Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Zukunftsmärkte > Deutschland in Schieflage

„Inzwischen ist es günstiger in der Schweiz zu produzieren“

Die Familienunternehmer haben einen Zehn-Punkte-Plan entwickelt, wie Deutschland wieder auf die Beine kommen soll. Ihr zentrales Anliegen: Die Bürokratie muss verschwinden. „Kontrolle und Regulierung laufen aus dem Ruder“, klagen sie.

Roland Mack, Geschäftsführender Gesellschafter Europa-Park, ist davon überzeugt, dass die Bundesregierung klare Signale für das notwendige Wachstum senden sollte, um Deutschlands Position als Hochsteuerland zu überdenken. Bildnachweis: picture alliance/dpa | Philipp von Ditfurth

Die Wachstumsprognosen für Deutschland sind düster. „Im globalen Wettbewerb droht das Landweiter abzustürzen“, stellt die Stiftung Familienunternehmen fest. Sie fordert: „Die Bundesregierung muss jetzt die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Familienunternehmen erfolgreich wirtschaften können – auch durch vehementen Einsatz auf Brüsseler Ebene.“ Wie das konkret aussehen soll, hat sie jetzt in einem Zehn-Punkte-Plan zusammengefasst. 

Er liest sich so:

  1. Stärken des Binnenmarkts bewahren - EU-Überregulierung stoppen 
  2. Belastungsmoratorium jetzt - Bürokratieabbau endlich ernst nehmen 
  3. Unternehmensteuer runter, Turboabschreibung, Verlustverrechnung 
  4. Substanzschutz für die nächste Unternehmergeneration 
  5. Versorgungs- und Planungssicherheit beim Klimaschutz 
  6. Arbeitskosten senken, Produktivität ankurbeln 
  7. Globalen Handel nach unseren Wertvorstellungen stärken – für wirklich freie Freihandelsabkommen 
  8. Beschäftigungspotenziale heben, offene Amtsstuben für ausländische Fachkräfte 
  9. Verwaltung für ihre Kernaufgaben entlasten 
  10. Wertschöpfung ermöglichen, explodierende Staatsausgaben stoppen

 

Hinter diesen Forderungen versammeln sich nach Angaben des Verbandes die Hidden Champions in Deutschland, große Namen, berühmte Marken. Wer, was im Einzelnen sagt, klingt wie folgt:

Tessa Bertram, Gesellschafterin und Vorsitzende des Beirats, Gebr. Kemper: „Wir Familienunternehmerinnen und -unternehmer tragen Verantwortung für die wirtschaftliche Stabilität und die Arbeitsplätze in den Regionen. Gerade weil wir langfristig denken, stehen wir hinter der Transformation des Energiesystems für Klimaschutz. Aber vor allem mittelständische Unternehmen in energieintensiven Branchen dürfen mit dieser Aufgabe nicht allein gelassen werden. Wir brauchen Zeit, Planungssicherheit und Unterstützung von der Politik. Unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit steht auf Spiel.“

David Klett, Vorstandsmitglied Klett: „Deutschland ist ein toller Standort für Unternehmerinnen und Unternehmer. Doch jetzt laufen Kontrolle und Regulierung aus dem Ruder - so dürfen wir ihn nicht verspielen!“

Holger Loclair, Chef der ORAFOL Group: „Weder gibt es ein grundsätzliches Einvernehmen darüber, dass Schlüsselbranchen wie die Chemie die Basis für Wohlstand sind, noch scheint es politischen Einklang darüber zu geben, dass private Investitionen unterstützt werden müssen. Stattdessen werden Unternehmen durch eine überbordende Bürokratie und langwierige Genehmigungsverfahren in ihrer Entwicklung in Deutschland behindert. Der politische Lösungswille sollte sich wieder darauf richten, unsere Wettbewerbsposition im Weltrang zu sichern.“

Roland Mack, Geschäftsführender Gesellschafter Europa-Park: „Die Bundesregierung festigt gegenwärtig Deutschlands Spitzenposition als Höchststeuerland. Warum die Bundesregierung trotz aller Krisensignale hier nichts für die Standortsicherung tut, bleibt mir ein Rätsel. Dabei liegen konkrete Vorschläge wie verbesserte Abschreibungsrisiken, eine Ausweitung der Verlustverrechnung oder eine Absenkung der Körperschaftssteuer auf dem Tisch. Wir brauchen klare Wachstumssignale aus der Politik. Besser heute als morgen.“

Harald Marquardt, Vorsitzender des Vorstands Marquardt Gruppe: „Die Politik muss den Ernst der Lage verstehen: Viele Familienunternehmen stehen angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage vor besonderen Herausforderungen. Kundenaufträge brechen weg oder werden nicht abgerufen. Die ohnehin schon geringen Margen sind noch mehr unter Druck. Die Unternehmen brauchen jetzt schnelle Entlastung, steuerliche Anreize und nicht noch weitere Kosten durch immer komplexere Berichtspflichten. Die öffentliche Verwaltung kommt bei der Bewältigung der Informationen, die sie abruft, gar nicht mehr hinterher. Wir brauchen keinen weiteren Dirigismus, sondern mehr Raum für Kreativität und Unternehmertum.“

Natalie Mekelburger, Vorsitzende der Geschäftsführung Coroplast: „Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist schon lange in Schieflage – gerade droht er umzukippen. Noch stützen die Familienunternehmen Wertschöpfung und Beschäftigung. Damit diese Stützen halten, muss die Politik uns endlich bei Bürokratie, Steuern und Energiekosten entlasten. Dazu muss sie uns vertrauen und sich auf stabile Rahmenbedingungen konzentrieren, statt uns, die Bürger und sich selbst mit ihrem Mikromanagement zu überfordern.“

Nikolas Stihl, Vorsitzender des Beirats Stihl Holding: „Wir stehen weiterhin zum Standort Deutschland. Aber: Einen Standort in Deutschland muss man sich heute leisten können. Inzwischen wäre es sogar günstiger, in der Schweiz zu produzieren. Das zeigt die Absurdität der deutschen Lohnkosten-Landschaft.“

Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen und Politik: „Die Familienunternehmen übernehmen Verantwortung, nicht nur für ihre Betriebe, sondern für unser Land. Damit das so bleibt, brauchen wir nicht nur kleinteilige Reparaturmaßnahmen, sondern einen mutigen politischen Kurswechsel, also weniger Bürokratie und mehr steuerliche Anreize, die Investitionen und zukünftiges Wachstum fördern. Unser Motto ist: Nicht meckern, sondern machen. Die Vorschläge liegen auf dem Tisch.“

Ähnliche Artikel