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Personal > Leadership

„Führungskräfte sollten sich auf das Menschliche konzentrieren“

Der Mittelstand ist auch dank seiner Führungskultur ein attraktiver Arbeitgeber, sagt Strategieberater Franz Kühmayer im Interview. Außerdem erklärt er, welche Eigenschaften ein guter Chef mitbringen muss.

Personalverantwortliche in Unternehmen sprechen häufig von Leadership. Wie definieren Sie den Begriff?

Als Erfinder des Begriffs gilt der Harvard-Professor John P. Kotter. Laut ihm überwachen Manager, dass Dinge richtig gemacht werden, während Leader dafür sorgen, dass die Mitarbeiter die richtigen Dinge erledigen. 

 

Ich denke, wir sollten noch einen Schritt weitergehen. Ein Leader ist dafür verantwortlich, dass im Betrieb eine angenehme Unternehmenskultur herrscht, damit die Mitarbeiter gut und gerne arbeiten können. Diese Führungsqualitäten werden immer wichtiger.

Weshalb?

Früher war es üblich, dass der Geschäftsführer alle wichtigen Entscheidungen selber getroffen hat. Das ist heutzutage kaum mehr möglich, da die Arbeitswelt mittlerweile so komplex ist, dass eine Person nicht mehr alles überblicken kann. Ein guter Chef sollte also dafür sorgen, dass die Entscheidungen in die Organisation hineingetragen werden und auf mehrere Schultern verteilt sind.

 

Außerdem ist die Arbeitsgestaltung vielfältiger geworden. Home-Office oder Teilzeit sind in vielen Unternehmen üblich. Das ist auf der einen Seite gut, weil es den Mitarbeitern ermöglicht, die Arbeitsbedingungen ihrem Leben anzupassen. Auf der anderen Seite gefährdet dies aber auch das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Belegschaft. Den Gemeinschaftsgeist zu erhalten, ist auch eine Aufgabe von Führungskräften.

Wie erreicht ein Vorgesetzter das?

Wichtig ist, dass sich die Führungskräfte auf das Menschliche konzentrieren. In einer Zeit in der Maschinen immer mehr analytische Aufgaben besser als der Mensch erledigen, sollten sich die Leader auf Fähigkeiten wie Empathie, Kreativität und Kommunikation konzentrieren. Den Zusammenhalt kann man außerdem mit Instrumenten wie Mitarbeiterbeteiligungen fördern. Wichtig ist auch, dass die Mitarbeiter einen Sinn in ihrer Arbeit sehen. Ein Vorgesetzter kann das fördern, indem er den Angestellten Verantwortung überträgt und sie für Ihre Leistungen wertschätzt. Hier ist der Mittelstand weiter als Konzerne.

 

Kann der Mittelstand mit einer guten Führungskultur Fachkräfte für sich gewinnen?

Durchaus. Der Mittelstand hat bei der Arbeitgeberattraktivität die besten Voraussetzungen. Die Mitarbeiter dürfen meistens eigenverantwortlich Entscheidungen treffen, sehen oft unmittelbar die Auswirkungen ihrer Arbeit und stehen im direkten Austausch mit der Geschäftsführung.

 

Viele junge Menschen gehen nach dem Studium allerdings erst zu einem namhaften Konzern. Mit der Zeit merken aber etliche, dass sie im Konzern nur einer unter vielen sind und sie sich bei einem Hidden Champion aus dem Mittelstand besser verwirklichen können. Trotzdem ist das keine Botschaft an den Mittelstand sich auszuruhen.

Woran muss der Mittelstand im Bereich des Leaderships noch arbeiten?

In hunderttausenden Unternehmen steht in den kommenden Jahren ein Generationswechsel in der Führungsspitze im Zuge der Unternehmensnachfolge an. Das sollten die mittelständischen Betriebe nutzen, um sich diverser aufzustellen, etwa in dem mehr Frauen in die obere Führungsebene einbezogen werden. Studie belegen, dass Unternehmen mit einer heterogenen Führungsstruktur bessere Ergebnisse erzielen, weil in die wichtigen Entscheidungen unterschiedliche Sichtweisen einfließen.

Franz Kühmayer lehrt an mehreren Hochschulen wie zum Beispiel am Lehrstuhl für Wirtschaftspsychologie der Porsche Fachhochschule Wien. Zudem arbeitet er als Trendforscher für den Thinkthank Zukunftsinstitut. Auch in seiner Zeit als COO von Microsoft Österreich hat er sich schon mit dem Thema Leadership auseinandergesetzt. Seit 2015 veröffentlicht er jährlich einen Leadership-Report.

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