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Personal > Krisenkommunikation

Wie Führungskräfte während der Corona-Krise richtig kommunizieren

Apokalypse, durchseuchen, globale Krise: Viele Begriffe zu Corona sind angsteinflößend. Umso wichtiger ist es, wie Vorstände, Geschäftsführer und Personalleiter in dieser Phase mit ihren Mitarbeitern sprechen.

Von Kurzarbeit über Homeoffice bis zur kompletten Tatenlosigkeit – während der derzeitigen Corona-Krise herrschen bei den Mitarbeitern enorme Unsicherheit und Beunruhigung. „Existenz- und Zukunftsängste können Menschen lähmen, und zwar tiefgreifend. Deshalb ist es sehr wichtig, wie Vorstände, Geschäftsführer und Personalleiter jetzt mit ihren Mitarbeitern sprechen“, sagt Murtaza Akbar, Dozent an der Hochschule Darmstadt im Studiengang Onlinekommunikation und Geschäftsführer der Agentur Wortwahl. „Dass Kommunikation in einer solchen Krisenzeit Chefsache ist, sollte selbstverständlich sein“, ergänzt er.

Zurzeit legten die Menschen jedes Wort zu Corona, das sie unmittelbar betrifft, auf die Goldwaage. „Darüber müssen sich Geschäfts- und Personalführung im Klaren sein“, betont Akbar und empfiehlt, sich vorab genau Gedanken zu machen, welche Worte in welchem Zusammenhang verwendet werden. „Empathie und Wertschätzung sind gefragt, sich als Geschäftsführung in die Mitarbeiter aller Ebenen einzufühlen. Transparenz und Offenheit sind wichtig, aber nicht um jeden Preis, das hat Grenzen“, sagt Akbar und nennt Beispiele. „Worte wie ‚ich‘ und ‚wir‘ sind jetzt empfehlenswert, um Verständnis und eine emotionale Bindung zu zeigen, die natürlich echt sein muss. Negative Superlative wie ‚nie“ oder ‚Gau‘ sind zu vermeiden, und nicht alle Best- und Worst-Case-Szenarien sollten bis ins Detail mit Mitarbeitern durchgesprochen werden. Alle Sorgen, Ängste und Nöte muss die Führung nicht ansprechen. Das verunsichert eher, zumal die Lage ja für nahezu keinen einzuschätzen ist“, sagt Akbar.

 

Die Kunst sei es aktuell, offen, klar, verbindlich und konkret zu sprechen, obwohl die Entwicklung der kommenden Wochen und Monate nicht absehbar ist. Es sei sinnvoll, Meilensteine oder einen Fahrplan zu benennen, wie das Unternehmen weitermacht, und darauf hinzuweisen, dass dies abhängig von Vorgaben der Politik und Medizin ist. 

Vielfältiger Anspruch an die Wortwahl der Unternehmensspitze

Die Geschäftsführung steht vor echten Herausforderungen in mehrfacher Hinsicht: Bei der Kommunikation mit Mitarbeitern muss sie Probleme und Einschnitte, die die Corona-Pandemie für das Unternehmen und die Mitarbeiter mit sich bringt, benennen und zugleich auf die kommenden Aufgaben einschwören sowie ehrlichen Optimismus und Kompetenz ausstrahlen. „Mitarbeiter möchten natürlich eine Führung, an die sie sich bildlich gesehen anlehnen können, die ihnen Orientierung gibt und die weiß, dass die Folgen der Krise die Menschen unverschuldet treffen. Da ist es angebracht, gerade jetzt Wertschätzung und Dank für geleistete Arbeit explizit an- und auszusprechen“, sagt Akbar. 

Die Wortwahl zu Corona entscheide mit, wie Firma und Mitarbeiter zusammen die Krise durchstehen. Es gebe ein sehr starkes Bedürfnis von Mitarbeitern nach Informationen zu ihrem Unternehmen und natürlich ihrem Arbeitsplatz. Deshalb ist regelmäßige und kontinuierliche Kommunikation jetzt Pflicht, um die Mitarbeiter auf dem Laufenden zu halten. Ob über Video, Mitarbeiter-App oder Podcast, am besten so persönlich wie möglich. „Auch um den Flurfunk, der auch jetzt funktioniert, nur eben über andere Kanäle von Whatsapp über Telefon und Videotalks bis zu E-Mails, nicht das Feld zu überlassen“, sagt Akbar.  

Dos und Don’ts für Geschäfts- und Personalleitung bei der Kommunikation mit Mitarbeitern während der Corona-Pandemie

 

Dos

  • Empathisch und wertschätzend: Kommunizieren Sie authentisch, stellen Sie Ihre Einschätzung und Gefühle aus der „Ich“-Sicht dar sowie Gemeinsames empathisch und wertschätzend über „Wir“-Gefühl und -Perspektiven.
  • Verständnisvoll und vorbildlich: Machen Sie deutlich, dass Sie die unverschuldete Lage Ihrer Mitarbeiter verstehen, und handeln Sie vorbildlich.
  • Transparent mit Grenzen: Sprechen Sie offen die Lage an, aber verunsichern Sie Ihre Mitarbeiter nicht mit zu vielen Details zu Ihren eigenen Sorgen und Nöten.
  • Optimismus und Emotionalität: Strahlen Sie Optimismus aus, wenn es für Sie passt und ohne zu übertreiben, halten Sie emotionale Ansprachen nur punktuell, damit sie ihre Wirkung nicht verfehlen.
  • Kompetenz, Sicherheit und Vertrauen: Machen Sie Ihre Kompetenz sprachlich sichtbar mit konkreten Begriffen („Das ist der Status“), agierender Sprache („Das haben wir später vor“). Verwenden Sie einheitliche Botschaften, das schafft Sicherheit und Vertrauen.
  • Motivation und Dank: Motivieren Sie Ihre Mitarbeiter, wenn sie jetzt stärker beansprucht sind, auch für die Rückkehr zum Tagesgeschäft einschließlich des Dankes für die geleistete und kommende Arbeit.
  • Direkt und regelmäßig: Kommunikation in Krisenzeiten ist Chefsache. Sprechen Sie deshalb direkt und regelmäßig zu allen Mitarbeitern, auch um den „digitalen Flurfunk“ zu reduzieren.

 

Don’ts

 

  • Absolute Aussagen: Vermeiden Sie Wörter wie „nie“ und „immer“ in Ihren Aussagen.
  • Negative Superlative: Begriffe wie „Apokalypse“, „Corona-Gau“, „Durchseuchung der Bevölkerung“ schüren unnötige Ängste.  
  • Falsche Hoffnungen: Machen Sie keine Versprechungen und Hoffnungen, die Sie nicht einhalten oder abschätzen können.
  • Uneinheitliche Ansprache, Wortwahl und Tonalität: Bleiben Sie bei einer einheitlichen Wortwahl, Tonalität und Ansprache Ihrer Führungskräfte und Mitarbeiter, sonst wirkt das unsicher und weniger kompetent.
  • Schwammige Begriffe: Vermeiden Sie schwammige Wörter wie „Maßnahmen“.
  • Kontrollierende Sprache: Vertrauen Sie Ihren Mitarbeitern, und vermeiden Sie Wörter wie „kontrollieren“, „überprüfen“, „beaufsichtigen“, „inspizieren“.
  • Führungskräfte nicht mit einbeziehen: Beziehen Sie Ihre Führungskräfte in die einheitliche Sprachregelung mit ein, damit deutlich wird, dass alle an einem Strang ziehen

 

Quelle: Agentur Wortwahl

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