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Finanzierung > Umfrage

Energiehilfen erreichen kleine Betriebe nicht ausreichend

Die Energiekrise mag in den Köpfen vieler Verbraucher nicht mehr allzu präsent sein, aber vor allem Kleinunternehmen machen sich große Sorge im Hinblick auf den Winter, wie eine Umfrage zeigt.

Bildquelle: Shutterstock

„Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da“, heißt es in einem bekannten Kinderlied, dass neulich zum Erntedank wieder zig-tausendfach gesungen wurde. Doch ganz unromantisch ist das auch die Zeit, an das Thema Energiekrise zu denken. Der Winter 2022/23 mag vergleichsweise glimpflich verlaufen sein. Aber deswegen ist für die nahende kalte Jahreszeit beileibe keine Entspannung angesagt.

Zwar hat die Bundesregierung zuletzt die sinnvolle Verlängerung der Preisbremsen für Strom und Gas bis Ende März 2024 beschlossen. Aber ab 1. Januar soll die Mehrwertsteuer auf Gas vorzeitig wieder von sieben auf 19 Prozent steigen. „Das heißt, die Regierung sorgt für höhere Preise und subventioniert diese dann. Die Sinnhaftigkeit dieses Vorgehens erschließt sich mir nicht“, sagt Christian Steiger, Geschäftsführer von Lexware.

Der Hersteller von Business-Software für Selbstständige und kleine Unternehmen hat in einer Umfrage unter rund 2700 Kleinunternehmen ermittelt: Die Mehrheit der Betriebe fühlt sich von der Politik alleingelassen (63 Prozent) und heute schon überfordert (62 Prozent). Dabei haben die heizintensiven Monate noch gar nicht angefangen. Doch schon aus heutiger Sicht hat nur ein Drittel (36 Prozent) das Gefühl, dass ihr Geschäft einen weiteren Winter ohne (größere) Einschränkungen überstehen würde, der ähnlich oder noch heizintensiver als der letzte wird.

Ein Grund für die Sorgen begründet sich in den nach mehreren Krisenjahren aufgezehrten Ersparnissen. Gerade mal 11 Prozent der Befragten unterschreibt aktuell uneingeschränkt die Aussage, dass das Unternehmen keine großen finanziellen Sorgen haben, die Geschäfte gut laufen und der Ausblick positiv ist. Besonders schwierig gestaltet sich die Lage wohl bei den kleinen und mittleren Unternehmen: Hier stimmen jeweils sogar nur 5 Prozent dieser Aussage zu.

Kein Wunder: Die letzten Jahre waren für Unternehmen teuer: Bei 45 Prozent von ihnen sind die Kosten für die Produktion gestiegen und bei 67 Prozent die Kosten für ihre benötigten Materialien. Entsprechend haben sich 62 Prozent entschieden, ihre Preise zu erhöhen – deutlich mehr als unter den Solo-Selbstständigen und Kleinstunternehmer (48 Prozent). Erstere spüren dann auch die Folgen eines solchen Schritts deutlicher: 37 Prozent von ihnen haben durch ihre Preiserhöhungen Kundinnen und Kunden verloren, während es bei Letzteren 29 Prozent waren. Insgesamt scheint die Situation für 16 Prozent besonders prekär gewesen zu sein: Sie haben zwischenzeitlich darüber nachgedacht, ihren Betrieb aufzugeben.

Die Hilfe der Bundesregierung im vergangenen Winter bewerten Klein- und mittleren Unternehmen differenziert nach dem Motto: Spät, aber besser als nichts. Zwar kam der grundsätzliche Ansatz der Preisbremsen bei immerhin jedem Zweiten (48 Prozent) gut an, auch wenn die gedeckelten Preise teilweise als zu hoch empfunden wurden. Andererseits war die Einmalzahlung im letzten Dezember – die ja explizit auch für KMU gedacht war – in den Augen von nur einem Fünftel der Befragten (20 Prozent) sinnvoll. Fast doppelt so viele (37 Prozent) hätten das Geld dagegen lieber in die Strom- und Gaspreisbremsen investiert gesehen.

Insgesamt fühlen sich knapp zwei von drei der Befragten (62 Prozent) eher oder sogar sehr schlecht vom Staat unterstützt. Das sind zwar neun Prozentpunkte weniger als im September letzten Jahres, aber dennoch vier mehr als im Dezember 2022. „Statt die letzten Monate zu nutzen, sich und das Land auf den kommenden Winter vorzubereiten, hat die Regierung vor allem miteinander gestritten“, urteilt Lexware-Chef Steiger: „Bald drängt die Zeit wieder. Dennoch sind Lösungen, die wirklich und vor allem dauerhaft helfen, nicht in Sicht.“ Es sei zu befürchten, dass sich die Situation aus dem letzten Jahr wiederholt.

Dabei könnte späte Hilfe per Gießkanne für viele zu spät kommen: Jeder zweite Solo-Selbstständige, Kleinst-, Klein- und mittlere Unternehmer berichtet beim Ausblick auf die kommende Heizsaison von Existenzängsten. Vor einem Jahr war der Wert mit 40 Prozent zwar auch schon hoch, aber deutlich niedriger als heute. Das kann für die 3,8 Millionen Solo-Selbstständigen, Kleinst-, Klein und mittleren Unternehmen und ihre über 12 Millionen Mitarbeiter böse ausgehen. „Das Signal an Menschen, die gründen wollen, ist verheerend: Der Staat interessiert sich schlicht nicht ausreichend für die "Kleinen" und weiß auch nicht, wie man ihnen effektiv helfen könnte“, sagt Steiger. Dabei brauche es gerade jetzt Impulse, um den Gründungsmut wieder zu steigern und den sinkenden Gründungszahlen etwas entgegenzusetzen.

 

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