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Personal > Serie Bürokratie

Gelesen, gelacht, gelocht: Wenn der Bus nicht mehr kommt

Alle Räder stehen still - weil bei den Logistikern die Fahrer fehlen. Die Ausbildung wird auch von der Arbeitsagentur nicht gefördert und ausländische Bewerber werden mit Formularen statt mit offenen Armen empfangen.

Bus in Oberammergau
Oft scheitert der Berufsanfang als Busfahrer an den bürokratischen Hürden, die Deutschland für die Berufseinsteiger bereithält. Bild: Shutterstock

Mögen Bus-, Bahn- und Speditionen oft genug Konkurrenten sein, ein Problem teilen sie alle: Sie suchen nicht nur händeringend qualifizierte Fahrer. Sie konkurrieren auch noch international mit Wettbewerbern. In Europa sind derzeit geschätzt 300.000 solcher Stellen unbesetzt. Mindestens 70.000 Lastwagenfahrer fehlen allein in Deutschland. Dazu kommen rund 7800 Omnibusfahrer - bei politisch gewollt steigenden Fahrgastzahlen. 
Das Problem wird sich noch verschärfen, denn für viele Fahrer naht die Rente und vielen jungen Menschen erscheint dieser Beruf mit großer Verantwortung und langen Arbeitszeiten wenig erstrebenswert. Um so wichtiger wäre es für die hiesige Wirtschaft und ihre Güter, den Berufstand attraktiver zu machen. Doch genau das ist das Problem der einheimischen Logistiker. Viele Länder empfangen die Jobsuchenden mit offenen Armen. Deutschland empfängt sie mit Formularen. Hier scheitert der Eintritt ins Fahrerhäuschen immer noch - für Deutsche wie für Ausländer - an bürokratischen Hürden. 

Berlin und Brüssel

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Henning Rehbaum lud deshalb Anfang August rund 50 Unternehmer zum runden Tisch „Fachkräftemangel im Verkehr“ ein. Rehbaum sollte sich auskennen mit der Materie. Der Betriebswirt übernahm den elterlichen Verkehrsbetrieb Bils, leitete später eine Abteilung der Westfälischen Verkehrsgesellschaft. Ihm sollten - als Mitglied der langjährigen Regierungspartei CDU - die Ohren geklungen haben. Denn als größte Hürde nannten alle Beteiligten die überbordenden Anforderungen, für die Politiker in Berlin und Brüssel verantwortlich sind. Die einzige Lösung ihrer Misere sei Entbürokratisierung.

Noch immer sei der EU-Führerschein nötig, selbst wenn die Fahrer jahrelange Berufserfahrung nachweisen könnten. Ohnehin sei das europäische Führerschein-Recht noch von gestern. Eine Reform tue Not. Mindestalter-Vorschriften müssten den Branchenvertretern nach geändert und die Kapazität der Führerscheinklasse D1 von 16 auf 22 Passagiere erhöht werden. Minijobber auf Suche nach einer Festanstellung könnten in den Verkehrsbetrieben Arbeit auch in Teilzeit finden. Gerade hier werden Fahrer und Fahrerinnen für nur einige Stunden am Tag gesucht, etwa für den Berufs- und Schulverkehr am Morgen und am Nachmittag. Aber die Bundesagentur für Arbeit fördert den Führerscheinerwerb für Minijobber nicht. 
Um ausländische Kräfte anzuwerben, wäre aus Sicht der Verkehrsbetriebe dringend die Anerkennung des E-Learning bei der Fahrerqualifikation und die Ausbildung auch in einer Fremdsprache, statt nur in Deutsch, nötig. Allen Ankündigungen der Politik zum Trotz sieht die Branche auch noch keinerlei Besserung beim viel diskutierten Visaverfahren für ausländische Fachkräfte. Noch immer müsse auf die nötigen Konsulatstermine oft Monate gewartet werden. 

Zu Wasser und zu Land 

Bisher sind alle Appelle der Verkehrs-Lobbyisten, zuletzt im April dieses Jahres, verpufft. Da forderte Raimund Klinkner, Präsident des Deutschen Verkehrsforum, eine eigene Ressortstrategie im Bundesverkehrsministerium. Die vorhandenen staatlichen Einrichtungen müssten gestärkt werden, anstatt immer neue öffentliche Gesellschaften, Behörden oder Institute zu bilden. „Bei der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes beispielsweise könnte der operative Teil rechtlich verselbständigt und somit die gesamte Einrichtung flexibler, schlagkräftiger und attraktiver für Nachwuchskräfte werden.“
Das gilt zu Wasser wie zu Land.
 

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