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Familiengesellschafter fühlen sich in Deutschland gefangen

Die Wegzugsbesteuerung verhindert Mobilität der Anteilseigner von Unternehmen

Residiert seit Jahrzehnten in der Schweiz: Kühne & Nagel-Chef Klaus Michael KühneBildnachweis: picture alliance / Christian Charisius/dpa | Christian Charisius

Unternehmerfamilien und all ihre Mitglieder bewegen sich international – zur Ausbildung, im Laufe ihrer Karriere oder aus privaten Gründen. Doch wer Anteile an Familienkapitalgesellschaften hält, ist in seiner Bewegungsfreiheit massiv eingeschränkt. Denn ein längerer Auslandsaufenthalt oder ein Wegzug führen meist zu einer sofortigen Steuerbelastung in Deutschland. Eine neue Studie der Stiftung Familienunternehmen zeigt, wie die Wegzugsbesteuerung in das Schicksal von Familien eingreift. Sie untersucht die neue Gesetzesfassung, die seit Anfang 2022 gilt. Verfasser der Studie ist Gerhard Kraft, Steuerexperte an der Universität Halle-Wittenberg.

Besteuert wird die Differenz zwischen Anschaffungskosten und Verkehrswert der Anteile an Kapitalgesellschaften, also die so genannten stillen Reserven. Grundsätzlich ist nachvollziehbar, dass der Staat sich den steuerlichen Zugriff darauf sichern und eine Vollstreckbarkeit gewährleisten will, heißt es von der Stiftung. Doch die Reform verstößt gegen höherrangiges Recht der EU, außerdem gegen Freiheits- und Gleichheitsrechte der deutschen Verfassung. Zu diesem Schluss kommtjedenfalls die Studie. „Die aktuelle Regelung der Wegzugsbesteuerung“ sollte eher früher als zu spät wieder in einen unionsrechtskonformen, verfassungsrechtlich stabilen Zustand überführt werden Kraft.
Auch bei einem Umzug innerhalb der EU oder in Staaten mit Doppelbesteuerungsabkommen müssen die Familiengesellschafter zahlen.Dabei wäre der Austausch von Steuerinformationen in diesen Fällen sichergestellt.


Vor einer Reform dieser Besteuerung hatte es eine sogenannte „Ewigkeitsstundung“ gegeben. Diese hatte vorgesehen, die Besteuerung bis zur tatsächlichen Veräußerung der Anteile aufzuschieben. Ein stattdessen entwickeltes Ratenzahlungskonzept mit Sicherheitsleistung belastet nun die mobilen Unternehmer.


Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen, sorgt dafür, dass Gesellschafter jeden Alters ihre Lebenspläne ändern müssen. „Sie zwingt Unternehmen, mit enormem Aufwand, ihre betriebliche Organisation neu zu gestalten. Ich kenne Inhaber, die ihren Kindern sagen müssen: Ihr dürft einfach nicht weg.“  

MuM

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