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Energie & Rohstoffe > Refurbishing

So schonen Betriebe mit aufbereiteter Hardware Umwelt und Geldbeutel

Der IT ein zweites Leben geben: Mit Refurbishing können kleine und große Betriebe ihre CO2-Bilanz verbessern und auch noch Geld sparen. Ein Interview mit Thomas Gros, Gründer von Circulee.

Das Unternehmen Circulee kontrolliert jedes Altgerät genau, bevor es zu einem neuen Kunden geht.
Genauer Blick: Das Unternehmen Circulee kontrolliert jedes Altgerät genau, bevor es zu einem neuen Kunden geht. Bildquelle: Circulee

Nachhaltigkeit hat viele Facetten für Unternehmen. Die Wiederaufbereitung von Material und Geräten ist etwas, was in Deutschland noch nicht so gehandhabt wird wie in einigen anderen Ländern, obwohl es die CO2-Bilanz verbessert und Geld spart. Circulee ist ein Start-up, das mittelständische Unternehmen mit professionell aufbereiteter IT-Hardware beliefert. Kreislaufwirtschaft zum Nutzen aller. Über die Hürden und Chancen spricht der Gründer von Circulee, Thomas Gros.

Wir trennen unseren Müll seit Jahrzehnten in gelben Säcken, Recycling ist wahrlich nichts Neues. Aber bei Unternehmen ist es kaum üblich, recycelte IT zu verwenden – obwohl das so nachhaltig wäre. Warum?

Da gibt es vielfältige Gründe. Betriebe hatten in der Vergangenheit keine wirklich gute Alternative, gebrauchte IT-Hardware zu kaufen. Der Gebrauchtmarkt war noch nicht auf der Höhe, auf der er heute ist – auch rein vom Level seiner Professionalität. Außerdem werden die technischen Fähigkeiten von IT-Hardware immer größer. Die Lebenszyklen verlängern sich. Mittlerweile gibt es im Bereich der Generalüberholung schlichtweg technische Fähigkeiten, die es ermöglichen, IT-Hardware so neu aufzubereiten, dass sie nicht bloß für Privatpersonen, sondern auch für die Anforderungen von Unternehmen funktioniert.

Dann laufen ihnen die Kunden in Scharen zu?

Es gibt noch sehr viele Skeptiker, und wir begegnen diesen jeden Tag. Also Unternehmen, die wirklich partout ihre Einkaufspolitik nicht überdenken wollen. Wir versuchen dann, mit belegbaren Argumenten und Tools, diese Hürde zu überspringen.

Bei Neuware hat man Gewährleistung und gewisse Sicherheiten als kaufendes Unternehmen. Wie ist das bei Ihnen?

Unternehmen, die eine gewisse Bonität haben, ermöglichen wir, Geräte bei uns umsonst und risikofrei zu testen. Wir verschicken ein Gerät und geben dem Unternehmen oder dem IT-Administrator 30 Tage Zeit. Wenn die Zufriedenheit da ist, dann behalten sie das Gerät, sonst wird es einfach zurückgeschickt. Des Weiteren nutzen wir Garantien und Versicherungen, um das wahrgenommene Risiko zu reduzieren. Standardmäßig bieten wir eine Garantie über zwölf Monate an. Aber es gibt auch die Möglichkeit, diese Garantie zu geringen Kosten zu erweitern. Außerdem kann man Versicherungen buchen, zum Beispiel auf die Batterie oder auf Unfallschäden.

Ist die Qualität vergleichbar mit Neuware?

Wir sind mit hohem Selbstbewusstsein unterwegs, weil wir eine sehr hohe Kundenzufriedenheit sehen und täglich neu bestätigt bekommen. Wir haben einen Net Promoter Score von über 70. Die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Produkte auch weiterempfohlen werden, liegt bei uns also zum Teil sogar höher als bei Apple. Aber die initiale Hürde muss erst mal übersprungen werden und dazu gehört auch ein sehr geschultes Personal, das berät und dabei in der Lage ist, auf die Bedenken der Unternehmen einzugehen. Die technischen Aspekte genau zu beleuchten und IT-Entscheider von der Wahrnehmung abzubringen, dass gebrauchte IT in der Qualität gegenüber Neugeräten hintenanstünde.

Welche Argumente müssen Sie anbringen?

Wir haben tatsächlich sehr viele IT-Entscheider da draußen, die wirklich konservativ agieren und ehrlicherweise auch nicht die Incentives haben, Dinge zu ändern. Das heißt, dass wir in unseren Gesprächen wirklich eine ganze Reihe an technischen Argumenten liefern, aber auch gleichzeitig die eben erwähnten Sicherheiten anbieten. Ein wichtiges Argument ist, dass der Prozess der Generalüberholung von IT-Hardware auf einem deutlich höheren Niveau ist als noch vor einigen Jahren. Wir haben mittlerweile ein professionelles Ökosystem, können Geräte in großen Mengen überprüfen und so sicherstellen, dass wirklich alle technischen Funktionalitäten des Gerätes auch einwandfrei gegeben sind.

