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Revolution aus dem 3D-Bioprinter

Cellbricks wollen eines der wesentlichen Probleme der Medizin lösen: die Knappheit an Spenderorganen. Sie werden gedruckt.

Cellbricks
Drucken mit menschlichen Zellen: Cellbricks arbeitet an Brustimplantaten, die verträglicher sind als Silikon. Bild: Cellbricks

In Deutschland warten rund 11.000 Menschen auf ein Spenderorgan. Es mangelt vor allem an Nieren und Herzen. Zudem erkranken pro Jahr mehr als 70.000 Frauen an Brustkrebs, benötigen Implantate. Cellbricks will helfen. Die Berliner stellen mit einem 3D-Bioprinter menschliches Gewebe her. Sie drucken Implantate mit echten, teils patienteneigenen Zellen. Die noch junge Firma beginnt mit Gewebeimplantaten ohne Organfunktion für Brustrekonstruktion und Zell- und Gentherapie.

Alexander Leutner, der Cellbricks gemeinsam mit Joachim von Arnim führt, sagt: „Wir stehen vor einer Therapie-Revolution. Mit unserer 3D-Bioprinting-Plattform können wir das nächste Biontech werden.“ Am Beispiel Brustkrebs bedeutet das: Oft muss der Tumor per Operation entfernt werden, manchmal sogar die gesamte Brust. Bisher werden zur Rekonstruktion oft noch Implantate aus Silikon eingesetzt. Das Risiko besteht vor allem darin, dass der Körper die Fremdkörper einkapselt. Zudem müssen die Implantate im Laufe des Lebens ausgetauscht werden.

Cellbricks will sein Verfahren schon innerhalb dieses Jahrzehnts so weit entwickelt haben, dass biologische Brustimplantate in den menschlichen Körper eingesetzt werden können. „Frauen, die an Brustkrebs erkranken, können wir ihre Brust auf natürliche Weise, basierend auf ihren eigenen Zellen, rekonstruieren“, sagt Leutner.

Dass Menschen von Gewebeimplantaten aus dem 3D-Bioprinter profitieren, ist nur der erste Schritt. Weit vorangeschritten ist auch schon die Entwicklung von Gewebe mit organischer Funktion. „Gewebe mit Organfunktion aus dem 3D-Drucker schaffen es innerhalb einer Dekade zur Marktreife“, meint Leutner. Eine Herausforderung und damit auch der Schlüssel der Technologie liege darin, mittels neuartiger Biotinte und Software die richtige Umgebung für die Zellen zu schaffen.

„Natürlich klingt das sehr futuristisch, aber auch über die Gensequenzierung hat man gesagt, dass es sehr lange dauern wird, bis sie finanzierbar ist.“ Geld spielt gerade eine große Rolle in der Cellbricks-Führung. „Wir sind auf gewisse Summen beim Funding angewiesen, um es seriös zu machen“, gibt Leutner zu. Was für Cellbricks und seine 16 festen Mitarbeiter spricht: Wenn die Implantate entwickelt und zugelassen sind, lässt sich die Produktion ideal skalieren. Der Markt ist riesig – das Marktforschungsinstitut Grand View Research sieht das Volumen derzeit bei knapp zwei Milliarden Dollar. Bis 2030 sollen es mehr als fünf Milliarden Dollar sein.

Cellbricks ist zwar der einzige europäische Vertreter, der die gesamte Wertschöpfungskette abbildet, aber weltweit nicht allein. „Das Rennen um Vorherrschaft läuft. Und es wird auch über Geld entschieden“, sagt der Co-Chef. Es gibt eine Handvoll Unternehmen weltweit, die Ähnliches planen, alle mit anderen 3D-Druckverfahren. „Sie sind technologisch nicht unbedingt weiter als wir, aber besser aufgegleist bei der Finanzierung oder haben einen starken Partner an der Seite“, sagt Leutner. Bayer könnte für Cellbricks so ein starker Partner sein.

Erste Belege für den Erfolg des Verfahrens hat Cellbricks erbracht. Der 3D-Bioprinter produzierte aus Gelatine und Hautzellen ein Pflaster, das auch großflächige Wunden verschließen soll. Ein Anwendungsfall sind Astronauten, bei denen auf langen Weltraumreisen Wunden vor Ort versorgt werden müssen.

Solche Visionen standen am Anfang von Cellbricks. Firmengründer Lutz Kloke baute seine Promotion um die Entwicklung des neuartigen 3D-Biodruckverfahrens. Die Doktorarbeit sei „im positiven Sinne aus dem Ruder gelaufen“, sagt er. Zunächst trat Joachim von Arnim als Angel-Investor auf den Plan und verliebte sich dann so sehr in das Projekt, dass er das Unternehmen nun gemeinsam mit Leutner operativ führt. Kloke macht das, was er am liebsten macht – im Labor stehen.

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