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Die grüne Welle in der Fertigung

Hunderttausende Tonnen CO2 hat Fero Labs schon eingespart. Was passiert, wenn Software-Nerds dahin gehen, wo es richtig schmutzig ist.

Hochofen
Bild: ABCDstock/Shutterstock.com

Es ist, als ob man einen USB-Stecker in den Hochofen steckt und weiß, was sich bis aufs Gramm genau im Innenleben des mehr als 1000 Grad heißen Stahlgemischs tut. Die Software von Fero Labs analysiert die entnommenen Proben quasi in Echtzeit und erkennt, ob für das jeweils gewünschte Endprodukt alle Inhaltsstoffe in der Mindestgewichtung enthalten sind. Früher haben Stahlproduzenten Nickel und andere Zuschlagstoffe so lange zugefügt, bis von allem genug da war. So wurden Geld und wichtige Rohstoffe verschwendet. Dank der Technologie von Fero Labs geht das präziser.

Ein großer Kunde ist der brasilianische Stahlriese Gerdau. Außerdem setzt die Chemiebranche die Software der Düsseldorfer ein, ebenso die Zementindustrie. Weitere Kunden von Fero Labs heißen Henkel, ABB, Uniper, Ford und Covestro. Sie alle brauchen für den Umbau zu mehr nachhaltiger Produktion eine spezialisierte Software, die die Effizienz steigert – wie die der Düsseldorfer.

Optimieren einerseits, neue Produktion andererseits – beides lässt sich Tim Eschert, Geschäftsführer von Fero Labs, zufolge gleichzeitig angehen: „Man kann ja bestehende Prozesse in sich effizienter machen und gleichzeitig den gesamten Prozess umstellen.“ Für ihn muss die Verbindung von Qualität und Nachhaltigkeit dabei gleichzeitig gedacht werden: „Einige möchten Topqualität mit möglichst wenigen Ressourcen erreichen. Für andere ist es klüger, in der Produktion sehr konstant eine gewisse Mindestschwelle von Qualität zu erreichen.“

Wird die Produktion effizienter, sinkt womöglich auch der CO2-Ausstoß. „Wir prognostizieren industrielle Produktionsprozesse mit KI und Machine Learning“, sagt Eschert. Kunden könnten „in zwei Monaten damit messbare Effekte erzielen“. Das Gute an solchen technologischen Lösungen sei, dass man nicht für jedes Werk einen neuen Proof of Concept machen müsse. Die Skalierung ermöglicht entsprechend, die Software rasch auf weitere Werke auszurollen. Bei Gerdau habe man beim ersten Werk knapp drei Monate gebraucht, bis alle Schnittstellen gesetzt waren – inzwischen sind es pro Werk zwei Wochen.

Ende März verkündete Fero Labs die Partnerschaft mit der Celsa Group, einem der führenden europäischen Hersteller von kreislauffähigem und emissionsarmem Stahl. In einem Pilotprogramm im norwegischen Werk der Gruppe helfen die Algorithmen von Fero Labs dabei, Emissionen und Kosten zu senken. Für Unternehmen wie Celsa sind Rohstoff- und Legierungskosten eine ständige Herausforderung. Die steigenden Preise für Rohstoffe, Energie und Vorprodukte haben die Stahlhersteller zusätzlich motiviert, technologische Lösungen zu nutzen.

„Fero hilft uns dabei, nachhaltiger zu sein und Kosten zu senken. Diese Implementierung wird unseren Betrieb erheblich verbessern. Wenn sie die Erwartungen erfüllt, können wir sie in unseren Schwesterwerken in ganz Europa implementieren“, sagt Utku Öner, CEO von Celsa Nordic. Die Software von Fero Labs analysiert jede Charge, während sie sich noch im Schmelzwerk befindet, und empfiehlt die optimale Menge an Legierungen zum Hinzufügen, um Abfall und Kosten zu reduzieren. Untersucht werden soll auch, wie sich der Ertrag verbessern, der Energieverbrauch optimieren und die Zahl der Fehler verringern lässt.

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