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Rankings > Die besten Mittelständler

„Immer besser“ treibt an

Miele hat Autos gebaut, Fahrräder und Milchzentrifugen. Heute konzentriert sich das Unternehmen auf langlebige Hausgeräte. Deswegen ist das Gütersloher Traditionshaus auch für den Mittelstandspreis der Medien nominiert.

Elektrischer Geschirrspüler
Ab in die Tonne: Der erste elektrische Geschirrspüler Europas von 1929 wurde noch von oben befüllt. Bild: picture-alliance / dpa | Miele

Kochen und Autofahren haben eines gemeinsam: Man kommt auch mit billigen Produkten ans Ziel. Die Frage ist nur, wie lange und wie gut. Bei Haushaltsgeräten gehört Miele zu jenen Anbietern, die mit hoher Qualität sehr gute Ergebnisse und eine lange Lebensdauer verbinden. Allerdings sind solche Premiumeigenschaften – wie beim Auto – nicht für jeden Geldbeutel erschwinglich. Mit dieser Marktpositionierung hat das Familienunternehmen aus Gütersloh zuletzt 5,43 Milliarden Euro umgesetzt. Die Wettbewerber heißen Elec­trolux, Samsung, LG oder Bosch-Siemens, jeweils nur Geschäftsbereiche von Weltkonzernen, die sich auch noch auf völlig anderen Märkten tummeln. Miele hingegen ist im 124. Jahr der Firmengeschichte nur bei Haushaltsgeräten aktiv.

Das war nicht immer so. Vor dem Ersten Weltkrieg stellte das Unternehmen sogar Automobile und bis in die 1960er-Jahre Fahr- und Motorräder her. Auch Küchenmöbel waren im Programm – die Fertigung wurde 2005 verkauft. Begonnen hat das Unternehmen von Carl Miele und Reinhard Zinkann bereits 1899 in Herzebrock nahe Gütersloh mit der Herstellung von Milchzentrifugen. „Immer besser“ stand auf den Produkten. Zwei Jahre später kam die erste Miele-Waschmaschine auf den Markt. 1907 zog der Betrieb von Herzebrock nach Gütersloh-Nordhorn in eine ehemalige Pumpenfabrik.

Mit Markus Miele und Reinhard Zinkann leitet heute die vierte Generation der Gründer den Hausgerätehersteller, der sich explizit als Familienunternehmen versteht, obwohl inzwischen mehr als 23.000 Beschäftigte auf den Gehaltslisten in 100 Ländern stehen. Die Familie fühlt sich den Beschäftigten verpflichtet. Bei Beerdigungen eines Mitarbeiters aus dem Gütersloher Stammwerk ist in der Regel ein Mitglied der Geschäftsführung vertreten. Nur Gewerkschaften duldet man traditionell nicht. Stolz verweist das Unternehmen darauf, dass es trotz eines stark umkämpften Marktes finanziell unabhängig ist und das Geschäft aus eigenen Mitteln finanziert.

Bis ein Waschmaschinenmodell auf den Markt kommt, muss es sich über 10.000 Stunden im Dauerbetrieb bewähren. So will man sicherstellen, dass das neue Modell einen Haushalt auch wirklich 20 Jahre nicht im Stich lässt. Damit betreibe man einen höheren Aufwand als bei der Entwicklung von Automotoren, die einen Testzyklus von rund 3000 Stunden durchliefen, heißt es bei Miele. Bei der neuen Generation von Küchengeräten, die über Internet mit dem Hersteller vernetzt werden können, will Miele per Update sogar die bereits verkauften Geräte nachbessern.

„,Immer besser‘ treibt uns bis heute an“, betont Firmenchef Miele. Dabei geht man manchmal ungewöhnliche Wege. Von einem Medizinspezialisten stammt eine Technologie, mit der für den Transport heruntergekühlte Organe behutsam wieder auf Körpertemperatur gebracht werden, bevor man sie transplantiert. Übertragen auf einen speziellen Mikrowellenofen kann so sogar ein in einen Eisblock gepackter Fisch garen.

Die Spezialisten von Miele haben auch eigene Waschmittel entwickelt, die als Kartusche in die Maschine eingesetzt werden. Das Gerät misst die Befüllung und bestimmt die nötige Menge an Waschmittel und Weichspüler. „Immer besser“ kommt so der Umwelt zugute und Miele natürlich auch, denn mit den Waschmitteln erschließt sich das Unternehmen ein zusätzliches Geschäftsfeld.

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