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Personal > Stepstone-CEO Dettmers

Unternehmen machen es Bewerbern häufig schwer, den richtigen Job zu finden

Unternehmen formulieren zu wolkig. Und werben meist nicht richtig. Mehr Offenheit ist nötig. Ein Gastbeitrag von Stepstone-CEO Sebastian Dettmers.

Sebastian Dettmers ist Stepstone CEO und Autor von „Die große Arbeiterlosigkeit“. Bildquelle: Stepstone

Neulich bei X, früher Twitter. Jemand sieht den TV-Spot unserer Jobplattform Stepstone skeptisch. Darin freuen sich Menschen über eine Jobzusage und jubeln: „Ich hab’ den Job!“ Der Spot sei aus der Zeit gefallen, so die Kritik. Viel realistischer sei es doch, würde stattdessen ein Recruiter jubeln: „Ich hab’ den Mitarbeiter!“ Die Skepsis ist berechtigt. Und gleichzeitig auch nicht.

Berechtigt ist sie, weil die Wende am Arbeitsmarkt längst begonnen hat. Die Zahl der Erwerbstätigen erreichte 2022 in Deutschland ihren Höhepunkt, ab jetzt sinkt sie. Millionen Babyboomer gehen in Rente, die Zahl der jungen Berufseinsteiger gleicht das nicht aus. Das Zeitalter der Arbeiterlosigkeit ist da. Hinzu kommt: Die Produktivität in Deutschland stagniert seit Jahren. Das bedeutet, weniger Erwerbstätige müssen künftig mehr leisten und produktiver arbeiten, um unsere Wirtschaftskraft und unseren Wohlstand aufrechtzuerhalten. Die richtigen Mitarbeiter an der richtigen Stelle werden für Unternehmen deshalb immer ­wichtiger.

Hier liegt die Krux. Zu viele Menschen stecken im falschen Job. Unsere Marktforschung zeigt: Vier von zehn Beschäftigten denken mehrmals im Monat an einen Jobwechsel. Nur 29 Prozent gehen gerne zur Arbeit. Noch weniger fühlen sie sich ihrem Arbeitgeber verbunden. Aber warum treffen so viele Menschen die falsche Jobent­scheidung? Warum fällt es so vielen Arbeitgebern schwer, das richtige Personal einzustellen? Weil es aufgrund der Arbeiterlosigkeit immer schwieriger wird, Mitarbeiter zu finden. Aber auch, weil es sich für Menschen auf Jobsuche oft nicht so anfühlt, als würden Unternehmen um sie werben. Weil der Jobmarkt nicht funktioniert. Das ist aus der Zeit gefallen, derzeit aber Realität.

Deshalb ist die Skepsis gleichzeitig unberechtigt. Denn es wird den meisten Bewerbern noch zu schwer gemacht, den richtigen Job zu finden. Bewerber sollen im Anschreiben begründen, warum sie die beste Wahl für die Stelle sind, aber in Stellenanzeigen fehlen entscheidungsrelevante Informationen. Bewerber sollen ihre Gehaltsvorstellungen angeben, aber Unternehmen wollen sich nicht in die Karten schauen lassen. Bewerber sollen Mühe in eine Bewerbung investieren, aber mehr als jeder zweite bekommt keine qualifizierte Rückmeldung. In Deutschlands Bewerbungsprozessen ist die Wende am Arbeitsmarkt noch nicht angekommen. 

Die gute Nachricht: Der Handlungsdruck war noch nie so hoch. Und die Chancen, den richtigen Job für jeden zu finden, standen noch nie so gut. Mit neuen Technologien und künstlicher Intelligenz können wir den Jobmarkt digitalisieren und ihn an die neuen Bedürfnisse der Arbeiterlosigkeit anpassen. Wir können ihn zu einem Ort machen, an dem sich Bewerber und Arbeitgeber auf Augenhöhe begegnen: verbindlich, transparent, hürdenlos, schnell. Voraussetzung ist, dass Unternehmen sich neuen digitalen Recruiting-Prozessen öffnen und Informationen bereitstellen, etwa zu Firmenkultur und Benefits, aber auch zum Bewerbungsprozess. Denn Informationen sind die Grundlage für das automatisierte Verknüpfen von Unternehmen mit wirklich passenden Mitarbeitern.

Als Recruiting-Plattform arbeiten wir täglich an intelligenten Technologien, die im Hintergrund permanent Billionen von Datenpunkten abgleichen und automatisch die richtigen Verbindungen herstellen. Die Algorithmen lernen täglich dazu, sodass wir mit jedem Klick, jeder Interaktion und jeder Information besser verstehen, welche Unternehmen mit welchen Menschen wirklich zusammenpassen. 
Wenn wir es gemeinsam schaffen, den Jobmarkt zu digitalisieren, dann wird der freudige Ausruf „Ich hab’ den Mitarbeiter!“ zum neuen Standard und zur ultimativen Erfolgsformel der Wirtschaft. Und wer weiß, – vielleicht wird es dann sogar einen neuen Werbespot geben.

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