkeit entsprechend anpassen“ will.

Die EnBW hat im vergangenen Jahr so viel verdient wie noch nie. Das operative Ergebnis (EBITDA) des Karlsruher Konzerns, der 5,5 Millionen Kunden mit Strom und Gas beliefert, stieg um 60 Prozent auf 6,36 Milliarden Euro. Den Gewinnsprung haben günstigere Preise am Energiemarkt ermöglicht. Zudem sind die Belastungen durch die Gas-Tochter VNG weggefallen, die im Zuge des Ukrainekrieges sich vor zwei Jahren kurzfristig mit teurem Erdgas eindecken musste, wie die Lieferungen aus Russland ausgeblieben sind. Das überwiegende Geschäft ist dabei der Handel mit Energie und weniger der Verkauf an die Endkunden. Die Schwankungen am Markt prägen auch den Außenumsatz, der 2023 mit 44,4 Milliarden Euro 20 Prozent unter dem Vorjahr lag. Darum ist der operative Ertrag die eigentliche Messgröße bei der EnBW.

Für dieses Jahr erwartet Kusterer einen etwas geringeren Ertrag, weil die Preise an den Börsen tendenziell fallen. So will die EnBW immer noch ein operatives Ergebnis von 4,8 bis 5,2 Milliarden Euro erreichen. Gleichwohl hat die EnBW die Preise erhöht. „wir müssen die Kosten für die weggefallene Subvention der Netzentgelte weitergeben“, begründet EnBW-Chef Stamatelopoulos den Schritt. Der 54-Jährige hat vor wenigen Wochen die Position überraschend von Andreas Schell übernommen, der nach nur 15 Monaten im Amt, wieder gehen musste. „Sohn komm und hilf schnell“, übersetzt der gebürtige Grieche seinen Namen. Warum er so fix in die Bresche springen musste, lässt er allerdings offen. Stamatelopoulos ist bereits seit 15 Jahren bei der EnBW und war bisher im Vorstand für die Infrastruktur der Erneuerbaren Energien im Konzern zuständig. „An der Strategie wird sich nichts Dramatisches ändern“, versichert er. Im Detail müsse man über Kursanpassungen intern diskutieren. Das war wohl mit dem Vorgänger wohl nicht so möglich.                                                                           

So will die EnBW bis 2035 klimaneutral sein und die anlagen entsprechend betreiben. Festhalten wollen die Karlsruher auch an ihrem Ziel, bis 2028 ganz auf Kohle zu verzichten. „Wenn die Bedingungen uns das erlauben“, schränkt Stamatelopoulos allerdings ein. So ist bis heute noch offen, wann das Großkraftwerk Mannheim, an dem die EnBW beteiligt ist, umgerüstet werden soll. „Die Gespräche laufen noch“, so der EnBW-Chef, der dafür eine Personaloffensive verkündet: Bis 2026 wollen wir 10.000 neue Mitarbeiter einstellen.“ Die meisten werden Beschäftigte ersetzen, die dann in Rente gehen. Aber auch 3500 Neueinstellungen sind geplant. „Auch dieses Beispiel macht deutlich, dass wir in Deutschland die Zuwanderung von Fachpersonal erleichtern müssen“, so der EnBW-Chef. 
 

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