Funktioniert die Software auf den alten Geräten?

Das ist ein wichtiger Punkt. Auch hier lässt sich sagen, dass die Zyklen immer länger werden, mit denen die Systeme laufen. Bei Windows erkennt man das am besten. Hier hat sich der Stand der Technik ziemlich gewandelt. Wir sprechen mittlerweile über Lebenszyklen von sechs bis acht Jahren. Ein Gerät, das zwei Jahre benutzt wurde, hat also nach unserer Generalüberholung noch vier Jahre in seinem zweiten Leben vor sich.

Viele Betriebe haben mit Refurbishing schlechte Erfahrung gemacht. Worauf sollten Firmen achten?

Als erstes sollten sie fragen, woher die Geräte ursprünglich stammen. Wir bei Circulee bekommen unseren Devices ausschließlich aus dem professionellen IT-Leasing-Umfeld, wodurch die Qualität der eingehenden Geräte in den meisten Fällen per se höher ist als auf anderen Market Places. Wir nutzen zudem einen TÜV- und ISO-zertifizierten Qualitätsprozess über 19 Stufen, da testen wir alle Funktionalitäten der Geräte, achten aber auch auf visuelle Gebrauchsspuren. Das ist ein großer Unterschied zu klassischen Refurbishern, die ja oft in einem Marktplatzmodell arbeiten und die Geräte eben nicht in einem zentralen Prozess anfassen. Natürlich ist für Firmen auch immer ein guter Service wichtig bis hin zu der Frage, was mit den Geräten am Ende des zweitens Lebenszyklus geschieht. Eine adäquate Entsorgung bei professionellen Recyclingunternehmen bedeutet, dass die Geräte auseinandergenommen und Materialien so wiedergewonnen werden können.

Oft hört man: Meine Kiste ist zu langsam, ich brauche eine neue. Reicht die Geschwindigkeit von Laptops aus, wenn sie ein paar Jahre alt sind?

Immer mehr Rechenleistung geht ja in die Cloud, die Verarbeitung von Daten zum Beispiel. Das bedeutet, dass die unternehmensseitigen Ansprüche an die technische Leistungsfähigkeit von IT-Devices tendenziell sinkt, denn sie werden mehr und mehr zu reinen Terminals. Die Rechenleistung wird in der Cloud gewährleistet. Heutzutage muss ich nicht mehr das schnellste und stärkste Gerät haben, um einfache Businessprozesse zu erledigen.

IT-Abteilungen haben es gern, wenn alle die ­gleichen Rechner oder dieselbe Marke haben. Ist das mit generalüberholten Geräten möglich?

Bei Circulee können wir auch in sehr großen Volumina einheitliche Modelle liefern – und zwar nicht nur die gleichen Marken, sondern auch wirklich die gleichen Spezifikationen. Das liegt daran, dass wir die CHG als großes IT-Leasing-Unternehmen hintendran haben, die uns Zugang zu einer großen Menge an Rückläufern geben.

Sparen Mittelständler mit Gebrauchtgeräten CO2?

Wenn unsere Kunden ein generalüberholtes Gerät von uns länger nutzen, es also einem zweiten Lebenszyklus zugeführt wird, wird automatisch der Produktionspunkt von neuen Geräten nach hinten verschoben und dabei wird CO2 gespart. Basierend auf Recherche von Externen können wir genau die CO2-Bilanz der Geräte festlegen. Wir wissen also, wie viel CO2 frei wird in der Produktion, in der Nutzung und der Logistik. Durch die Verlängerung von Lebenszyklen lässt sich dann berechnen, wie sich der Produktionspunkt von neuen Geräten nach hinten verschiebt und wie viel CO2 sich durch die Weiternutzung einsparen lässt.

Können Mittelständler, die mit Ihnen zusammenarbeiten, die CO2-Einsparungen in ihrer ESG-Bilanz auch abbilden?

Wir haben ein digitales Cockpit gebaut, auf dem Kunden die genauen CO2-Einsparungen ihrer Gerätelandschaft einsehen können, was die meisten in ihren Nachhaltigkeitsbericht aufnehmen. Diese Unternehmen nutzen gebrauchte IT für sich, um einen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit für das eigene Unternehmen zu gehen und natürlich auch, um Anschaffungskosten zu senken und damit Geld zu sparen.

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